Aktien von Banken in Europa und besonders in Deutschland sind seit Wochen im Rally-Modus. Im Chart sehen wir seit Anfang Dezember 2024: Deutsche Bank-Aktie + 43,1 %, Commerzbank +64,11 %, während der Dax „nur“ um 17,74 % zulegte. Nicht nur, dass die Zinsen immer noch relativ hoch sind, so dass Banken gute Gewinne aus Zinsmargen einfahren. Möglicherweise stehen gerade Deutsche Bank, Commerzbank und viele andere vor goldenen Zeiten.
Das Sondervermögen (Sonderschulden) über 500 Milliarden Euro + Verschuldungsspielräume für Bundesländer + Aufrüstungsverschuldung bietet viel Platz für Finanzierungsgeschäfte für Industriebetriebe, die Aufträge über Kredite vorfinanzieren möchten. Und: Banken die im Anleihegeschäft tätig sind, dürften durch Provisionen im Anleihehandel ordentlich mitverdienen, wenn der Bund die nächsten Jahre den Anleihemarkt mit dramatisch höheren Anleiheemissionen flutet. Oben drauf kommt noch: Durch die Schuldenausweitung bleiben die Zinsen höher (siehe jetzt schon bei den Bauzinsen), wodurch die Zinsmargen der Banken auch höher bleiben dürften. Schauen wir auf aktuelle Daten und Expertenaussagen.
Deutsche Bank, Commerzbank und Co mit viel Luft nach oben?
Europäische Bankaktien haben noch Spielraum, um die diesjährige Rally von 27 % auszubauen, da sie von den weiterhin hohen Zinsen profitieren, so sagen es heute die Analysten von JPMorgan laut Bloomberg. Deutschlands milliardenschwere Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur werden die europäischen Zinsen hoch halten, was den Banken zugutekommen wird, schrieben Analysten unter der Leitung von Kian Abouhossein in ihrer heutigen Notiz. Das Risiko, dass die Europäische Zentralbank die Zinssätze unter 1,5 % senkt, ist zurückgegangen, sodass die Banken mehr Nettozinserträge erwirtschaften können, so die Analysten.
„Die Verschiebung in der Finanzpolitik wird angesichts der gestiegenen Staatsausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und staatliche/lokale Projekte wahrscheinlich zu einem stärkeren Ausblick für das Kreditwachstum führen“, schrieben die Analysten und erhöhten ihre Prognosen für das Kreditwachstum in der gesamten Eurozone. Europäische Banken haben ein hervorragendes Jahr, mit einem Anstieg des Stoxx 600 Banks Index um 27 % seit Jahresbeginn und der mit Abstand beste Sektor in Europa. Der Index steht vor seinem zehnten Quartalsgewinn in Folge – eine Erfolgsserie, die zuletzt vor der Finanzkrise von 2008 zu verzeichnen war.
Aufgrund der starken Rallye haben die Analysten von JPMorgan ihre Empfehlung für europäische gegenüber US-Banken von Übergewichtet auf Neutral gesenkt. Der KBW-Bankenindex der US-Kreditgeber ist im Jahr 2025 in etwa unverändert. Die Analysten erhöhten auch ihre Kursziele für mehrere europäische Banken. Zu den höchsten unter den von Bloomberg erfassten zählen die Deutsche Bank und die UniCredit. Ihre Top-Picks für den Sektor sind Barclays, Deutsche Bank, Intesa Sanpaolo, UBS Group, Societe Generale und Natwest Group
Banken „schwimmen im Geld“
Dass es den Banken gerade in Deutschland derzeit blendend geht, zeigten jüngst Daten der Barkow Consulting. Demnach haben deutsche Großbanken (Deutsche Bank, Commerzbank und andere) ihren Gewinn vor Steuern 2024 um weitere 12 % auf 26,8 Milliarden Euro gesteigert. Damit dürfte der Gewinn vor Steuern den höchsten Stand seit 25 Jahren erreicht haben. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Statistiken könnte es aber auch der höchste Vorsteuergewinn aller Zeiten sein, so Barkow. Trotz Zinswende im Juni 2024 sei der Vorsteuergewinn im zweiten Halbjahr mit 14,1 Milliarden Euro sogar noch höher aus als im ersten Halbjahr mit 12,7 Milliarden Euro ausgefallen.
FMW/Bloomberg
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