Die innere Schwäche des Dax
Das war gestern wieder einmal nicht gerade ein Glanzstück des Dax. Ohne die Amerikaner, aber doch mit Rückenwind relativ starker Aktienmärkte in Asien konnte sich der deutsche Leitindex gestern bis 11264 Punkte erholen, aber dann war die Kraft offenkundig aufgebraucht und der Weg nach Süden angesagt:
(Chart durch anklicken vergrößern)
Nun droht der Dax – das legt das Chartbild durchaus nahe – wieder nach unten weg zu kippen. Und wenn das passiert, ist die Frage ob die 11.000er-Marke, die dem letzten Ansturm am 19.November noch standgehalten hatte, diesmal sich erneut als Bollwerk bestätigen kann. Und unser Bauchgefühl – ein zugebenermaßen nicht rational nachvollziehbarer, aber gleichwohl erfahrungsbasierter Richtwert – tendiert dazu, diese Frage mit „nein“ zu beantworten. Denn der Dax ist innerlich zu schwach, als dass schon bei der 11.000er-Marke der Boden gefunden sein könnte. Das hat einmal mehr der gestrige Handelstag ohne die Amerikaner gezeigt – solche Handelstage sind zwar meist langweilig, aber eben dennoch aussagekräftig, weil sich vor allem zeigt, wie heimische Investoren gestrickt sind.
Schieflagen
Und es sind vor allem die Profi-Investoren unter den „Heimischen“, die schon länger auf der Long-Seite im Markt stehen und hoffen, noch einen passablen Ausstieg zu erwischen und die Buchverluste zu reduzieren oder gar ganz zu eliminieren (siehe hierzu den Artikel „Dax-Stimmung: Privatanleger ziehen die Reißleine, Profis klammen sich an Durchalte-Parolen“).
Mit anderen Worten: Erholungen dürften immer wieder zum Ausstieg genutzt werden von den Profi-Investoren. Wenn dagegen die (Dax-)Kurse weiter fallen, steigen auch die Buchverluste, damit also die Schmerzen dieser Profi-Investoren. Die Folge wäre dann ein beschleunigter Abverkauf, der den deutschen Leitindex dann deutlich unter die 11.000er-Marke drücken dürfte (Unterstützung im Bereich der 10810er-Marke).
Auch die Wall Street dürfte sich in nächster Zeit als wenig hilfreich erweisen. Hier wird immer klarer, dass massive Schieflagen (siehe dazu den heutigen Videoausblick über den Margin Debt sowie zum Thema Margin Debt als Frühindikator) abgebaut werden müssen – und das ist ein Prozeß, der dauert. Daher erleben wir derzeit mehr als eine Korrektur, sondern eine Trendwende an den Aktienmärkten, wobei die Wall Street nach ihrem massiven Höhenflug auch mehr Fall-Potential hat.
Die Trendwende an den Aktienmärkten wiederum korrespondiert mit der geänderten Politik der Notenbanken: als die Notenbanken jahrelang die Märkte mit Liquidität zuschütteten, stiegen die Kurse; jetzt entzieht die mit Abstand wichtigste Notenbank Liquidität (durch Zinsanhebungen und Bilanzreduzierung) – und die Kurse fallen. Ist doch eigentlich nicht eine so fürchterlich unlogische Reaktion, oder?
Daher gilt weiterhin: Erholungen sind Verkaufsgelegenheiten..
Foto: Deutsche Börse AG
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken