Laut der jüngsten Bloomberg Markets Live Pulse Umfrage hat der S&P 500 Index wahrscheinlich den größten Teil seiner Gewinne in diesem Jahr verbucht, da die Anleger zunehmend nervöser über die hohen Bewertungen werden. Die meisten Teilnehmer befürchten, dass die US-Aktienmärkte noch in diesem Jahr um 10 % einbrechen könnten. Nach der fulminanten Rally und dem starken Kursanstieg seit Ende Oktober wird eine Korrektur wahrscheinlicher.
Die Rallye des Jahres 2024, die den US-Aktienindex auf 31 Rekordschlussstände getrieben hat, hat dazu geführt, dass die Anlageklasse stärker überbewertet ist als US-Kredite oder Gold, so eine Mehrheit der 586 Befragten. Nach einem Anstieg von rund 50 % seit Oktober 2022, der von Technologieaktien angetrieben wurde, hat der Bullenmarkt einen größeren Anstieg erzielt als der Median seiner Vorgänger, die bis ins Jahr 1957 zurückreichen.
Aktienmärkte vor Korrektur?
Die Anleger sind zwar noch nicht bereit, auf den Verkaufsknopf zu drücken, aber Anzeichen von Nervosität sind offensichtlich. Etwa die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer sagt, dass Aktien noch in diesem Jahr eine Korrektur von mindestens 10 % erleben werden, und 35% sagen, dass dies spätestens im Jahr 2025 der Fall sein wird. Dieses allgemeine Gefühl der Vorsicht ist auch auf dem Optionsmarkt zu spüren, wo Händler Absicherungen gegen potenzielle Verluste bei Technologiewerten aufgebaut haben. In der Vorwoche kam es bereits bei einigen Tech-Werten zu Rücksetzern. Infolgedessen hat das Schwergewicht Nvidia über 220 Milliarden an Marktwert eingebüßt.
Da die Wirtschaft und die Gewinne immer noch wachsen und reichlich Liquidität im Finanzsystem schwappt, sehen die meisten Umfrage-Teilnehmer Spielraum für zusätzliche Gewinne an den Aktienmärkten in diesem Jahr, allerdings nur in bescheidenem Umfang. Der Median der Umfrage prognostiziert, dass der S&P 500 das Jahr 2024 bei 5.606 Punkten beenden wird, fast 3 % über dem Schlussstand vom Freitag. Das ist eine optimistischere Einschätzung als das mittlere Ziel der Wall-Street-Strategen, die davon ausgehen, dass der Index zum Jahresende kaum verändert gegenüber dem aktuellen Stand sein wird.
S&P 500: Noch ist die Hausse nicht vorbei
Etwa drei Viertel der Teilnehmer sagen, dass sie ihr Engagement im S&P 500 im nächsten Monat beibehalten oder erhöhen werden. Es ist sinnvoll, vorerst auf der Hausse-Welle zu reiten, schreiben Ed Clissold und Thanh Nguyen von Ned Davis Research in einer Notiz vom 20. Juni. Sie sind jedoch skeptisch, was den weiteren Verlauf des Jahres angeht, da die Anleger in der zweiten Jahreshälfte mit Fragen zu so wichtigen Bereichen wie der Geldpolitik der Federal Reserve und den US-Wahlen konfrontiert werden.
Sie schreiben: „Behalten Sie vorerst eine übergewichtete Position in Aktien bei“. „Bereiten Sie sich aber auf eine defensivere Positionierung vor, möglicherweise im dritten Quartal“.
Als Maßstab für die hohe Bewertung von Aktien verweist Michael O’Rourke von JonesTrading auf die Marktkapitalisierung des S&P 500 im Verhältnis zur Größe der Wirtschaft. Seit etwa 1990 war dieses Verhältnis nur ein einziges Mal höher, nämlich als die Aktien im Jahr 2021 in die Höhe schnellten. Was danach passierte, haben wir noch in guter Erinnerung. Anfang 2022 setzte eine Korrektur ein, die dem US-Leitindex einen Verlust von rund 27 % bescherte.
Aktienmärkte teils in einer Blase
„Wir befinden uns in einer Blase, und es besteht ein übergroßes Risiko, dass sich die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte endgültig abschwächt und die Multiplikatoren schrumpfen“, so O’Rourke, Chefmarktstratege des Unternehmens. „Das sind aktuell sehr gefährliche Niveaus für langfristige Investoren, die jetzt noch Aktien kaufen wollen“.
Die Abschwächung des Hypes rund um die künstliche Intelligenz, eine der Haupttriebkräfte für den fast 15-prozentigen Anstieg des Marktes in diesem Jahr, wird als der wahrscheinlichste Auslöser für einen Ausverkauf an den Aktienmärkten angesehen. 31 % der Umfrageteilnehmer sind auf der Hut vor einer negativen Überraschung an dieser Front.
Auslöser für eine Korrektur
Die Technologiewerte der sogenannten Magnificent Seven – angeführt vom KI-Liebling Nvidia – haben das Gewinnwachstum dominiert, auch wenn ihr Einfluss nach einer Analyse von Bloomberg Intelligence in den kommenden Monaten wahrscheinlich schwinden wird.
Auch die Sorgen um die Wirtschaft stehen ganz oben auf der Agenda. Etwa 27 % der Befragten gaben an, dass die Aktienmärkte fallen könnten, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, während fast ein Viertel der Befragten auf das Risiko eines überraschenden Anstiegs der Inflation hinwies, der die US-Notenbank Fed länger in der Warteschleife halten würde.
Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf 4 % und damit auf den höchsten Stand seit Anfang 2022. Die Ökonomen von Goldman Sachs warnten, der Arbeitsmarkt befinde sich an einem potenziellen Wendepunkt“, an dem jede weitere Abschwächung der Nachfrage nach Arbeitskräften nicht nur die offenen Stellen, sondern auch die Arbeitsplätze betreffen werde.
„Die allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen sind verwirrend“, sagte Kim Forrest, Chief Investment Officer bei Bokeh Capital Partners, per E-Mail. „Die Inflation scheint nachzulassen, aber die Beschäftigung scheint sich zu verlangsamen.“
Trotz all der Gründe, sich über die kommenden Monate Sorgen zu machen, enthält die Umfrage auch einige potenziell positivere Signale.
Zum einen prognostizieren die Teilnehmer, dass die Ölpreise für WTI-Futures bis Ende 2024 bei etwa 80 USD liegen werden, also genau auf dem Niveau vom Freitag. Sie erwarten, dass die Renditen auf US-Staatsanleihen sinken und der Goldpreis steigt. Zudem könnte der Bitcoin wieder etwas zulegen, nachdem sich die Korrektur zuletzt wieder beschleunigt hat.
Big Tech hält den Laden zusammen
Die einseitige Rallye an den Aktienmärkten hat auch zu großen Verzerrungen am Markt geführt. So sind Value-Aktien im Vergleich zu ihren Wachstumskollegen und dem breiteren Markt historisch günstig, und für 40 % der Umfrageteilnehmer sind sie jetzt das größte Schnäppchen bei US-Aktien. Dahinter folgen Small Caps und der gleichgewichtete S&P 500.
„Wir könnten die Aktienmärkte noch bis zum Jahresende steigen sehen, wenn wir an einer Rezession vorbeikommen – was ich für sehr wahrscheinlich halte“, so Forrest von Bokeh Capital. „Alles hängt jetzt von den Aussichten der Unternehmen für 2025 ab, wenn wir uns dem Jahresende nähern“.
Die MLIV Pulse-Umfrage wurde vom 17. bis 21. Juni unter Terminal- und Online-Lesern von Bloomberg News auf der ganzen Welt durchgeführt, darunter Portfoliomanager, Volkswirte und Kleinanleger.
FMW/Bloomberg
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Die Frage ist: Werden die Zentralbanken die Staaten in eine Schuldenkrise zwingen.
Die Antwort ist: Nein, weil die Zentralbanken Instrumente der Politik und gerade nicht unabhängig sind.
Solange das so ist fließt billiges Geld an die Märkte.
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