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Delivery Hero und Just Eat Takeaway – warum die Aktien im Eimer sind

Essenslieferung per Fahrrad

Die deutsche Delivery Hero und die niederländische Just Eat Takeaway repräsentieren quasi die euroäischen Platzhirsche in Sachen Essenslieferung. Die Aktien der beiden Unternehmen machen seit geraumer Zeit keinen guten Eindruck. Im TradingView Chart sehen wir im Verlauf der letzten 12 Monate die prozentuale Entwicklung der Aktien von Delivery Hero und Just Eat Takeaway. Die Aktien fielen quasi im Gleichschritt in den Keller um 70 und 71 Prozent. Gleichzeitig haben der US-Technologieindex Nasdaq und der Dax sich halten können mit +0,4 Prozent und -4 Prozent Performance in genau 12 Monaten. Die Essenslieferanten haben also deutlich schlechter abgeschnitten als der normale Gesamtmarkt und der Tech-Markt.

Aktien von Delivery Hero und Just Eat Takeaway geprügelt durch Omikron

Schaut man auf den folgenden Chart, dann fällt einem da schnell etwas ein. Gegen Ende 2021 wurde immer deutlicher, dass die Omikron-Variante des Coronavirus, die nach und nach immer dominierender wurde, im Vergleich zu Delta eher harmlose Verläufe bringt. Dementsprechend folgten in den letzten Wochen und Monaten weltweit immer weitere Lockerungen, und Cafes, Bars und Restaurants öffneten nach und nach. Und so denkt sich der Aktienmarkt, der ja bekanntlich mit den Kursnotierungen die Zukunft handelt: Das sind keine guten Wachstumsaussichten für Delivery Hero und Just Eat Takeaway! Und so haben die beiden Aktien gerade ab Herbst 2021 einen Abwärtstrend begonnen. Bei diesem Szenario ist das mehr als verständlich. Oben drauf kommt nebenbei bemerkt noch die Zinswende. Sie verteuert Kredite und Anleihen, und drückt tendenziell gegen Tech-Aktien mit wackligen Geschäftsmodellen. Ob diese beiden Firmen ein wackliges Geschäftsmodell haben – das entscheiden Sie als Anleger bitte selbst.

Just Eat Takeaway mit Wachstumsproblem beim Ausklingen der Pandemie

Just Eat Takeaway lieferte gerade erst gestern ein „Trading Update“. Aus den Aussagen des Unternehmens kann die Corona-Entwicklung herauslesen. Starkes Kundenwachstum dank der Corona-Pandemie, und jetzt zum Ausklingen der Pandemie gibt es Probleme. So habe man seit April 2020 mehr als 20 Millionen aktive Kunden hinzugewonnen. Infolgedessen verzeichnete Just Eat Takeaway in der ersten Jahreshälfte 2022 vorübergehend ein höheres absolutes Abwanderungsniveau als üblich. Auch wenn das Wachstum im zweiten Quartal 2022 eine Herausforderung bleibe, so erwarte man, dass wichtige Wachstumstreiber wie die durchschnittliche monatliche Bestellhäufigkeit und wiederkehrende Kunden über dem Niveau vor der Pandemie und sogar über dem der Pandemie liegen werden. Aktuell sieht man in einer Kern-Kennzahl das grundsätzliche Problem: Im ersten Quartal 2021 gab es weltweit bei Just Eat Takeaway 267,1 Millionen Kundenorders. Jetzt im ersten Quartal 2022 war es mit 264,1 Millionen ein Minus von 1 Prozent.

Der Anbieter senkt auch seine Wachstumsziele für 2022 wegen dem Pandemie-Ende, und damit mehr geöffneten Restaurants. Die Niederländer gehen jetzt beim Bruttowarenvolumen nur noch ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich aus im Vergleich zum Vorjahr, nach einer bisherigen Erwartung von einem Wachstum im mittleren Zehnerprozentbereich. Beim reinen Kundenwachstum sieht man also Probleme, und nun muss daher die Effizienz hochgeschraubt werden. So betrachte man bei Just Eat Takeaway die Steigerung der Rentabilität als eine der höchsten Prioritäten im Jahr 2022, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf der Steigerung des Umsatzes pro Bestellung, der Verbesserung der Kurierkosten pro Bestellung und der Senkung der Gemeinkosten und Betriebsausgaben liegt. Deswegen erwarte man für das Gesamtjahr 2023 ein positives bereinigtes EBITDA.

Delivery Hero

Was bei Just Eat Takeaway negativ aufs Gemüt schlägt, dürfte auch für Delivery Hero gelten. Denn man denke mal kurz nach: Die Kunden werden beim Thema Essen zum Ausklingen der Pandemie ja nicht auf einmal mehr Essen online bestellen, nur weil das Essen eines bestimmten Restaurants vom Fahrradfahrer eines anderen Lieferdienstes gebracht wird. Entscheiden sich die Menschen wieder verstärkt auswärts zu essen, wird auch Delivery Hero dies zu spüren bekommen.

Zuletzt am 4. April versuchte das Unternehmen für gute Stimmung zu sorgen. Da veröffentlichte man nämlich eine Aktualisierung für den Ausblick für das Geschäftsjahr 2022. So bestätigte Delivery Hero, dass man eine bereinigte EBITDA/GMV-Marge von etwa -1,0 % bis -1,2 % erwartet, wobei das Segment Integrated Verticals nun ein bereinigtes EBITDA von bis zu -525 Mio. EUR (zuvor -525 Mio. EUR bis -550 Mio. EUR) beitragen soll. Für das Plattformgeschäft (entsprechend den Segmenten Europa, MENA, Asien und Amerika, aber ohne das Segment Integrated Verticals) bestätigte Delivery Hero die bisherige Prognose, und erwartet im Geschäftsjahr 2022 ein positives bereinigtes EBITDA zu erzielen. Auch gab das Unternehmen seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023 bekannt. Man erwartet ein positives bereinigtes EBITDA für die gesamte Gruppe zu erzielen. Der Markt scheint diese Euphorie offenbar nicht zu teilen. Kurz vor dieser Verkündung am 4. April notierte die Aktie bei 42 Euro, stieg dann dank der Meldung schnell auf 49 Euro – um dann aber in den letzten Tagen kontinuierlich wieder zu verlieren auf aktuell 36,22 Euro.

Die große Euphorie durch die Wachstumsschübe in Folge der Corona-Pandemie ist vorbei. Nun wird das Geschäft wohl weniger phantasievoll sein, dafür aber härter. Rauf mit der Effizienz, da ist noch Marge rauszuquetschen? Und noch immer geht es auch darum aus der Verlustzone herauszukommen.

Chart vergleicht Delivery Hero und Just Eat Takeaway mit Dax und Nasdaq



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