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Gesunder Rücksetzer? Dax: Überraschungspotential liegt auf der Oberseite

Dax Überraschung Oberseite

Nach dem besten Jahresauftakt in der Geschichte für den DAX wird nun diskutiert, ob eine drohende Rezession die Aktienmärkte wieder in ihren Bärenmarkt zurückwerfen könnte, oder aber ob wir nur eine kurze Verschnaufpause sehen. Bislang gibt es noch keine Anzeichen für die Rückkehr des Bärenmarktes, vieles spricht für eine Verschnaufpause.

DAX: Gesunder Rücksetzer?

Die Inflation befindet sich auf dem Rückzug, wenngleich das 2%-Ziel noch in weiter Ferne liegt. China öffnet seine Wirtschaft wieder dem Westen, wenngleich eine Infektionswelle die Öffnung noch verzögert. Wirtschaft und Haushalte in Deutschland freuen sich über ausreichend Gas für diesen Winter, wenngleich derzeit schon wieder über die Versorgung im kommenden Winter diskutiert wird. Viele (nicht alle, ich lasse hier den Ukraine-Krieg bewusst außen vor) Krisen haben an Schrecken verloren.

Vor einer Woche war sogar bereits Euphorie unter den Anlegern im DAX zu messen, während gleichzeitig die Zukunftsskepsis angesprungen war. Schauen wir mal, wie sich die Stimmung diese Woche entwickelt hat.

Unser Anlegersentiment ist auf +0,4% zurückgegangen (Vorwoche +4,5%). Damit ist die Euphorie der Vorwoche schon wieder verflogen, die Laune der Anleger ist neutral.

Wirklich überrascht hat der Rücksetzer des DAX kaum jemanden. Daher ist weiterhin Selbstzufriedenheit mit einem Wert von +1,1% vorhanden. Die Verunsicherung, die Anleger das gesamte vergangenen Jahr belastet hat, kehrt nach ein paar Tagen der Verschnaufpause noch lange nicht zurück. Kleine Rücksetzer sitzt man locker aus.

Besser noch, der Rücksetzer wird als gesund betrachtet, die Zukunftserwartung ist von -1,1% in der Vorwoche auf +1,8% angesprungen. Optimismus macht sich breit.

Doch die Investitionsbereitschaft verbleibt bei +0,8% (Vorwoche +0,9%). Das vermittelt den Eindruck des Zweckoptimismus: Viele Anleger haben sich offensichtlich inzwischen long im DAX positioniert, wollen aber auf dem aktuellen Kursniveau noch nicht nachlegen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf -15% eingebrochen. Das ist ein Extremwert, der in den vergangenen zwölf Monaten dreimal erreicht wurde und stets einen Ausverkauf im DAX mit einer Dauer von zwei bis sechs Wochen nach sich zog. Privatanleger rechnen also mit einem stärkeren Rückschlag in den kommenden Wochen und sichern sich entsprechend ab.

Institutionelle Anleger sichern sich über die Eurex ab. Dort ist das Put/Call-Verhältnis auf 3,6% angesprungen. Auch bei institutionellen Anlegern ist der Absicherungsbedarf offensichtlich sehr groß, es werden verstärkt Put-Absicherungen gekauft.

In den USA wiederum sieht es völlig anders aus: Das Put/Call-Verhältnis der CBOE ist deutlich auf 1,0 zurück gegangen. In den USA sind die Aktienbörsen zum Jahresbeginn auch lange nicht so stark angestiegen wie in Deutschland, haben also lange nicht den Korrekturbedarf wie deutsche Aktien. Der S&P notiert aktuell zum Jahresbeginn bei +1,5%, während der DAX noch immer ein Plus von 7,7% mit sich führt.

US-Fondsanleger werden mutiger, die Investitionsquote der US-Fondsanleger ist um 20%punkte auf 65% angesprungen. Die Bulle/Bär-Differenz der US-Privatanleger steht bei -2%. 31% Bullen (Vorwoche 4%) stehen 31% Bullen (Vorwoche 24%) gegenüber. Auch der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 55% eine neutrale Marktverfassung an. Der Short Range Oscillator des S&P 500 ist von +9% auf inzwischen nur noch +5% deutlich zurückgekommen, notiert aber noch immer im überkauften Bereich.

Interpretation der DAX-Stimmung

Es gehört zu einer der universellen Lehrstunden: Man sollte die Party dann verlassen, wenn es am schönsten ist. Die Konsolidierung im DAX nach dem fulminanten Jahresauftakt war absehbar, sie kam jedoch später, als irgendwer sich das hatte vorstellen können. Damit sind unsere Umfrageteilnehmer trotz mitunter heftiger Verluste in einzelnen Titeln insgesamt noch recht entspannt.

Die starken Absicherungskäufe an Eurex und der Euwax dürften dafür sorgen, dass wir vorerst (Blick auf die nächsten Wochen) keine Wiederaufnahme des Bärenmarktes erleben werden. Wie weit uns die Konsolidierung, Verschnaufpause oder vielleicht auch Korrektur im DAX nach unten führen wird, kann derzeit aus der Sentimentanalyse nicht abgelesen werden.

Festzustellen ist jedoch die Stimmungsdiskrepanz zwischen Anlegern in Deutschland und in den USA. Während hierzulande weiterhin eine gewisse Skepsis gegenüber der künftigen Aktienmarktentwicklung besteht, richtet man sich in den USA auf den nächsten Bullenmarkt ein. Wie immer nach einem mehrmonatigen Bärenmarkt folgt eine mehrmonatige Rallye. Und die hat nach Meinung der US-Anleger gerade erst begonnen.

In Deutschland traut man dem Braten nicht so recht: Wie kann es sein, dass gestern noch Energierationierungen diskutiert wurden, Wirtschaftszweige von Stilllegungen bedroht waren und die Inflation an die Weimarer Republik zu erinnern drohte, und heute schon steht der Aktienmarkt um 25% höher als noch vor drei Monaten?

Den internationalen Zahlungsströmen und dem stark angestiegenen Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar können wir entnehmen, dass ein guter Teil der Aktienmarktrallye in Deutschland auf internationale Anleger zurückzuführen ist. Offensichtlich sehen internationale Anleger die Situation in Deutschland positiver, als wir selbst es wahrhaben wollen.

Sollte die Konsolidierung den DAX in den kommenden Tagen wider Erwarten der heimischen Anleger nicht nochmals deutlich tiefer führen, wo sie ihre Absicherungspositionen dann eindecken würden, dann könnten die heimlichen Anleger unter Druck geraten, ihre Absicherungspositionen in steigende Kurse hinein auflösen zu müssen. Die Rally würde weiter befeuert durch heimische Anleger, die unterinvestiert sind und den Kursen hinterher laufen.

Wenn wir also keine Aussage darüber treffen können, wie die Konsolidierung verlaufen wird, so können wir jedoch feststellen, dass der Druck auf Absicherungspositionen um so größer wird, je länger ein deutlicher Kursrückgang ausbleibt. Das Überraschungspotential liegt eindeutig auf der Oberseite.

Hinweis: „Bei aktiver Beteiligung (https://www.animusx.de/) an den wöchentlichen Umfragen erhalten Sie die Ergebnisse (Grafiken nebst schriftlicher Auswertung) kostenlos.“



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1 Kommentar

  1. „…das Put/Call-Verhältnis auf 3,6% angesprungen…“

    Ich hätte das gern mal erläutert !!!

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