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Dax-Stimmung: Wer soll jetzt noch kaufen?

Die Bullen sind so zahlreich, dass Platzmangel entsteht. Und das ist nicht selten die Voraussetzung für Panik-Reaktionen..

FMW-Redaktion

Sieht man sich die Stimmung der Dax-Investoren an, wie sie sich laut jüngster Umfrage der Deutschen Börse darstellt, stellt man sich unweigerlich die Frage: wer soll denn jetzt noch kaufen? Das gilt insbesondere für die Profis unter den Investoren, denn deren Stimmung ist extrem bullisch! So sind bei den institutionellen Anlegern nun 61% bullisch, das ist ein Plus zur Vorwoche von 3%. Wir nähern uns also der Zwei-Drittel-Marke bei den Bullen, das ist auch historisch schon ein sehr hoher Wert. Bärisch sind dagegen nur 24% (immerhin ein Plus zur Vorwoche von 1%) – also nicht einmal jeder Vierte! Noch rarer sind die Neutralen mit nur noch 15%, ein Minus von 4% zur Vorwoche.

Bei den Privatanlegern ist die Stimmung dagegen etwas skeptischer geworden: hier sind „nur“ noch 54% bullisch, ein Minus von 6% zur Vorwoche. Das können eigentlich gar nicht Gewinnmitnahmen sein, die das Lager der Bullen lichten – denn Gewinne sind angesichts des Dax-Verlaufs ja eher nicht angefallen. Mit 25% im Bärenlager ist nur jeder Vierte pessimistisch (-1% zur Vorwoche), neutral sind bei den Privaten nun immerhin 21%, ein Plus von 7% zur Vorwoche. Die Bullen sind also nicht Bären geworden, sondern ins Lager der „Wir-schauen-uns-das-von-der-Seitenlinie-an“ gewechselt.

All das bedeutet: es fehlt jedes Potential für einen Short-Squeeze – mangels Shorts. Dagegen würde eine Abwärtsbewegung richtig weh tun, weil die Optimisten ja sehr wahrscheinlicherweise schon drin sind auf der Long-Seite!

Dazu bemerkt sehr treffend Joachim Goldberg:

„Angesichts der bevorstehenden Ereignisse in Italien, aber auch der Wiederholung der Wahl des Präsidenten in Österreich sowie der Sitzung der Europäischen Zentralbank in der kommenden Woche scheint die derzeitige Positionierung der institutionellen Anleger ausgesprochen ambitioniert. Zumal sich der DAX immer noch in seiner sehr breiten Konsolidierungszone zwischen ca. 10.185 und 10.825 Zählern bewegt. Falls der DAX tatsächlich durch die bevorstehenden Ereignisse einen Aufwärtsimpuls erhalten sollte, dürfte dieser vor allem nach Verlassen der Konsolidierung an der Oberseite schon bald (ca. 1 bis 2 Prozent höher) durch Gewinnmitnahmen gestört werden. Mit anderen Worten: Die Gefahr eines Fehlsignals und eines anschließen Rückschlags ist aktuell als relativ hoch einzuschätzen.

Sollte der DAX indes zuvor massiv unter Druck geraten, würde stützende Nachfrage aus institutionellen Quellen auch innerhalb der Konsolidierungszone fehlen. Und weil sich langfristige Kapitalflüsse nur gegen eine saftige Risikoprämie, möglicherweise erst bei einem DAX-Stand knapp unter 10.000 Zählern, einstellen dürften, stehen die Chancen für das Börsenbarometer alles andere als günstig.“

Gut gebrüllt, Joachim! Goldberg erwartet übrigens für den Fall, dass die Italiener am Sonntag mit „si“ stimmen, eine Rally, aber eben eine nur kurz andauernde Rally – und spricht von einem „verlorenen Jahr“ für den Dax!

Werfen wir abschließed noch einen Blick über den großen Teich: dort war zuletzt die Stimmung der Privatanleger so schnell gedreht wie seit Jahren nicht mehr – hatten zuvor vor allem die Neutralen die Oberhand vor den Bären und abgeschlagenen Bullen, so waren vor einer Woche gemäß AAII-Sentiment Umfrage 49,9% bullisch geworden. Das hat sich wieder etwas relativiert nach den heute veröffentlichten neuesten Ergebnissen, nun sind nur noch 43,8% bullisch (-6,8%). Bärisch ist jeder Vierte mit 25,1% (+3,0% zur Vorwoche), neutral sind 31,1% (+3,1% zur Vorwoche).

Die Bullen sind also so zahlreich, dass Platzmangel entsteht. Und das ist nicht selten die Voraussetzung für Panik-Reaktionen..



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