Es ist schon ein Institut der Superlative, leider im negativen Sinne: die Deutsche Bank. Sie produzierte in den letzen gut 10 Jahren Unternehmenszahlen, die erschaudern lassen. Über 7000 Rechtsstreitigkeiten, Strafzahlungen über 20 Milliarden Euro, zahlreiche Kapitalerhöhungen in der Höhe von 27 Milliarden Euro, allein die letzte im Jahr 2017 belief sich auf acht Milliarden Euro, dazu Bonuszahlungen für Mitarbeiter im zweistelligen Milliardenbereich, trotz mehrjähriger Verluste und ein um 92 Prozent gefallener Aktienwert.
In der Summe ein skandalöser Mix, der in der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte einmalig sein dürfte. Jetzt kamen die ersten Zahlen der Abfindungen für die scheidenden Vorstände, die das ganze Kostenkonstrukt nochmals deutlich machen.
Deutsche Bank: Problem Nummer 1 – die erodierenden Gewinne
Trotz der Kostensenkung bei den Ausgaben der Bank bleibt das Grundproblem bestehen. 80 % der Einnahmen sollen aus dem Zinsgeschäft kommen und dies bleibt vermutlich noch für längere Zeit anämisch durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die sogenannte Fristentransformation – kurzfristig leihen, längerfristig verleihen – dürfte auch unter der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde in den nächsten Jahren keine großen Einnahmen generieren.
Hinzu kommt der negative Zinssatz für Einlagen bei der EZB, Strafzinsen für das Institut in dreistelliger Millionenhöhe (2,3 Mrd.€ gesamt für Deutschlands Banken 2018), an dem zumindest Mario Draghi so schnell nicht rütteln wollte.
Deutsche Bank: Problem Nummer 2 – die Arbeitsmarktgesetze
Bekanntermaßen werden in der Bankbranche mit die höchsten Gehälter in Deutschland gezahlt. An vorderster Front die Deutsche Bank, die noch im letzten Jahr rund 700 Mitarbeiter beschäftigte, die ein Jahresgehalt von mindestens einer Million Euro erhielten, wiederum ein Superlativ, zumindest im europäischen Bankwesen. Jetzt will man sich von vielen Mitarbeitern trennen, besonders im Investmentbanking und da bringen die Spielregeln am Arbeitsmarkt die Bank durch hohe Abfindungen in die Bredouille.
Auf Basis dieser Regeln steht Investment-Chef Garth Ritchie eine Zahlung von rund elf Millionen Euro zu. Regulierungsvorständin Matherat käme auf etwa neun Millionen, der ehemalige Privatkundenchef Strauß wegen der geringen Restlaufzeit seines Vertrags auf rund sechs Millionen Euro, ingesamt also eine Summe von 26 Millionen Euro.
Für die Zahlungen an scheidende Vorstände hat sich die Bank feste Regeln gegeben. „Die Abfindung beträgt in der Regel zwei Jahresvergütungen und ist auf die Vergütungsansprüche für die Restlaufzeit des Anstellungsvertrags beschränkt“, so heißt es im Geschäftsbericht der Bank.
Ähnliche Regeln gelten auch unterhalb der Vorstandsebene, ein gewaltiger finanzieller Akt. Dr. Krall sprach hier von der 2 zu 1-Regel, das heißt, dass es mindestens zwei Jahre dauern wird, bis die Einsparungen durch die Entlassungen in der Bilanz sichtbar werden.
Deutsche Bank: Problem Nummer 3 – die Kosten der Regulation
Dieser wahrscheinlich undurchsichtigste Kostenfaktor soll der Bank angeblich Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Durch die Erstellung von ellenlangen Kundenhinweisen, die der Gesetzgeber im Zuge der Aufarbeitung der Finanzkrise vorgeschrieben hat. Hinweise, die keiner liest, aber ganze Abteilungen in der Bank beschäftigen. Ob es hier Linderung seitens der Regulierer gibt, steht in den Sternen.
Fazit
Es ist ein unglaublich schweres Unterfangen dieses Institut im heutigen Nullzinsumfeld zu sanieren, bei all den angesprochenen historischen Altlasten. Mit abgehobenen Kostenstrukturen, im Zeitalter der Digitalisierung und hungriger Start-ups im Fintech-Bereich.
Die Börse zweifelt deshalb noch stark an den Erfolgsaussichten des Radikalumbaus, der massive Kurseinbruch am Dienstag spricht Bände.
Frankfurter Skyline, die CoBa im Vordergrund. Foto: Mylius GFDL 1.2
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Netter Text Herr Müller; nur leider zu opportun gedacht! Was ich ergänzen würde sind ein paar Phantasien was bei einem Kollaps der Deutschen Bank geschehen wird/würde. Ich kann es mir nicht vorstellen, daher wende ich mich vertrauensvoll an Sie als Experten. Lohnt es sich jetzt Gold zu shorten und sich, bei diesem Kurs, mit DB-Aktien einzudecken? ;/
@Bernd. Hallo. Netter Kommentar, nur etwas verwirrend. Obwohl ich keine Empfehlungen zu Aktien gebe, ein paar Bemerkungen. Habe ich geschrieben, dass die Deutsche Bank pleite gehen wird? Ein Institut mit der dreifachen Größe von Lehman, mit einem Derivateportfolio in x-facher Größe zum BIP Deutschlands (2016 – 50 Bio.€) und mit seiner Stellung im weltweiten Währungshandel? Sie hat zwei Weltkriege überstanden und wird demnächst 150 Jahre alt. Und wieso sollte man jetzt Gold shorten?
Bei der Deutschen Bank fällt auf, dass es kaum Kaufempfehlungen gibt, die Aktie wird immer wieder massiv leerverkauft, auch von Florian Homm. Das heißt, sollte es aus irgendwelchen Gründen nach oben gehen…..
Aber wie gesagt, keine Empfehlungen meinerseits.
Gruß
Danke für ihre Antwort. Ich muss anfügen, dass mein vorheriger Kommentar sehr zynischer Natur war, was ich nicht ausreichend kenntlich gemacht habe. Ja, die Deutsche Bank hat so Einiges überstanden aber es rückt für mich in den Bereich des Vorstellbaren was nicht seien darf. -Wie Mephisto sagte- „denn alles was entsteht; ist wert, dass es zu Grund geht“
Ich habe bei und mit der Deutschen Bank auch erheblich Kapital versenkt(leider mein eigenes).Ich leite daraus die Forderung ab auch eine fette Abfindung zu bekommen.Gleicher Lohn für gleich(schlechte) Arbeit.Muss ich mich an Sewing direkt wenden oder ist dafür die ausgewiesene Fachkraft Achleitner zuständig?P.s.Mein „goldener Handschlag“ kommt um einiges billiger!Jagt diese Pfeifen mit einigen neuen Anzügen vom Hof und gut ist.