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Exportkrise trifft Deutschland in Schlüsselindustrien Der Ex-Export-Meister: Deutschland verliert bei Schlüsselindustrien

Deutschland muss handeln

Deutschland Ex Exportweltmeister China
Foto: Bloomberg

Deutschland verliert in Schlüsselindustrien an Boden. Während China und andere Länder gezielt investieren, drohen deutsche Exporte ins Hintertreffen zu geraten. Was bedeutet das für die Wirtschaft?

Die Exportkrise trifft Deutschland in seinen Schlüsselindustrien. Maschinenbau, Chemie und Automobilbranche verlieren Marktanteile, während China weiter wächst. Gleichzeitig investieren die USA und Südkorea massiv in Zukunftstechnologien. Bleibt Deutschland passiv, droht der langfristige Verlust seiner globalen Wettbewerbsfähigkeit.

Industrie im Abstieg: Deutschland verliert seinen Vorsprung

Deutschland war lange eine führende Exportnation. „Made in Germany“ stand weltweit für Qualität und Innovation. Doch seit 2018 schrumpft die industrielle Produktion, und zentrale Industriezweige verlieren an globaler Bedeutung. Während Chinas Exporte um 36 Prozent wuchsen, betrug das Wachstum in Deutschland im gleichen Zeitraum lediglich 8,6 Prozent. Besonders bedenklich: Der deutsche Export nach China geht zurück, während chinesische Exporte nach Europa steigen. Damit verliert China als Absatzmarkt für deutsche Unternehmen an Bedeutung – mit weitreichenden Folgen für die heimische Industrie.

Deutschland Exporte China

Abbildung 1: Exporte Deutschland vs. China 2017 – 2023, Basis 2018. Quelle: WIPS

In den letzten 13 Jahren reduzierte sich die Zahl der Warengruppen, in denen Deutschland eine führende Exportposition hatte, drastisch. Dies bedeutet nicht nur einen Verlust wirtschaftlicher Stärke, sondern auch eine wachsende Abhängigkeit von neuen Märkten und sich wandelnden Handelsstrukturen. Die deutsche Politik steht vor der Herausforderung, dieser Entwicklung entschlossen entgegenzuwirken.

Maschinenbau, Chemie, Auto: Deutschland verliert in Hightech-Branchen

Besonders betroffen sind die zentralen Industriezweige: Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie und Automobilbau. Diese Branchen bildeten jahrzehntelang das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Noch 2010 war Deutschland in 237 Warengruppen marktführend, heute sind es nur noch 178. Besonders problematisch ist der Rückgang in den technologisch anspruchsvollen Bereichen.

Deutschland Exporte Zahl

Abbildung 1: Entwicklung dominanter deutscher Exportpositionen über die Zeit, Quelle: IW

Der deutsche Maschinenbau galt lange als Maßstab für Präzision, Ingenieurskunst und Qualität. Doch diese Spitzenposition gerät ins Wanken. 2010 führte Deutschland in 45 Warengruppen des Maschinenbaus – heute sind es nur noch 29. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang bei hochspezialisierten Industriemaschinen. Während deutsche Unternehmen Marktanteile verlieren, baut China seinen Einfluss in diesen Bereichen gezielt aus. Das Muster ist stets ähnlich: Durch technologische Fortschritte, staatliche Förderprogramme und strategische Übernahmen erarbeitet sich China eine führende Position. Auch in anderen Industrien gibt es vergleichbare Entwicklungen – von Textil- bis hin zu Werkzeugmaschinen.

Deutschland Ex Exportweltmeister

Abbildung 2: Exportanteilsverschiebung bei Maschinen und Elektrotechnik, Quelle: IW

Auch die Automobilbranche steht zunehmend unter Druck. Jahrzehntelang galten deutsche Hersteller als Synonym für technische Perfektion. Doch mit dem Wandel zur Elektromobilität beginnt eine neue Ära – und Deutschland droht den Anschluss zu verlieren. Während China 2023 Elektrofahrzeuge im Wert von 40,1 Milliarden US-Dollar exportierte und damit 31 Prozent des Weltmarkts abdeckte, kämpfen deutsche Hersteller mit rückläufigen Exportzahlen. Besonders problematisch: In der Batterietechnologie, die das Herzstück der Elektromobilität bildet, liegt Deutschland weit hinter China. Der Zugang zu Rohstoffen, strategische Kooperationen mit Zulieferern und massive staatliche Subventionen verschaffen chinesischen Unternehmen einen entscheidenden Vorsprung.

USA, Japan, China und Südkorea rüsten ihre Industrien auf

Während Deutschland Marktanteile verliert, setzen andere Industrienationen auf gezielte Industriepolitik. Die USA investieren mit dem „CHIPS and Science Act“ über 50 Milliarden US-Dollar in strategische Sektoren wie die Halbleiterproduktion und erneuerbare Energien.

Japan, das früher ähnlich exportabhängig war wie Deutschland, hat frühzeitig auf Diversifikation gesetzt und ist heute führend in Robotik und Hochtechnologie. Das Land setzt zudem stark auf die Rückverlagerung kritischer Produktionskapazitäten. Ein ähnlicher Trend zeigt sich in Südkorea, das mit umfassenden Förderprogrammen für Halbleiter- und Displaytechnologien seine Position weiter stärkt.

In der EU gibt es ein gemischtes Bild. Während Frankreich mit Großprojekten in der Raumfahrt und Kernenergie punktet, haben sich die Niederlande mit der Halbleiterproduktion von ASML eine Schlüsselrolle im globalen Technologiemarkt gesichert. Die EU hat mit dem „European Chips Act“ Investitionen in die Halbleiterindustrie angekündigt, doch Deutschland bleibt auffällig zurückhaltend. Während andere Länder gezielt Schlüsselindustrien fördern und schützen, fehlt es Deutschland noch an einer klaren Strategie.

Industriepolitik ohne Plan – Deutschland verliert Zukunftsbranchen

Die Entwicklung der deutschen Exportstärke zeigt nicht nur den Rückgang der Marktposition, sondern auch die Schwierigkeiten, einmal erreichte Führungspositionen zu halten. Während Deutschland 2010 in 237 Warengruppen weltweit dominierte, konnte es diese Spitzenposition nur in 92 Warengruppen dauerhaft behaupten. Besonders betroffen sind Hochtechnologie-Sektoren, in denen China durch massive Investitionen und technologische Fortschritte stetig Marktanteile gewinnt.

Die Ursachen dieses Rückgangs sind vielfältig. China hat in vielen Bereichen durch gezielte Förderprogramme, technologische Fortschritte und aggressive Handelsstrategien die globale Marktführung übernommen. Deutschland hingegen hat es versäumt, in vergleichbarem Tempo in Innovationen zu investieren. Gleichzeitig verändert sich die globale Nachfrage: Während sich das Wachstum vieler Industriezweige nach Asien verlagert, ist Deutschland stark von der stagnierenden Wirtschaft in Europa betroffen.

Politik unter Zugzwang: Deutschland muss handeln

Deutschland bekommt in Kürze eine neue Regierung. Diese hat mit dem alten Bundestag die finanzielle Basis geschaffen, um in Zukunftstechnologien zu investieren. Doch nun muss gehandelt werden. Es reicht nicht, nur Mittel bereitzustellen – sie müssen strategisch und zielgerichtet eingesetzt werden, um verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Die Fakten zeigen unmissverständlich, wer der Hauptkonkurrent ist: China. Das Land drängt nicht nur mit immer mehr High-Tech-Produkten auf den Markt, sondern unterbietet deutsche Anbieter oft mit Dumping-Preisen. Während in Deutschland kaum über diese Bedrohung gesprochen wird, setzt die US-Regierung Peking immer stärker unter Druck. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass Europa enger zusammenrückt und endlich entschlossen gegen Chinas wachsenden Einfluss vorgeht. Die deutsche Industrie kann es sich nicht leisten, weiter Marktanteile zu verlieren. Die Politik muss handeln – und zwar schnell.



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2 Kommentare

  1. Mit 2045 im Auge ist das doch für die Verantwortlichen jetzt erst recht ein Grund, die Industrieproduktion ins Ausland zu verlegen.
    Das sind nur noch 20 Jahre.
    Selbst jeder Häuslebauer plant 30 bis 50 Jahre.
    Alle gut ausgebildeten jungen Menschen sollten sich daher reiflicher überlegen, ob sie mit diesen Aussichten in Deutschland noch eine Familie gründen wollen.
    Oder ob ihre Kinder nicht lieber im Ausland groß werden sollten.
    Im Inland wird es genügend Kinder geben.
    Ich habe auch meine Großeltern gefragt:
    Wie konnte denn soetwas passieren?
    Heute würden sie sagen:
    Weil wir früher so waren wie ihr heute.
    Es wird, um die Klimabeutralität zu erreichen, noch mehr Rechtsstaatlichkeit in Deutschland verloren gehen, und die Überwachung wird in ungeahnte Dimensionen gesteigert.
    Dabei wird auch der Wohlstand immer weiter abgebaut werden müssen.
    Wie das alles geschieht, haben alleine die letzten 3 Jahre gezeigt.
    Nachher sagen: „Davon haben wir nichts gewusst“ geht nicht mehr.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Das Know How haben die Unternehmen selbst nach China exportiert, um auf dem dortigen Markt Geld zu verdienen, was sie auch gut gemacht haben und immer noch machen. Konkurrenzfähigkeit zur China könnte man nur durch eine Starke Abwertung des Euros schaffen. Ansonsten bleibt nur die Subventionierung der Industrie übrig.

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