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Der Dax als Performance-Index eine Mogelpackung – wie lange nimmt man unsinnige Vergleiche noch hin?

Man hört es von vielen Vermögensverwaltern. Der Deutsche Aktienanleger hänge zu stark an heimischen Aktien, er verfalle dem „Home Bias“, also der Neigung in der Heimat zu investieren. In vielen Depots schlummern deshalb solche Aktien, wie die Deutsche Telekom aus Zeiten der Erst-Emmission oder von den späteren Ausgaben. Auch sonst liegt der Fokus der Anleger sehr stark auf Werten aus dem Dax. Dieser stellt als Index aber in seiner Konstruktion ein Zerrbild dar, denn er wurde 1987 als so genannter Performance-Index mit 1000 Punkten eingeführt, bei dem die Dividenden bei jedem Abschlag wieder mit eingerechnet werden.

 

Wie machen es andere Länder?

Sieht man bei den täglichen Börsen-Berichterstattungen die Bilanzen des Börsentages, so wird unser Leitindex mit den Weltbörsen verglichen. Dies ist kurzfristig kein Problem, aber langfristig eine Mogelpackung, ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Dow Jones, S&P 500, Nikkei 225, Shanghai Composite, CAC 40, FTSE 100 oder der EuroStoxx 50 sind Kursindizes, bei denen die Dividenden unberücksichtigt bleiben. Und da läuft die Schere von Jahr zu Jahr weiter auseinander.

Der Kurs-Dax lag am gestrigen Tag bei 5380 Punkten, der Performance-Dax aber schon bei 11780 Zählern. Ersterer hatte sein All Time High schon am 3. März 2000 bei 6306 Punkten erreicht.

Damit liegt die 30-Jahresrendite-Rendite des Kurs-Dax bei 5,5%, die des Performance-Dax aber bei 8,2%. Der S&P 500 liegt hingegen ohne Dividenden schon bei über 9%.

Sehr einfach abzulesen ist dies schon an der Entwicklung des weltgrößten Index, der im Jahr 2000 bei 1400 Punkten notierte, sich zur Zeit aber anschickt das ATH bei 2900 Punkten zu attackieren. Und das ohne die Dividenden. Der Dividenden-Dax stand zu Beginn des Jahrtausends schon mal über 8000 Punkten.

 

Ein weiterer Verzerrungsgrund

Zu guter Letzt werden beim Dax die Dividenden nach dem Dividendenabschlag meines Wissens nach in Höhe des Bruttoabschlages wieder eingerechnet. Der Inhaber von Dax-Titeln muss jedoch Abgeltungssteuer bezahlen zuzüglich Soli und eventuell. Kirchensteuer. Als Performance-Index spiegelt er damit nicht nur die Kursentwicklung wider, sondern bezieht auch ausgeschüttete Dividenden in voller – das heißt in für Anleger nicht erreichbarer – Höhe mit ein. Zudem kommt: Wenn der Anleger die Dividende reinvestiert, sind Gebühren fällig. Also steht der Index numerisch nochmals höher und ein Vergleich wird nochmalig verzerrt.

 

Fazit

Man fragt sich, wie lange man diese unsinnigen Vergleiche noch fortsetzen will, aber es liest sich einfach besser und ist leichter zu verkaufen, die gute Performance. Aber den Gesetzen der Mathematik folgend, wird das Zerrbild durch den Zinseszins-Effekt immer größer.

 

Foto: Deutsche Börse AG



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