Devisen

Der Euro wird wieder zum sicheren Hafen

FMW-Redaktion

Der Euro wird immer mehr zu sicheren Hafen – nachdem die Griechenland-Krise durch das dritte Rettungspaket vorerst eingedämmt scheint. Und: der Euro bewegt sich seit Beginn der Yuan-Abwertung zunehmend wie der Yen, der traditionell ein vermeintlich sicherer Hafen ist. Seit 2007 war die ennge Korrelation zwischen Euro und Yen nicht mehr so hoch wie in den letzten Wochen.

Dabei ist zu bedenken, dass der Euro gewissermaßen – zumindest in Zeiten, in denen Griechenland nicht das Hauptthema war – „traditionell“ ein sicherer Hafen war. Das kommt uns etwas seltsam vor – aber wenn andernorts in Asien und den Emerging Markets die Perspektiven immer düsterer werden, bietet der Euro als zweitliquideste Währung der Welt gerade für jene Investoren eine Perspektive, die bislang in höher verzinsten Schwellenländer-Währungen aktiv waren und nun ihre Engagements wegen der Probleme Chinas zurück fahren müssen.

Das große Thema lautet Risikoaversion: carry trades werden zurück gefahren, Hedgefonds reduzieren ihre Short-Positionen im Euro. Das ist insbesondere derzeit zu beobachten: lagen die Short-Positionen im Euro im März noch auf Allzeithoch, sind sie in der letzten Woche so gering wie seit gut einem Jahr nicht mehr. Auch beim Yen wurden zuletzt von Hedgefonds Short-Positionen deutlich zurück gefahren.

Hinzu kommt: insbesondere Chinesen haben sich in Euro verschuldet – wegen der deutlich geringeren Zinsen im Vergleich zum Dollar, zum Yuan allemal. Nun geraten diese Investoren durch die Yuan-Abwertung unter Druck und versuchen, ihren Schulden durch Rückzahlung nicht explodieren zu lassen. Die Schwäche des Yuan wird so die Stärke des Euro (und auch des Yen).

Wir dürften daher perspektivisch vor einer weiteren Aufwertung des Euro stehen, solange die Abwertung des Yuan anhält und die Probleme Chinas im Bewußtsein des Westens bleiben. Dieser Anstieg erfolgt dann bis zu einer Schmerzgrenze, bei der die EZB zumindest verbal intervenieren wird. Das könnte der Bereich 1,20 sein, vielleicht aber auch erst die 1,30.

Und das gilt selbst für den Fall, dass die Fed vielleicht schon im September die Zinsen anheben wird. Die wirkliche Aufwertung des Euro beginnt daher wahrscheinlich mit dem ersten Zinsschritt der Fed, so paradox es auch klingen mag – historisch gesehen geriet während der letzten fünf Zinsanhebungsphasen der Fed der Dollar stets unter Druck, während er vor den Zinsanhebungen gestiegen war.

Das wird diesmal auch so sein – schon wegen der Kapitaflucht aus den Schwellenländern, die sich fortsetzen wird. Chinas Yuan-Abwertung – da kann man den Aussagen von chinesischen Politikern durchaus glauben – ist eine vorgezogene Reaktion auf die erwartete Zinsanhebung der Fed. Seit Monaten fließt Kapital aus China ab – vieles davon landet im Euro. Wer also meint, der Euro würde in Richtung Parität zum Dollar abwerten, muss hoffen, dass der Yuan wieder aufwertet. Die Perpspektiven dafür sind nicht sehr aussichtsreich..



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