Europa

Desaster für Inflation und Zinswende: Importpreise zweiten Monat in Folge im Minus

Wie stand es im offiziellen Text der gestrigen EZB-Veröffentlichung? Die Leitzinsen werden "über längere Zeit auf ihrem jetzigen Niveau verbleiben". Und die heute früh für Deutschland veröffentlichten Konjunkturdaten zeigen: Ja, diese "lange Zeit" wird in der...

FMW-Redaktion

Wie stand es im offiziellen Text der gestrigen EZB-Veröffentlichung? Die Leitzinsen werden „über längere Zeit auf ihrem jetzigen Niveau verbleiben“. Und die heute früh für Deutschland veröffentlichten Konjunkturdaten zeigen: Ja, diese „lange Zeit“ wird in der Tat eine lange Zeit sein. Denn neben den Verbraucherpreisen (Inflation) sind da ja stets die von uns regelmäßig besprochenen Vorlaufindikatoren, als da wären die Erzeugerpreise, Großhandelspreise und Importpreise.

Die heute für den Monat März präsentierten Importpreise für Waren lagen bei -0,1% im Jahresvergleich. Im Februar waren es -0,6%. Damit haben wir den zweiten Monat in Folge rückläufige Preise für Waren, die aus dem Ausland nach Deutschland geliefert, und in der Regel hier weiter verarbeitet werden. Wie soll da am Ende der Preiskette eine Preissteigerung herauskommen?

Bis November 2017 gab es Monat für Monat noch kräftige Preissteigerungen bei den Importen. Da waren es noch +2,7% – vorher waren es noch höhere Steigerungsraten. Seitdem ist die Preissteigerung eingeschlafen und jetzt sogar ins Minus gerutscht. Da kann kein Preisdruck aufkommen, und somit auch kein Druck auf die EZB die Zinswende einzuleiten!

Importpreise

Hier mehr Details vom Statistischen Bundesamt:

Die Entwicklung der einzelnen Produktgruppen verlief sehr unterschiedlich. Einem deutlichen Preisanstieg bei importierten Energieträgern gegenüber dem Vorjahr (+ 7,1 %) standen moderate Preisrückgänge für die meisten anderen Produktgruppen gegenüber. Dies führte zu dem leichten Rückgang der Importpreise insgesamt.

Die Einfuhrpreise für Konsumgüter (Gebrauchs- und Verbrauchsgüter) lagen im Durchschnitt um 1,8 % unter denen des Vorjahresmonats (+ 0,1 % gegenüber dem Vormonat). Konsumgüter stehen für gut 20 % des gesamten Warenimportwertes.
Auch die eingeführten Investitionsgüter hatten einen dämpfenden Einfluss auf den Gesamtindex. Sie verbilligten sich um 1,2 % gegenüber März 2017 (keine Veränderung gegenüber Februar 2018). Insbesondere Speichereinheiten und andere Datenspeicher (– 17,4 %) sowie Geräte und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik (– 5,5 %) wurden gegenüber März 2017 zu niedrigeren Preisen importiert.

Importierte landwirtschaftliche Güter waren ebenfalls gegenüber März 2017 billiger, im Durchschnitt um 5,5 % (+ 0,5 % gegenüber dem Vormonat). Während sich unter anderem Naturkautschuk (– 35,9 %) und Rohkaffee (– 23,3 %) stark verbilligten, wurde insbesondere Kern- und Steinobst (+ 15,0 %) zu höheren Preisen importiert.

Dagegen waren Energieträger im März 2018 mit + 7,1 % deutlich teurer als im März 2017. Gegenüber dem Vormonat veränderten sich die Preise im Durchschnitt nicht.
Während insbesondere rohes Erdöl (+ 9,6 %) und Mineralölerzeugnisse (+ 8,6 %) im Vorjahresvergleich mehr kosteten, lagen die Preise für Steinkohle unter dem Niveau des Vorjahres (– 1,4 %).
Der Einfuhrpreisindex ohne Energie war im März 2018 um 1,0 % niedriger als im März 2017 (+ 0,1 % gegenüber dem Februar 2018). Lässt man nur Erdöl und Mineralölerzeugnisse außer Betracht, lag der Einfuhrpreisindex um 0,9 % unter dem Stand des Vorjahres (unverändert gegenüber Februar 2018).

Die Preise für importierte Vorleistungsgüter (Güter, die im Produktionsprozess verbraucht, verarbeitet oder umgewandelt werden) veränderten sich im März 2018 im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht. Gegenüber dem Vormonat fielen die Preise um 0,2 %. Im Vergleich zu März 2017 sanken unter anderem die Preise für Eisenerze (– 17,2 %) und elektronische Bauelemente (– 10,9 %). Dagegen verteuerten sich insbesondere Holz- und Zellstoff (+ 13,4 %) sowie Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (+ 8,2 %).



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