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Deflation: Erklärung, Ursachen und Gegenmaßnahmen

Vereinfacht gesagt versteht man unter Deflation einen signifikanten Rückgang des Preisniveaus von Waren und Dienstleistungen. Geldanlagen wie Aktien und Immobilien können an Wert verlieren, auch die Preise von Konsumgütern und Rohstoffen können einbrechen. Es müssen aber nicht immer alle Bereiche gleichzeitig betroffen sein. In diesem Fall spricht man von einer Teildeflation. Die Deflation wird auch als Absatzkrise bezeichnet, da die Nachfrage geringer ist als das Angebot. Ein sinkendes Preisniveau kann durch unterschiedlichste Umstände ausgelöst werden. Zum einen durch den Rückgang der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, zum anderen durch eine erhöhte oder kostengünstigere Produktivität.

Was ist ein deflationärer Schock?

Als ein gutes Beispiel für einen deflationären Schock kann die Coronakrise angeführt werden. Durch die Pandemie kam es zu einem Lockdown. Einerseits haben sich die Konsumenten aufgrund von Ungewissheit und Angst beim Konsum zurückgehalten. Andererseits war es wegen des Lockdowns nicht möglich Einzelhandelsgeschäfte, Restaurants, Bars, etc. zu besuchen. Dadurch ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stark eingebrochen. Darüber hinaus kam es auch noch zu einem Abreißen der weltweiten Lieferketten. Wodurch das Angebot an Waren zusätzlich eingeschränkt wurde. Die Auswirkungen sind uns alle bekannt. Der Aktienmarkt ist gecrasht, der Tourismus weltweit ist eingebrochen und die Rohstoffpreise sind gefallen. Auch Edelmetalle wie Gold und Silber, die als „sichere Häfen“ gelten, mussten kurzfritig starke Preisverluste hinnehmen. Während eines deflationären Schocks lautet das Motto „Cash ist King„.

Was sind die Ursachen für eine Deflation?

Befindet sich die Wirtschaft am Ende eines Konjunkturzyklus, dann halten sich die Menschen beim Konsum zurück. Es herrscht die Angst, dass sich die Einkommen verschlechtern und der Arbeitsplatz wegfallen könnte. Dadurch resultiert eine Zurückhaltung bei den Ausgaben – weniger Konsum und Kreditaufnahmen – und eine Erhöhung der Sparquote, um Geld für schlechte Zeiten zurückzulegen. Die Unternehmen können die Deflation weiter verstärken. Zum einen können gesättigte Märkte, eine Anregung der Nachfrage und unausgelastete Produktionsstätten zu Preissenkungen führen. Zum anderen kann ein Nachfragerückgang dazu führen, dass Unternehmen weniger Umsatz und Gewinn erzielen. Um die schlechte Wirtschaftslage zu überbrücken, helfen dann nur Sparmaßnahmen. Die nachgefragte Geldmenge geht zurück und schließlich kommt es zu einer Verringerung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Die Zentralbanken könnten dieses Ereignis auch auslösen, indem sie die Geldmenge des Geldkreislaufs reduzieren – z.B. durch Zinserhöhungen.

Was sind die Auswirkungen der Deflation?

Infolge der Deflation sinken die Preise für Waren und Dienstleistungen. Daraus resultierend sinken die Gewinnerwartungen und Umsätze der Unternehmen. Die Investitionsbereitschaft geht zurück und Kosten müssen reduziert werden. Dies geschieht durch eine Senkung der Güterproduktion (Kurzarbeit, Standortschließungen, usw.), Lohnkürzungen und Entlassungen. Es beginnt ein Kreislauf von steigender Arbeitslosigkeit und fallenden Löhnen. Das führt wiederum zu nachlassendem Konsum und sinkenden Steuereinnahmen des Staates.  Dadurch verringert sich die gesamte Wirtschaftsleistung fortwährend. Sollten keine Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, entsteht eine Wirtschaftskrise. In der Folge der Krise nimmt die Anzahl der Insolvenzen von verschuldeten Unternehmen zu –  das hat weitere negative Auswirkungen auf Arbeitnehmer und Kreditinstitute. Auf diese Weise kann aus der Wirtschaftskrise auch noch eine Finanzkrise entstehen. Die Folge ist eine Vertiefung der Wirtschaftskrise.

Welche Maßnahmen können eingeleitet werden?

In der keynesianischen Theorie kann eine Deflation durch geldpolitische und fiskalpolitische Maßnahamen, notfalls auch durch QE (Quantitative Easing = Quantitive Lockerung) beendet werden. Wie wir bereits in der Finanzkrise 2008 gesehen haben und verstärkt in der Coronakrise sehen, können Zentralbankmaßnahmen einer Deflation entgegenwirken. Alle Maßnahmen der Zentralbanken zählen zur Geldpolitik. In Europa ist die EZB verpflichtet eine Preisniveaustabilität anzustreben, also Maßnahmen zur Bekämpfung von Inflation sowie Deflation einzuleiten. Um die Deflation zu bekämpfen, kann sie Zinssenkungen durchführen, quantitative Lockerungen (QE) betreiben und Anleihen aufkaufen. Mittlerweile kann die EZB sogar sogenannte „Schrottanleihen“ aufkaufen. Wir befinden uns in einem großen Notenbanken-Experiment – Ausgang ungewiss. Der Staat kann wiederum fiskalpolitisch eingreifen. Mögliche Maßnahmen für eine expansive Fiskalpolitik sind Konjunkturprogramme, Steuersenkungen, Ausbau der Sozialleistungen oder die Förderung von Beschäftigungsprogrammen.

Deflation: Erklärung, Ursachen und Maßnahmen



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1 Kommentar

  1. Nach dem deflationärem Schock wird die Inflation stark ansteigen, sobald die Corona-Krise überwunden wird. Es mag schon sein, dass z.B. Immobilienpreise um ca. 10-20% fallen, um in der Inflationsphase 50% wieder zu steigen. Denn was passiert denn mit dem ganzen Geld, das in das System gepumpt wird.

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