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Der Schweizer Franken wertet massiv ab – was ist da los?

Der Schweizer Franken wurde heute Nacht im asiatischen Handel unter immens hohen Volumina zum Euro und zum Dollar abverkauft. Was steckt dahinter?

FMW-Redaktion

Still und heimlich, von der Öffentlichkeit (in Deutschland) kaum wahrgenommen ist der Schweizer Franken im Sinkflug! Es zeichnet sich ab, dass der Franken zum US-Dollar in dieser Woche seinen größten Wochenverlust seit fast zwei Jahren erleidet, aber der Franken fällt vor allem auch zum Euro drastisch:


(Dollar-Franken)


(Euro-Franken)

Und das unter auffällig hohem Volumen im asiatischen Handel heute Nacht: so war das Handelsvolumen bei Euro-Franken in Asien heute Nacht sechsmal so hoch wie durchschnittlich, bei Euro-Franken sogar elfmal so hoch. Da war also kein „Kleingeld“ am Werk!

Was ist da los? Ist da vielleicht wieder einmal die Schweizer Notenbank SNB am Werk, die natürlich ein Interesse an der Abwertung des Franken hat, um die für die Schweiz sehr wichtige Exportindustrie zu unterstützen. Die SNB hatte bekanntlich lange den Mindest-Kurs des Euro-Franken bei 1,20 garantiert – und durch dessen völlig überraschende Aufhebung im Januar für schwere Turbulenzen an den Märkten gesorgt – der größte Retail-Broker der USA, FXCM, geriet damals in Schieflage und konnte sich nur durch teure Notkredite retten.

Doch diesmal scheint die SNB unverdächtig zu sein – es gibt andere Faktoren, die die Schwäche des Franken erklären. Zunächst, bei Euro-Franken, die charttechnische Ausgangssituation mit dem Bruch der 1,10er-Marke. Für diesen Bruch haben offenkundig, so heißt es seitens gut informierter Kreise, Quant-Handelsmodelle mit großer Finanz-Power gesorgt und damit wichtige Options-Niveaus überrannt. Nun ist Euro-Franken das erste Mal seit dem September 2008 wieder über seine 200-Tagelinie gestiegen, was weitere Kapitalflüsse nach sich ziehen dürfte von Handelssystemen.

Aber es gibt noch einen andere Grund für die Franken-Schwäche: man spielt seitens großer Investoren den Franken auf der Short-Seite vor allem gegenüber dem Euro, weil man nun davon überzeugt ist, dass die Perspektive für die Eurozone sich politisch wie auch ökonomisch stark aufgehellt hat. Man verkauft also den „sicheren Hafen“ Franken – und kauft im Gegenzug die Hoffnung auf Wachstum und Stabilität in der Eurozone. Was beim Dax nicht gelingt – nämlich von der neuen positiven Haltung gegenüber Europa seitens internationaler Investoren zu profitieren – das gelingt dem Euro auf Kosten des Schweizer Franken..



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8 Kommentare

  1. Diese Einschätzung scheint irgendwie verständlich ,es ist auch zu beobachten das CH Börse wie USA stark sind währugsbedingt, neues Motto also gute Wirtschaft (EU)= starke Währung= schlechte Börse u.umgekehrt.

  2. Denkbare Erklärung. Ich vermute aber trotzdem das die SNB da auch mit am Drücker ist und gezielt Franken verkauft um die Abwertung nochmals zu verstärken, zumal auch einige charttechnische Faktoren mit hinein spielen.

  3. „Man verkauft …Franken – und kauft im Gegenzug die Hoffnung auf Wachstum und Stabilität in der Eurozone. …Von der neuen positiven Haltung gegenüber Europa …zu profitieren …gelingt dem Euro … – aber nicht dem DAX.“

    Schon skurril. Wenn die EU womöglich mal gegen die Wand führe und nur noch Schutt und Asche zurückbleiben würde, dann litt zwar der Euro darunter – aber der DAX würde profitieren.
    So ähnlich schaut es gerade tatsächlich aus. Diese Unlogik können die Märkte m.E, aber nicht lange parallel nebeneinander bestehen lassen.
    Entweder oder.

  4. Am 6. September 2011 erreicht der Goldpreis sein Hoch und die SNB führte den Mindestkurs ein. Diese Woche zeigt der Franken Schwäche und bricht aus wichtigen Charttechnischen Zonen aus und Gold, wenn es dann so bleibt bis 23 Uhr, schliesst auf Wochenbasis erstmals über dem seit dem 6 September 2011 verlaufenen Abwärtstrend. Interessant wie es nächste Woche weiter geht. Gruss aus der Schweiz

  5. Was für ein Theater.. Diese Menschheit ist wirklich ihr eigenes Problem. Ich bin für ein update x.0. Wie wäre es mit einer kleinen Sintflut? Nein..lieber eine Große! Und hoffentlich bald!

    1. Ja, was ist denn da los? Ganz einfach: super Einstiege in den CHF-Währungspaaren. AUDCHF bingo…dick im plus. GBPCHF bingo…dick im Plus.

      Und nebenbei noch positive Swap kassieren. Besser geht es doch nicht. Die Schweiz schenkt uns quasi Geld.

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