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Umfrageteilnehmer sind voll investiert Dax: Stimmungsimpuls stimmt optimistisch, aber..

DAX Sentimenumschwung

Der DAX ist in der letzten Woche deutlich angesprungen. Die Hoffnung auf Erfolg beim Bekämpfen der Inflation, ohne eine schwere Rezession zu riskieren, katapultierte die Aktienbörsen diese Woche nach oben. Wichtige Hürden, deren Überspringen ein Ende des Bärsenmarktes aus technischer Sicht markieren, wurden tatsächlich übersprungen. Es entlädt sich ein Kaufrausch aus einer Mischung von Erleichterung und Angst, die Rally zu verpassen.

DAX: Der große Stimmungsumschwung

Unsere Sentiment-Umfrage verzeichnet den größten Stimmungsumschwung dieses Jahres: um 4,8%punkte ist die Stimmung gegenüber dem DAX nach oben geschnellt und markiert mit 4,5% gleichzeitig den mit Abstand höchsten Stand des Jahres.

Ein wenig ungläubig blicken unsere Umfrageteilnehmer aber doch noch aus der Wäsche, denn die Verunsicherung schwindet nur langsam. Mit einem Wert von -0,3 bleiben viele Fragezeichen in den Gesichtern der Anleger, die diesen Kurssprung ungläubig verfolgen.

Auch die Zukunftserwartung folgt dem Stimmungsimpuls nur langsam. Nach -0,3% in der Vorwoche messen wir diese Woche +0,8%, also zaghaften Optimismus.

Die Investitionsbereitschaft im DAX hingegen ist mit einem Wert von +2,0 leicht rückläufig gegenüber der Vorwoche (+2,5).

Das Put/Call-Verhältnis an der Eurex, die von institutionellen Anlegern zum Eingehen von Absicherungspositionen genutzt wird, notiert bei 1,2 und zeigt eine deutlich bullische Positionierung an. Auch in den USA zeigt das Put/Call-Verhältnis der CBOE eine bullische Haltung der Anleger.

US-Fondsanleger haben ihre Investitionsquote hingegen gegenüber der Vorwoche auf dem moderat niedrigen Niveau von 54% belassen. Zwar ist dieses Niveau vor dem Hintergrund des katastrophal verlaufenen Jahres nun recht hoch, doch auf Sicht mehrerer Jahre ist eine normalisierte Investitionsquote von rund 80% zu erwarten.

Die Bulle/Bär-Verteilung, die jedoch am Mittwoch, also direkt nach den Zwischenwahlen, erhoben wurde, zeigt ein Bärenlager, das von 33% auf 47% angewachsen ist, während das Bullenlager von 31% auf 25% schrumpfte. Diese Entwicklung ist noch dem ausgebliebenen Erfolg der Republikaner zuzuschreiben. Die Inflationsentwicklung war damals noch nicht bekannt.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 notiert mit 63% im Bereich der moderaten Gier. Der wesentlich stärker schwankende Short Range Oscillator befindet sich bereits seit Wochen im überkauften Bereich und dürfte durch den Verlauf dieser Woche vom Niveau der Vorwoche bei +6 deutlich angestiegen sein.

Interpretation der DAX-Stimmung

Ein Stimmungsimpuls, wie wir ihn diese Woche messen, hat in der Vergangenheit häufig zu einigen freundlichen Börsenmonaten geführt. Es ist, als sei der Knoten beim DAX geplatzt. Die Ukraine erzielt wichtige Landgewinne gegen Russland. China lockert die Corona-Bestimmungen für internationale Geschäftsreisende. Die Inflation ist, zumindest in den USA, rückläufig. Bleibt nur noch eine Sorge: Werden die Energiereserven durch den Winter reichen?

Doch wenn bei drei von vier Krisen konstruktive Fortschritte zu verzeichnen sind, dann kann die Aktienbörse schon mal einen Freudensprung vollführen. Insbesondere nach elf Monaten mit fallenden Kursen brauchte es nicht viel, um Hoffnung zu schüren.

Bitte geben Sie mir die Möglichkeit, eine kleine Ehrenrunde zu drehen: Am 26.9. zeigte ich in einem Live-Video auf YouTube, dass die Sentiment-Lage für den DAX in den folgenden 6 Monaten einen durchschnittlichen Kurszuwachs von 17% erwarten lässt. Es ist das einzige öffentlich zugängliche Video, das ich dieses Jahr gemacht habe, weil ich diese Information allen zukommen lassen wollte.

Heute, nur 6 Wochen später, steht der DAX um 17% höher als am Tag des Videos!

Mit Hilfe der Sentiment-Analyse lassen sich keine Ereignisse vorhersagen. Und wenn wir mal ehrlich sind: Die Null-Covid Politik in China bereitet mir noch immer Sorge. Und der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist alles andere als Grund zur Freude. Eine Inflation von 7,7% ist auch nicht das, was wir uns für unser System wünschen. Die Aktienmärkte sind nicht gestiegen, weil die Probleme verschwunden sind. Auch sind sie nicht gestiegen, weil Lösungen in Sicht sind.

Die Aktienmärkte sind gestiegen, weil die Stimmung vor sechs Wochen so negativ war, dass eine weitere Verschlechterung kaum mehr denkbar war. Das allein reichte aus, um den Verkaufsdruck abzumildern, die Kurse stiegen ohne positive Meldungen. Erst jetzt, sechs Wochen später, gibt es erste Anzeichen der Hoffnung in den verschiedenen Krisenfeldern. Mehr nicht, und dennoch notiert der DAX um 17% höher.

Wohin geht’s von hier aus?

Nun, unsere Umfrageteilnehmer sind voll investiert. Weitere Kursimpulse im DAX können in den kommenden Tagen nur noch durch ausländische Investoren kommen. Eine Annäherung zwischen US-Präsident Biden und Chinas Präsident Xi, die am Montag im Rahmen des G20-Gipfels ein persönliches Gespräch haben werden, könnte ausländische Investoren auf den DAX aufmerksam machen: Immerhin gilt der DAX international als „Export-Index“.

Doch ohne neue Impulse dürfte die Rally kurzfristig eine Verschnaufpause einlegen. Das muss nicht unbedingt mit rückläufigen Kursen einher gehen, sondern kann auch in Form einer Seitwärtskonsolidierung erfolgen.

Doch ob die Rally in den kommenden Tagen ungebremst weiterläuft, eine Verschnaufpause einlegt oder aber sogar nochmals einen Rücksetzer erlebt, dürfte den Tagesmeldungen unterliegen. Mittelfristig jedoch, auf Sicht von einigen Monaten, hat sich die Situation merklich aufgehellt und bis ins kommende Frühjahr sind deutlich höhere Notierungen möglich.

Der US-Dollar hat mit zwei Wochen Verzögerung nun seinen Abwärtstrend begonnen. Sie erinnern sich, aus Sentimentsicht hatte ich vor zwei Wochen einen Wendepunkt ausgemacht. Sollte der US-Dollar nun anhaltende Schwäche zeigen, so wäre das positiv für die US-Aktienmärkte, da deren internationale Unternehmen ihre im Ausland erzielten Gewinne wieder zu einem günstigeren Kurs bilanzieren können.



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