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Der IWF wird Stück für Stück „rausgekauft“

Von Claudio Kummerfeld

Griechenland hatte als Brückenkredit am Freitag vom europäischen Rettungsschirm EFSF 7,16 Milliarden Euro erhalten. Das Geld sollte genutzt werden um offene Kreditraten an Gläubiger zu zahlen, bis Griechenland sich mit der Eurogruppe endgültig auf das 86 Milliarden-Rettungspaket geeinigt hat.

Heute hat nun die griechische Regierung bestätigt, dass man offene Raten beim IWF und der EZB bezahlt hat. Beim IWF ging es um 1,5 + 0,45 Milliarden Euro, also gut 2 Milliarden Euro. Wenn es in der Form weitergeht, ist der IWF bald über diesen Umweg „rausgekauft“ aus der Griechenland-Rettung. Jetzt ein „kleiner“ Brückenkredit vom EFSF, zack, offene IWF-Raten bezahlt. In ein paar Monaten fließen die 86 Milliarden Euro vom ESM – davon zahlt Griechenland dann die weiteren IWF-Raten der nächsten Jahre.

Auch die EZB hat heute 4,2 Milliarden Euro erhalten. Aber letztlich, wenn man es genau nimmt, hat sie über das „Eurosystem“ via griechischer Zentralbank schon 90 Milliarden Euro nach Griechenland gepumpt, und weiß nicht, ob dieses Geld je zurückfließen wird. Diese 4,2 Milliarden sind also Teil des innereuropäischen Kreislaufs namens „Schulden machen“ und „Schulden zurückzahlen“ und „Schulden machen“.

Der IWF erhält sein Geld, ohne gleichzeitig Neues nach Griechenland zu überweisen. Die Forderungen dieses Gläubigers werden also effektiv abbezahlt. Bezahlen tut letztlich Europa. Denn egal ob Griechenland sein Geld vom EFSF erhält, vom ESM, der EZB oder aus Infrastrukturfonds der EU-Kommission – das Geld stammt so oder so aus einer der europäischen Institutionen. Aus dem Europa-Kreislauf heraus fließt dieses Rettungsgeld derzeit nur Richtung Washington zum IWF. Prima, mag sich Alexis Tsipras sagen, denn er wollte den IWF sowieso loswerden.

In dieser Auflistung können Sie bis zum Ende die Rückzahlungsverpflichtungen Griechenlands an den IWF einsehen. Es dauert zwar noch bis ins Jahr 2030, aber die großen Rückzahlungsbrocken sind in den nächsten 5 Jahren fällig und können also locker von dem neuen ESM-Paket bedient werden. Die Summen in der Tabelle sind dargestellt in der IWF-Währung „Sonderziehungsrechte“ (1SDR = 0,78 Euro).

Kaum vorstellbar, dass der IWF sich mit neuen Hilfskrediten für Griechenland beteiligt, denn er muss seine Glaubwürdigkeit gegenüber den Drittewelt-Schuldnern bewahren, dass man seine Kredite auch ja immer zurückbekommt (aber in dieser verrückten Welt ist alles möglich, auch ein neuer IWF-Kredit für Griechenland).

Tsipras froh, Lagarde froh, und Angela Merkel? Sie war die treibende Kraft, sie wollte den IWF unbedingt dabei haben, wohl als harten Gegenspieler gegenüber den europäischen Institutionen, die doch eine eher weichere Politik fahren als der „unnachgiebige“ IWF.



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3 Kommentare

  1. Es gab ja weltweit schon viele gute bis sehr gute Schneeballsysteme aber dieses ist das Genialste& höchstwahrscheinlich nicht mehr zu toppen!Warum nur höchstwahrscheinlich?Weil es diesen €urofuzzis wieder&wieder gelingt,selbst Hütchenspieler in der 4.Generation zu überraschen(listen)!Sollte das Ding jemals verfilmt werden,müssen mindestens Veronica Ferres&Carsten Maschmeyer engagiert werden!Die Höhe der Gage ist total nebensächlich,da sie zeitnah hergestellt wird!Auch denke ich,dass DSK gerne mal die Ferres in die Geheimnisse des IWF einweihen würde!Es hiess mal:Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst!Was bitte ist das?&wo liegt sie hier begraben?

  2. Hallo Herr Kummerfeld,
    eine kleine Korrektur zum Kurs: 0,78 XDR = 1 EUR statt umgekehrt.

    Viele Grüße

  3. Richtiges Vorgehen – IWF muss raus, dann kann man die griechischen „Schulden“ umgestalten wie man will.

    Aktuell wird die EU durch IWF erpresst und gestört, somit wird diese störung entfernt.

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