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Deutsche Bank-HV: 1 x frischer Anstrich für das morsche Haus + Angst ums Image

FMW-Redaktion

Der nun ausscheidende Deutsche Bank-Chef Jürgen Fitschen zeigte zum Abschluss seiner „glanzvollen“ Amtszeit noch einmal deutlich, welch Geistes Kind der ist. Wahre Größe zeigte er nicht, sondern den selben Schutzmechanismus wie er ihn zusammen mit Anshu Jain in all den letzten Jahren aufgezogen hatte. Probleme = Schuld sind immer die anderen. Ähnlich wie VW-Chef Winterkorn wussten auch die beiden Chefs der Deutschen Bank anscheinend nicht, was in all ihren Abteilungen und Auslandsfilialen so vor sich ging – alles Einzelfälle, alles kriminelle Einzeltäter, alles irgendwo weit unten in der Rangordnung, so darf man es verstehen – alles geschah so weit weg, dass die beiden davon nie etwas mitbekamen. Bei Fitschen hörte sich das heute so an: Ja, man hätte Fehler gemacht und bedauere diese – damit meint er aber nicht sich selbst. Er bedauere, dass „einige in unserer Bank“ Regeln und teilweise sogar Gesetze gebrochen hätten. Den Mitarbeitern müsse klar sein, dass jeder der für die Deutsche Bank arbeitet, ein sicheres Gefühl entwickeln müsse, welche Geschäfte man machen und welche man besser meiden solle.

Deutsche Bank Achleitner
Der Deutsche Bank-Aufsichtsratsvorsitzende machte auch keine gute Figur. Foto: WEF / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Auch Aufsichtsratschef Achleitner legte eine (vorsichtig ausgedrückt) optimierungsbedürftige Ansprache hin. Das Image der Deutschen Bank in der Öffentlichkeit müsse noch deutlich besser werden, so Achleitner – hätte er statt Image nicht „Arbeit“ sagen müssen? Der Konzern sei auf dem richtigen Weg. Da haben wir so unsere Zweifel. Dass die Deutsche Bank vor allem oder besser gesagt eigentlich nur ihrer Investmentbanking-Sparte den Niedergang zu verdanken hat, dürfte kaum strittig sein. Dennoch wird vor allem das Filialnetz der DB gerade kräftig eingestampft – bis 2017 sollen 1/3 der Filialen in Deutschland verschwinden. Damit erodiert die Basis einer jeden Bank, das trockene und ach so langweilige Einlagengeschäft, tendenziell noch weiter. Der kurzfristige Sanierer John Cryan wird wohl den schnellen Spar-Erfolg im Blick haben. Weniger Filialen = weniger Mitarbeiter = weniger Kosten. Wir meinen: Weniger Filialen = langfristig weniger Kunden = langfristig weniger Einlagen.

Auch jetzt, wo man eigentlich nichts beschönigen kann, was Jain und Co all die Jahre in London und Frankfurt so angestellt haben, konnte sich Achleitner nicht dazu durchringen ein negatives Wort über ihn zu verlieren – nicht mal indirekt – schade. So sagte Achleitner diese Leute (Jain und Co) seien zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt worden. Ihnen gelte „unser Dank“ für das hohe Engagement für die Bank. Ist nicht gerade Anshu Jain als ehemaliger Investmentbanking-Guru aus London mit Top-Gehalt Verfechter des Kapitalismus in Reinkultur? Was hätte er dann normalerweise verdient gehabt bei der Welle an Skandalen, die unter seiner Leitung produziert wurden? Dank? Alleie 2015 hatte die Deutsche Bank Kosten für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 5,2 Milliarden Euro zu tragen, so der neue Chef John Cryan – Kosten in diesem Dimensionen seien völlig indiskutabel, so seine Meinung.

Recht hat er. Man darf vermuten, dass Cryan als kurzfristiger Sanierer weiter einsparen wird. Nur leider an der falschen Stelle, meinen wir. Die Deutsche hat wohl zu Genüge bewiesen, dass sie Investmentbanking nicht wirklich kann. Wäre es nicht sinnvoller dort brutal einzustampfen, und nicht nur aus Kosmetikgründen einige zehntausende Karteileichen-Kunden im Investmentbanking zu kündigen? Der deutschlandweit bekannte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sagte auf der HV in Richtung DB-Management „Eines muss man Ihnen lassen, der Unterhaltungswert ist kontinuierlich hoch. Zu einer Eintrittskarte von unter 15 Euro (ab 1 Aktie hat man ja Zutritt zur HV) bekommt man einiges geboten.“ Nieding hatte aber mehr zu bieten. Er stellte letztlich die entscheidende Frage: „Was sind Ihre Visionen Herr Cryan?“ Er fragte nach den neuen Geschäftsfeldern, mit denen die Bank „klotzig Geld verdienen wolle“. Eine richtige Antwort gab es dazu nicht.

Cryan ist Sanierer und wird es wohl auch immer bleiben. Bis Ende nächsten Jahres solle der Umbau der DB weitestgehend abgeschlossen sein. In den nächsten Jahren solle die „Aufwand-Ertrags-Relation“ drastisch steigen. Das ist Cryan´s Ziel, und daran wird er sich messen lassen müssen. Gibt es nach 2017 noch neue Skandale, neue Rechtsstreitigkeiten, neue unvorhergesehene Verluste? Das ist seine Messlatte – wie bei einem Fußballverein, der nur mit Biegen und Brechen versucht nicht aus der 1. Liga abzusteigen. Das Fazit für die Aktionäre: Die nächsten Jahre wird es wohl nichts außer ein paar Tränen geben, und einen langweiligen phantasielosen Geschäftsverlauf. Trockene, nüchterne Konsolidierung ist angesagt, weiter Runterschrumpfen weg vom Sockel einer global bedeutsamen Investmentbank, die Ackermann und Jain doch eigentlich schaffen wollten.

Kurzfristig haben Trader ein klein wenig Hoffnung und gaben der Aktie heute einen kleinen Gewinnschub von +1,3% zum Tagesende – dabei war die Aktie heute schon mal mit 3,8% im Plus. Wir lassen unseren Bericht ausklingen mit einem Zitat eines Kleinaktionärs von heute, der als einer von vielen seinen Frust loswerden konnte. Ein neues Geschäftsmodell der Bank hieße „Rechtsstreitigkeiten“. Aber damit soll ja spätestens ab 2018 endlich Schluss sein…  Ach ja, einen haben wir noch. Wie sehr der „brutale“ Neuanfang bei der Deutschen aussieht, konnte man heute offiziell nach der HV erfahren. Zitat Deutsche Bank:


Der mit der Hauptversammlung am 19. Mai scheidende Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Jürgen Fitschen, wird auch künftig für die Bank im Einsatz sein. Der 67-jährige wird sein über Jahrzehnte aufgebautes Kundennetzwerk nutzen und die Bank im Kerngeschäft mit Unternehmenskunden unterstützen. Dabei wird er sich auf Deutschland und Asien konzentrieren – die beiden Regionen, die seine Karriere besonders geprägt haben. Fitschen wird eng mit dem Vorstand sowie den Verantwortlichen aller Geschäftsbereiche und Regionen zusammenarbeiten. „Jürgen Fitschen hat sich mit Leib und Seele um die Bank verdient gemacht: Er stellt die Kunden immer in den Mittelpunkt; er weiß, was sie von uns erwarten und wie wir diese Wünsche am besten erfüllen können“, sagt John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. „Ich bin sehr froh, dass Jürgen sein wertvolles Wissen und sein hervorragendes Netzwerk auch weiter in den Dienst der Bank und unserer Kunden stellen wird.“



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