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Der Tod von Jo Cox und die Brexit-Wahrscheinlichkeit

Als die britische Labour-Politikerin Jo Cox (eigentlich Hellen Joanne Cox) von einem Angreifer mit einem Messer und mit Schüssen attackiert wurde am Donnerstag Mittag, war das sicher eine große Schlagzeile - aber es hatte zunächst keinen Einfluß auf die Märkte..

FMW-Redaktion

Als die britische Labour-Politikerin Jo Cox (eigentlich Hellen Joanne Cox) von einem Angreifer mit einem Messer und mit Schüssen attackiert wurde am Donnerstag Mittag, war das sicher eine große Schlagzeile – aber es hatte keinen Einfluß auf die Märkte.

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Hellen Joanne Cox
Foto: Jo Cox, http://www.jocox.org.uk/

Als sie dann am Nachmittag ihren Verletzungen erlag, löste das gleichsam ein Erdbeben an den Märkten aus, sichtbar vor allem beim britischen Pfund zum US-Dollar:

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Und das ging einher mit der Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit eines Brexit gefallen ist, wie folgende Grafik zeigt:

Das ist in gewisser Weise zynisch: die Aktienmärkte und andere Risiko-Assets erholten sich aufgrund des Todes eine Menschen. Aber wie auch immer: ob damit die Brexit-Wahrscheinlichkeit wirklich gesunken ist, bleibt fraglich, vor allem dann, wenn sich abzeichnet, dass der Täter eher nicht politisch motiviert war, sondern, auf deutsch gesagt, ein „Irrer“ war.

Gleichwohl hat die „Remain“-Kampagne nun eine Art Märtyrerin, gleichsam ein Gesicht, das für den Verbleib in der EU steht. Damit bekommt das „Remain“-Lager eine emotionale Komponente, die ihr vorher völlig gefehlt hat – mit Ausnahme des Schürens von Ängsten hatten die Brexit-Gegner im Grunde nichts, was Unentschlossene hätte mitreissen können. Nun der Tod einer 41-jährigen Mutter zweier Kinder, die für ihre Überzeugung gestorben ist – und deren Witwer darum bittet, die hinterblieben Kinder „in Liebe zu baden“.

Hier ein paar Ausschnitte von Reden von Jo Cox (auf den Pfel klicken):

In der Summe muß man sagen: wir haben gestern einen der seltsamsten Tage an den Finanzmärkten erlebt, an die wir uns erinnern können. Daher hat die gestrige Rally einen faden Beigeschmack, auch wenn die Drehung schon spektakulär war. Ob und wie nachhaltig das war, muß sich noch erweisen..



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11 Kommentare

  1. Gute Beitrag, Herr Fugmann. Ja, es stimmt, es ist in der Tat zynisch bzw. hat einen faden Beigeschmack, was wir gestern erlebt haben.

    Ich war in Gold Long und habe – auf Grund meines Tradingsystems, welchs rein technischer Art ist – die Position bei 1310 geschlossen. Und es ist ja wieder typisch: Jeder spricht von „Durchbruch“ bei einer runden Marke und der Markt sucht sich dann händeringend die nächstbeste Gelegenheit die Marktteilnehmer rauszukegeln. Es ist wohl nicht zu gewagt zu behaupten: Wäre nicht der tragische Tod von Frau Cox gekommen, hätte der Markt sich andere Gründe gesucht…

  2. Am Fall Jo Cox lässt sich schön erkennen mit welcher Niedertracht die politischen Elite ausgestattet sind und wie sehr ihnen der Arsch auf Grundeis geht.

    Der Mörder von Jo Cox war geistig instabil und stand unter starker medikamentöser Behandlung. Er geriet in Nordengland in einen heftigen Streit mit einem anderen Mann. Jo Cox versuchte – lt. Augenzeugen – schlichtend dazwischen zu gehen. Weder war Jo Cox vorsätzliches Ziel eines Attentats, noch starb sie für ihre politischen Überzeugungen, sondern sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Sowas erlebt man jede Woche in der jeder Partymeile, wo Menschen streitschlichtend dazwischen gehen und dann selbst etwas abbekommen. Der Mörder jedenfalls, war weder politisch motiviert noch interessiert. Lt. Augenzeugen hatte er auch keine „Britain First“-Rufe, so wie vom Remainlager behauptet, von sich gegeben. Man versucht dieses Unglück dazu zu nutzen um negative Assoziationen mit den Brexit-Anhängern zu kreieren, Brexit-Anhänger sind demnach geisteskranke, kaltblütige Mörder. Ähnliche Assoziationen stellte man auch damals bei der TeaParty her. Widerlichste Propaganda.

    1. Wo haben Sie diese Informationen her?

      1. Es gibt auf Twitter Interviews mit Augenzeugen der Tat.

      2. Würde mich auch interessieren!
        Ich kann es mir zwar vorstellen, aber eine Quelle wäre mir lieber.

        1. Kann man löschen. Meine Seite war nicht aktualisiert. Hat sich erledigt..

    2. Was schreibt eigentlich die Britenbild namens SUN?Vom bisherigen Niveau her müsste man ähnliches,wie vom Springerblatt vermuten!Britische Parlamentsabgeordnete wegen Brexit abgeschlachtet,ausgenommen&teilweise aufgegessen.Boah ey,das wärs doch!Da war doch gestern ein britischer Soldat,welcher von einem „Islamfreund“ etwas medienunwirksamer ums Eck gebracht wurde!Der Brexit ist für mich so etwas ähnliches wie Stalingrad für die deutsche Wehrmacht.Der Anfang vom unwiederruflichen Ende der EU.Heil Juncker.Endsieg,wieder mal!

  3. Sebastian Schaarschmidt

    Mit Sicherheit versuchen die „Bullen“ ihr Fell zu retten,indem sie Cox vor´s Loch schieben.
    Und mit Sicherheit war das „Attentat“ Gift für Boris Jonson und seine Brexit Anhänger.
    Alleine,dass man ihm damit Knüppel zwischen die Beine warf,als er so richtig in Fahrt war,spricht für sich.Denn der Wahlkampf wurde erst mal ausgesetzt.Damit erhalten die Brexit Gegner Zeit Luft zu holen und sich zu sammeln zur Attacke.Der Markt preist nun den Brexit mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein,sonst wäre er gestern nicht so steil angezogen,als die Ereignisse publik wurden.

  4. In der Tat KSchubert,

    leider ist so was wieder ein fressen für die Medien und stellen im Kollektiv einen Zusammenhang dar, das einem übel wird.

    1.) wurde um 13:30 Uhr Jo Cox angeschossen – ich kann mich nicht erinnern, dass Finanzmärkte 2:30 Stunden später reagieren bzw. gestern um 13:30 Uhr an dem Märkten was passiert wäre.

    2.) waren die Märkte um 16:30 total ausgepresst… egal welche Richtung

    3.) waren viele Handelspositionen um 16:30 Uhr an markante Punkte angelangt… und das wollen viele nicht wahrhaben.

    4.) Charttechnisch gesehen war es keine Überraschung was passierte… auch nicht der rebound.

    Aber wen interessiert es von den Medien. Eine heiße Story (und sei sie noch so verkehrt) ist besser, als langweilige Wahrheit. Deshalb meide ich Nachrichtendienst so gut wie möglich.
    Und leider geht FMW auch die typische Richtung der Medien.

  5. @ oliver, danke…
    ohne sich in eine mainstream disskussion , einer hochverlogenen, voll manipulierten, medienkriegerischen welt einzulassen….
    wer bitte glaubt echt noch an rechtschaffenheit der finanzlobby? der entfesselten politischen lakeien und vasallen??? halloo? wer glaubt bitte noch an die ehrlichkeit eines aggressiv, militärisch- wirtschftl. komplex in amiland und gerade auch in schlaaaaand? wieviel merkwürdige zufälle haben militärisch, politische motivierte „zufälle“, echten aufrichtigen menschen, patrioten das “ leben“ gekostet? ich meine damit nicht nur den tod…. ich sage nur „welcome“….

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