Allgemein

Der IWF will Merkel und Co in Sachen Griechenland unbedingt vergraulen

FMW-Redaktion

Angela Merkel, die Niederlande und auch Finnland wollen immer noch (aber vielleicht nicht mehr lange?), dass der IWF bei der nachhaltigen Rettungs Griechenlands wieder mit an Bord kommt. Warum? Man traut dem Rest der EU einfach nicht über den Weg. Gerade der EU-Kommission, die bei den Verhandlungen mit Athen auch gut was mitzureden hat, unterstellt man wohl auch berechtigterweise, dass sie zu weich und nachgiebig gegenüber Athen ist. Das ist nachvollziehbar, denn in Brüssel ist man stets auf die „europäische Harmonie“ bedacht, einen Ausgleich, der Ruhe in die EU-Familie bringen soll.

IWF Griechenland
IWF-Chefin Christine Lagarde will die Milch für die Eurogruppe in Sachen Griechenland sauer machen? Foto: IWF

Der IWF gilt den Hardlinern um Merkel als Garant dafür, dass die Gläubigerseite knallhart mit Athen umspringt – wenn er denn überhaupt mit an Bord kommt. Vorgaben müssen kontrolliert und Bedingungen eingehalten werden! Aber der IWF, worüber wir auch schon oft berichtet hatten, ist sich im Klaren, dass Griechenland einfach brutal überschuldet ist – deswegen hatte der Fonds die Euro-Gläubiger mehrfach darauf hingewiesen, dass man erst wieder mit an Bord kommt, wenn die Euro-Gläubiger den Griechen einen schönen Schuldenschnitt gewähren. Schon paradox, oder?

Die Europäer sollen bluten, und erst bei einer entschuldeten griechischen Staatsbilanz, wenn wieder Luft zum Atmen da ist, will der IWF auf einem tragfähigen Schuldenniveau einsteigen. Die Probleme sollen andere tragen. Der IWF scheint momentan alles zu tun, um Mutti Angela durch die Blume diese Botschaft erneut zu überbringen. So schlägt der IWF den Gläubigern aktuell vor Griechenlands Schuldendienst (200 Milliarden Euro) erst einmal bis 2040 komplett auszusetzen, also Schuldentilgung + Zinstilgung. Danach sollten die Gläubiger die Rückzahlungen bis ins Jahr 2080 strecken, so berichtet es aktuell das WSJ, wo man aus informierten Kreisen diese Info erhielt. Wir meinen: Wie wäre es nicht gleich mit dem Jahr 2100 – ist doch eine schöne runde Zahl!

Bei diesem Vorschlag dürfte den IWF-Offiziellem im Vorfeld schon klar gewesen sein, dass gerade die Deutschen fast unmöglich darauf eingehen können. Viele CSU/CDU-Abgeordnete waren in den letzten Jahren bei dem Thema schon überstrapaziert worden, und Mutti kann ihnen das nicht auch noch zumuten – und sie hatte ihnen eigentlich versprochen… ja der IWF werde mit an Bord geholt als Kreditgeber für Griechenland beim aktuell laufenden 86 Milliarden Euro-Rettungspaket – Pustekuchen. Eigentlich wusste das doch fast jeder vorher. Mit dieser sauren Milch, so nehmen wir es mal an, will der IWF sich galant aus der Affäre ziehen.

Man stellt den Euro-Partnern bzgl. eines Wiedereinstiegs als Co-Kreditgeber so unmögliche Bedingungen (2040-2080 wie vorhin beschrieben), dass Merkel und Co das vor ihren Abgeordneten nicht präsentieren können. So kann der IWF auch weiterhin sagen „Ja, wir wollen ja Griechenland helfen“ – aber die Deutschen, Niederländer und Finnen, die waren eben viel zu engstirnig. Das ist für den IWF rein optisch eine schöne Lösung. So steht man global nicht als Verweigerer da, der Griechenland eiskalt im Stich gelassen hat – man kann immer den Zeigefinger auf Berlin richten.

Nächste Woche Dienstag tagt die Eurogruppe erneut: Wir meinen als außenstehende Beobachter: Ganz einfach, lasst den IWF doch in Ruhe. Bundesbank und deutsches Finanzministerium haben doch auch genug Fachkräfte, die im Sinne der Eurogruppen-Gläubiger ein hartes Auge auf Athens Schulden und Reformen werfen können. Notfalls, um die „bösen Deutschen“ aus dem Spiel zu lassen, können die Rolle der bad guys in Athen doch auch Finanzexperten aus den Niederlanden oder aus Finnland übernehmen?



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Die – ewige – griechische Tragödie
    ..die gar nicht so ausschließlich griechisch ist. Wer sich die „geretteten“ Euroländer wie Portugal oder Irland mal genauer anschaut und mit Leuten vor Ort spricht, weis was gemeint ist. Ein großer Teil der dort lebenden Menschen haben – wie in Griechenland auch – nichts, aber auch gar nichts mit den „Rettungsaktionen“ vom – ach so einigen und friedlichen“ Europa am Hut. Diese ganz normalen Europäer sind nicht komplett blöd und wissen mittlerweile das sie die Rechnung für „gerettete Banken“ über Jahrzehnte und mind. einer verlorenen jungen Generation bezahlen.
    Es wird über kurz oder lang zu Parallelwährungen kommen müssen mit der Option aus dem Club der einäugigen Blinden aus zutreten um sich dann als Sehender oder auch solventerer Partner neu zu bewerben.
    Möglicherweise kommt der Präzedenzfall gar nicht aus Griechenland sondern aus Frankreich oder Italien. Was dort abläuft (oder genauer NICHT abläuft) und an sozialem Sprengstoff produziert wird – ist enorm und mit dem bisherigem Formalismus und der aktuellen „Alternativlosigkeit“ aus Deutschland – nicht zu woppen. Es wird unerwartet, schnell und intensiv aus einer Ecke, zu einem Zeitpunkt schnaggeln – wenn keiner damit rechnet. Und danach haben es ja alle schon vorher gesagt. Die geniale Ursprungsidee Europas ist politisch, moralisch und volkswirtschaftlich Tot. Es kann noch eine Weile Klammern an Positionen, Macht und persönlichen Vorteilen der handelnden Personen geben – aufzuhalten ist ein Restart nicht mehr. Man hat in Brüssel so wieso und auch national die Masse der Herzen nicht mit in ein neues, dauerhaftes Europa genommen. Amen.
    Beste Grüße & gute Trades

  2. Lasst es noch ein bisschen weiter laufen !
    Es muss wirklich jeder hirni verstehen was hier abläuft.
    Die Idee der EU wird sterben !
    Je länger es jetzt Dauer desto länger wird die Idee dahinter gesellschaftlich Tot sein .

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage