FMW-Redaktion
Gestern war der Jubel groß in der May-Regierung: McDonald´s will seinen (Steuer-)Sitz ausserhalb der USA von Luxemburg nach Großbritannien verlegen. Die Burger-Kette reagierte damit auf die Vorwürfe der EU, dass das Unternhemen unfairerweise von Steuervergünstigungen in Luxemburg profitiert und damit zwischen 2009 und 2013 eine Milliarde Euro an Steuern „gespart“ habe. Also raus aus Luxemburg, rein ins neue Steuerparadies UK, wo man bekanntlich die Unternehmenssteuern senken will. Für die May-Regierung ist das ein symbolischer Erfolg, scheint er doch die Effizienz der geplanten Steuersenkungen zu belegen und damit neue Jobs nach UK zu bringen.
Theresa May. Foto: Foreign and Commonwealth Office/Wikipedia (CC BY 2.0)
Aber wahrscheinlich ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Wichtiger wird sein, dass vor allem Banken ihren Sitz aus UK herausverlagern werden, wodurch der britischen Regierung geweissermaßen die Cash Cow abhanden kommt. Gestern hatte der Chef der französischen Regulierungsbehörden gesagt, dass immer mehr Banken mit Sitz in London eine (Teil-)Verlegung nach Paris planen würden, Tendenz weiter steigend.
Was der Brexit konkret bedeutet, zeigen auch die heute vom Office of National Statistics veröffentlichten Zahlen zur Handelsbilanz Großbritanniens im Okotber. Und hier zeigt sich etwas, was nur auf den ersten Blick überrrascht: das Handelsbilanzdefizit der Briten ist im Vergleich zum Vormonat deutlich gefallen: waren es im September noch 5,8 Milliarden Pfund, sind es im Oktober nur noch 1,97 Milliarden Pfund. Ursache ist der Anstieg der Exporte von 44,38 Milliarden Pfund im September auf nun 46,41 Milliarden Pfund im Oktober – ein neues Hoch. Importe dagegen sanken von 50,194 Milliarden im September auf nun 48,38 Milliarden Pfund im Oktober.
Das schwache Pfund stimuliert also nun (das war vorher nicht so) den Export, während die Importe zurück gehen. Zuvor waren die in dem inzwischen ja deutlich schwächeren Pfund bilanzierten Importe noch einmal kräftig gestiegen, weil die Briten nun viel mehr Pfund für diese Importe bezahlen mussten als vor dem Brexit-Votum. Wenn nun die Importe zurück gehen, dann zeigt das, dass es für britische Produzenten langsam schlicht zu teuer wird, Waren zu importieren – blame it on the weak pound!
Und der gesteigerte Export hat nun auch für den Durchnschnittsbriten massive Auswirkungen: so sind etwa die Preise für Butter um 80% gestiegen – weil es für britische Produzenten nun viel lukrativer geworden ist, die Butter zu exportieren und damit mehr Pfund zu verdienen (weil man durch den Verkauf etwa in den Euro-Raum durch die Abwertung des Pfunds mehr Pfund verdient als im heimischen Markt). Der Exporterfolg, der durch den Brexit ermöglicht wurde, ist damit hochgradig inflationär.
Besonders unter Druck stehen vor allem die britschen Einzelhändler, die auf eben diese nun für sie sehr teuren Importe angewiesen sind – sie werden sehr absehbar die Preise erhöhen müssen etwa in Supermärkten. Nun warnt der Verband der britischen Supermärkte und Lebensmittel-Produzenten in einem offenen Brief im „Guardian“ vor weiter stark steigenen Lebensmittelpreisen in UK, weil immer mehr EU-Bürger das Land verlassen würden und nicht durch Briten zu gleichen Kosten ersetzbar seien. Manch ein Pole wird in Großbritannien in diesem Sektor arbeiten – für Löhne, die für Briten unakzeptabel scheinen. Aber eben auch, wie die britischen Verbände sagen, hochqualifizierte Mitarbeiter aus der EU, die nun mehr und mehr das Land verlassen würden. A propos Hochqualifizierte: die Universität Cambridge vermeldet einen deutlichen Rückgang von Einschreibungen durch Studenten aus der EU (-14%) – und geht davon aus, dass diese Zahlen weiter fallen werden, eine schlechte Nachricht für die britischen Elite-Unis!
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hallo herr fugmann
ist bekannt, wieviele arbeitsplätze mcdonalds mitbringt ?
Was Herr Fugmann aber auch alles wissen soll.
Das ist doch überall in Dutzenden Schlagzeilen zu lesen:
5000.
Das schreiben sogar die sog Wahrheitsmedien
@Gerd, ??
@Markus Fugmann
?? sind Ihnen die Buchstaben abhanden gekommen?
@Gerd, genau. Was meinen Sie damit (vorheriger Kommentar)?
Da gibt man „Mcdonalds“ bei Google News ein und dann kommt man drauf. Schneller als per Kommentaranfrage.
Ich persönlich freue mich jedenfalls mehr über die zumeist fundierten oder auch manchmal abstrusen Hintergrundinfos von FMW, die ich woanders nicht bekomme. Mehr als wenn Sie auch extra noch so eine Zahl mundgerecht servieren. Das sollten Sie dann machen müssen, wenn Sie einen separaten Bericht über Mcdonals bringen w ü r d e n . Die 5000 konnte ich schon an diversen Stellen lesen und auch per Radio hören.
Moin, moin,
grob gesagt, scheint es mir 2 Alternativen zu geben:
1. Man macht in der EU mit und zahlt als Überschußland für den Club Mediteran
oder
2. Man tritt aus und hat dann den EU Markt nicht mehr.
Fazit: Das erarbeitete Geld ist auf alle Fälle weg, egal welche o.g. Variante man wählt.
Zu dem Mantra, daß ohne EU gar nichts läuft oder alles viel schlechter:
Wenn man die Schweiz und Norwegen anschaut, ist es ohne EU besser. Es ist für uns dort alles doppelt so teuer, aber sie verdienen 3x soviel. (Mußte die Löhne unserer Mitarbeiter in den Schweizer Baustellen an die entsprechenden Schweizer Löhne anpassen. Vor 3 Jahren, Nähe Genf.)
Die Schweiz verkauft munter nach Deutschland.
https://www.eda.admin.ch/content/dam/dea/de/documents/faq/schweiz-eu-in-zahlen_de.pdf
Anderes Beispiel aus der großen weiten Welt: Gabun wollte damals unbedingt in die OPEC (unter Präsident Bongo), da dies große Vorteile bringe. Bongo mußte Muslim werden, Moscheen bauen, und Gabun ist von Anfang an Nettozahler.
Wo ist denn da die Relation geblieben?
Weil das Pfund 10% verliert, verdient der Butterexporteur im Ausland plötzlich soviel mehr, dass sich die Butter um 80% verteuert? Wers glaubt…
Dann sollen die englischen Milchbauern ihre Milch doch auch noch in die EU exportieren. Warum nur Butter und nicht das Ausgangsprodukt?
Die deutschen Milchbauern wirds nicht so freuen, aber mich, wenn meine Käs wieder billiger würde.
Grober Fehler hm .
Da hätte man entweder die Preise einfrieren müssen , oder den Export von Lebensmitteln beschränken …
Oder will man etwa das sie den brexit bereuen ?!
Toblerone war nur der Anfang …
Die Brexitwähler werden nun Schritt für Schritt erkennen müssen, dass die Zeiten nicht mehr so sind wie vor dem EURO. Ich sehne mich auch zurück nach den DM-Zeiten, nach Stabilität, hohen und sicheren Renten, guten Zinseinnahmen, Pfandbriefen zu 8% und mehr, Stundensätzen, bei denen wir als Studenten unter 18,- DM pro Stunde (wohlgemerkt vor 30 Jahren!) für einen Ferienjob nur ein müdes Lächeln übrig hatten.
Aber das hat uns die schwarze Birne mit seiner glorreichen Vision zum Ende einer 16-jährigen Nervenprobe gründlich versaut. So wird es zu unseren Lebzeiten nicht mehr werden, damit müssen sich auch die großen Briten nun abfinden.
Vielleicht verlassen sie das sinkende Schiff, in dem sie nie ganz saßen (EURO). Vielleicht haben sie die Schwimmwesten vergessen. Hauptsache, die EU wirft ihnen keinen Rettungsring zu.
Es muss nun enden mit den Kompromissen. Ich bin für dich oder gegen dich. Mit allen Konsequenzen. Vertrag ist Vertrag, so wie es auch für jeden einzelnen von uns Tag für Tag im Leben gilt, muss das auch für Länder gelten.
Die bisherigen Auswirkungen waren ja eher unbedeutend, es gibt deutlich bessere und günstigere Schokolade als Toblerone. Und statt Butter kann man auch Margarine verwenden oder einkalkulieren, dass bei einem jährlichen Verbrauch von etwa 6 bis 8 kg pro Kopf bestenfalls ein Taschengeld pro Einwohner an Mehrverbrauch zu verzeichnen ist.
Wir werden in 2017 und 2018 sehen, ob der Brexit ein weiser Schritt war.