FMW-Redaktion
Schon lange nichts mehr von der deutschen Bank gehört? Nun ja, nicht wirklich, erst gestern hatte die Deutsche den europäischen Banken-Sektor abgestuft, und damit die Aktien dieser Banken unter Druck gebracht – vor allem die eigenen Aktien der Deutschen Bank selbst.
Und heute dann der nächste „Knaller“ – diesmal vom Chef der Deutschen Bank selbst, John Cryan. Cryan sprach gestern Abend in New York über die geplanten Maßnahmen des Basel Committee, dem die Fed und auch die EZB angehören. Es geht um neue Regularien, an denen derzeit gearbeitet wird – und die verhindern sollen, dass Banken Risiken unterschätzen, auch am Immobilienmarkt bei der Kreditvergabe. Vereinfacht gesagt laufen die derzeitigen Überlegungen der Regulatoren darauf hinaus, dass Banken mehr Eigenkapital als Risikopuffer bei der Vergabe von Immobiliendarlehen vorhalten müssten als bisher – und man könnte salopp formulieren: Eigenkapital ist knapp bei Europas Banken, es ist gewissermaßen das Gold der Banken-Branche, das man möglichst schonend einsetzen will.
Prägend für die Regulatoren ist dabei die Immobilienblase in den USA, deren Platzen dann schließlich zu massiven Verlusten auch bei Banken geführt hatte. Nun läuft alles darauf hinaus, dass die im Gefolge der Finanzkrise in den USA entwickelten Regularien auch für deutsche und europäische Banken gelten sollen – und dagegen wehrt sich Cryan nun vehement: Europa und vor allem Merkel solle dem Druck der Amerikaner in diesen Punkten nicht nachgeben, so Cryan gestern in New York. Der Grund dafür: im Gegensatz zu den Amerikanern würden die Deutschen ihre Schulden überwiegend bezahlen!
Es könne daher nicht angehen, so Cryan, dass deutsche Immobilienkredite genau so behandelt würden wie Subprime-Kredite in Kalifornien vor zehn Jahren! Deutsche Kreditnehmer seien viel zuverlässiger und daher für die kreditgebenden Banken viel weniger risikoreich als es Amerikaner in der Vergangenheit gewesen seien, so Cryan weiter. Daher müssten die Dinge eher regional statt global geregelt werden.
Und Cryan teilte gestern weiter vor allem gegen Kanzlerin Merkel aus: im Gegensatz zu ihrer Bierzelt-Rede, wonach man sich nicht mehr auf die Amerikaner verlassen könne und daher die Dinge selbst in die Hand nehmen müsse, habe Deutschland offenkundig dem Druck der USA bei diesen regulatorischen Fragen komplett nachgegeben. Wenn die Regularien so kämen wie angedeutet, so Cryan mit nur minimal kaschierter Drohung, werde man auch weniger Immobilienkredite in Deutschland vergeben!
Kämen die Regularien so durch, wie es sich derzeit abzeichne, hätten deutsche, aber auch europäische Banken deutliche Wettbewerbsnachteile gegenüber ihren amerikanischen Konkurrenten, zeigte sich Cryan überzeugt.
Die deutsche Bankenbranche wehrt sich darüber hinaus besonders gegen die schon beschlossenen Basel lII-Maßnahmen, die keinen Unterschied in der Risikogewichtung bei den Asset-Klassen mehr vornehmen – was vor allem für die doch als sicherer geltenden Immobilienkredite für die Banken nachteilig ist..
Die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Nordenfan/Wikipedia (CC-BY-SA 4.0)
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