Asien

Deflationsexport: Japan bringt China unter Druck

Mit der weiteren Aufweichnung der Geldpolitik in Japan gerät auch China zunehmend unter Druck. Die japanische Notenbank hatte am Freitag ihr Anleihekaufprogramm weiter ausgweitet, wodurch sich die Yen-Geldmenge weiter erhöht. Allein am Freitag verlor der Yen zum US-Dollar 3% – am Devisenmarkt eine gigantische Bewegung, die sich noch weiter verstärken sollte: viele Hedgefonds haben ihre Yen-Shortpositionen nach einer längeren Seitwärtsbewegung glattgestellt und dürften nun wieder auf den rollenden Zug springen.

So überprüfen derzeit einige japanische Konzerne, ob sie nach China verlegte Produktionsstätten wieder nach Japan verlegen, da der Yuan in den letzten Monaten aufgewertet hatte, während der Yen sich weiter abschwächt. Damit gehen jene Vorteile verloren, die einst die Entscheidung einer Produktionsverlagerung für Japaner nach China motiviert hatte.

Hinzum kommen die zunehmenden Probleme Chinas: die Preise am Immobilienmarkt fallen, die Kudneneinlagen bei Banken gehen zurück, am Wochenende fiel der offizielle Einkaufsmanagerindex Gewerbe mit 50,8 auf den schwächsten Wert seit neuen Monaten.Es ist insbesonddere der für China eminent wichtige Immobilienmarkt, der Anzeichen einer Deflation zeigt: die potentiellen Käufer halten sich zurück in Erwartung weiter fallender Preise. Gleichzeitig sind Chinas Immobilien durch den Preisrückgang weniger wert, die Chinesen (auf dem Papier) somit weniger vermögend. Das dürfte auch der Grund sein für die zurück gehenden Kundeneinlagen bei den grossen Banken des Landes, die erstmals seit 1999 im eigentlich starken 4.Quartal deutlich gefallen sind.

Gleichzeitig steigt die Verschuldung des Privatsektors in China rasant und liegt derzeit bei 220% des BIP – bei gleichzeitige Abschwächung des Wachstums:

China Wachstum und Verschuldung

Mit seiner Inflationierungspolitik verstärkt Japan den deflationären Druck auf Chinas Wirtschaft, es exportiert gewissermaßen seine eigene Deflation nach China. Darauf wird Chinas Regierung bald eine Antwort finden müssen – sie hatte die durch Ministerpräsident Abe eingeleitete Politik zunächst scharf kritisiert, seitdem aber still gehalten. Das dürfte sich nun bald ändern.

Chinas Regierung versucht sich bislang an Reformen: so wurde kürzlich der Markt für Unternehmensanleihen auch für Nicht-Finanz-Organisationen geöffnet, um Chinas Unternehmen die Kreditaufnahme zu erleichtern. Staatliche Firmen, die nach Untersuchungen durch Chinas Behörden deutlich ineffektiver arbeiten als Privatunternehmen, werden zunhmend privatisiert. Aber der grosse Wurf ist bislang nicht dabei, die Regierung weigert sich noch, die von den Finazmärkten erhofften grossen Stimulusprogramme erneut aufzulegen. Wahrscheinlich ist, dass die Führung in Peking schon zeitnah eine Abwertung des Yuan betreiben wird, um so dem japanischen Deflationsexport zu begegnen. Der Ton aber zwischen Peking und Tokio dürfte bald schärfer werden..



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