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Deflation: Lebensmittelpreise global im Sinkflug

FMW-Redaktion

Noch vor wenigen Jahren herrschte ein Grundkonsens: die Lebensmittelpreise werden steigen, weil die Weltbevöllkerung zunimmt und die für Landwirtschaft nutzbaren Flächen immer geringer werden. Jetzt zeigt sich: dieser Konsens war offenkundig falsch. Seit Frühjahr 2014 sind die Preise für Lebensmittel rückläufig, und dieser neue Trend hat sich 2015 noch beschleunigt, insbesondere im August diesen Jahres.

Denn in diesem August sind die Lebensmittelpreise so stark gefallen wie seit der Finanzkrise nicht mehr, genauer wie seit dem Dezember 2008 nicht mehr. Das zeigen Daten der United Nations’ Food & Agriculture Organization, der Welternährungsorganisation der UN mit Sitz in Rom. Der Rückgang im August zum Vormonat beträgt 5,2% – der Abwärtstrend beschleunigt sich also.

Seit August 2014 sind die Preise von Monat zu Monat weiter gefallen – mit Ausnahme der Stagnation zwischen September und Oktober 2014:

Food Price Index
Grafik: http://www.fao.org/worldfoodsituation/foodpricesindex/en/
(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Was sind die Ursachen? Zunächst einmal das Überangebot, vor allem im Bereich Getreide und Milch. Aber auch die Konjunkturabkühlung Chinas hat die Preise zuletzt so rapide fallen lassen. Stand jetzt liegen die globalen Preise für Lebensmittel wieder auf dem Nivau des Beginns des Jahrtausends – und 35% tiefer als zum Hochpunkt im Jahr 2011.

Und dieser Trend dürfte anhalten: die Ernten sind gut ausgefallen, insbesondere in der nördlichen Hemisphäre. Als die Preise noch hoch waren, haben Importländer den eigenen Anbau von Nahrungsmitteln intensiviert – und tragen damit zur Überproduktion bei. Dazu kommen gefallene Energiekosten der Produzenten, die auf die Lebensmittelpreise drücken. Daher wird sich der Preisverfall aller Voraussicht nach auch 2016 fortsetzen, zumal die Lager noch voll sind. Nur schwere Einbrüche in der Produktion etwa durch Naturkatastrophen könnte diesen Trend noch stoppen.

Da die Produktionskosten sinken, setzen die Produzenten ihre Produktion unvermindert fort. So sind die Produktionskosten im August um 9,1% gesunken – und liegen damit auf einem Niveau, das zuletzt vor sechs Jahren und damit auf dem Hochpunkt der Finanzkrise erreicht worden war. Der Preisverfall betrifft dabei praktisch alle Nahrungsmittel: Weizen -7%, vor allem aber Zucker mit -10%, da Brasilien aufgrund des gefallenen Real mehr exportierte, Palmöl -8,6% aufgrund gesunkener Nachfrage aus China und Indien. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Und das alles bedeutet: die Lebensmittelpreise zeigen den großen Trend an – und der heißt Deflation!



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