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Deutsche Bank mit 19 Milliarden Euro Kapitallücke?

Dabei kommt das ZEW zum Schluss, dass die Deutsche Bank mit einer Kapitallücke von 19 Milliarden Euro dastehen würde. Ebenfalls sehr schlecht stünden die beiden großen französischen Banken...

FMW-Redaktion

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat nach dem gerade erst veröffentlichten Bankenstresstest der EU seine eigene Studie zu europäischen Banken veröffentlicht. Dabei hat das ZEW strengere Kriterien angesetzt, wie sie die US-Notenbank „Federal Reserve“ verwendet. Gemäß diesen Kriterien hat das ZEW die selben 51 Banken in Europa geprüft wie vorher die EU-Bankenaufsicht, und kommt dabei zu deutlich schlechteren Ergebnissen. Bei einem Stresstest geht es nämlich darum zu sehen, wie die Banken bei einer erneuten Finanzkrise dastehen. Dabei kommt das ZEW zum Schluss, dass die Deutsche Bank mit einer Kapitallücke von 19 Milliarden Euro dastehen würde. Ebenfalls sehr schlecht stünden die beiden großen französischen Banken da. Dazu zitieren wir auszugsweise das ZEW:

Unter den Bedingungen des EBA-Krisenszenarios belaufen sich die Fehlbeträge aller 51 Banken auf insgesamt 5,6 Milliarden Euro. Das Fed-Krisenszenario dagegen weist Fehlbeträge in Höhe von insgesamt 123 Milliarden Euro für alle 51 betrachteten Banken aus. Die Geldhäuser mit den größten Kapitallücken sind im Fed-Szenario die Deutsche Bank (19 Milliarden Euro), die französische Société Générale (13 Milliarden Euro) und die französische BNP Paribas (zehn Milliarden Euro).

Die Kapitallücken, die die Autoren anhand des Stresstests mit Marktdaten, also bei Annahme eines Einbruchs der weltweiten Aktienmärkte um 40 Prozent in sechs Monaten, für die 34 börsennotierten Banken aufgedeckt haben, beliefen sich auf 675 Milliarden Euro, im Fed-Stresstest auf 92 Milliarden Euro. Dabei erwiesen sich die französische Crédit Agricole (79 Milliarden Euro), BNP Paribas (75 Milliarden Euro) und die Deutsche Bank (60 Milliarden Euro) als die Banken mit den größten Fehlbeträgen.

„Der kürzlich von der EBA durchgeführte Stresstest zielte in erster Linie darauf ab, die Eigenkapitalquoten der Banken in der Eurozone transparent zu machen, weniger darauf, die Kapitalschwächen der Banken offen zu legen“, erklärt Prof. Dr. Sascha Steffen, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ und Mitautor der Studie. „Unser Vergleich zeigt, weshalb die Differenzen zwischen den beiden Methoden so enorm sind: Die Annahmen mit Blick auf die Eigenkapitalquoten weichen stark voneinander ab, das Verlustpotenzial ist je nach Szenario wesentlich höher und die Banken zeigen deutliche Unterschiede, wenn man den Marktwert ihres Eigenkapitals ins Verhältnis zum Buchwert setzt.“

Die Mängel, die die kombinierten Krisenszenarien offenbaren, könnten laut Sascha Steffen behoben werden: „Die USA haben ihre Schlüsse gezogen und bereits 2008 umfangreiche Maßnahmen zur Rekapitalisierung des amerikanischen Bankensektors getroffen. In Europa fehlt dazu noch der politische Wille.“

Die Deutsche Bank äußert dazu ihr Unverständnis, und verweist nur darauf, dass man beim aktuellen EU-Bankenstresstest gut abgeschnitten habe. Daraus sei kein neuer Kapitalbedarf abzuleiten gewesen. Und in der Tat, das ist richtig. Nur haben Aktienanleger nach einem kurzen Aufwärtszucken in den Aktienkursen dann gezeigt, wie viel sie von diesem EU-Bankenstresstest wirklich halten: Nämlich nichts! Denn beim EU-Bankenstresstest konnte man gar nicht erst durchfallen. Er war nur eine Art Bestandsaufnahme mi relativ lauen Anforderungen. Es drängt sich auch der (leise?) Verdacht auf die EU könnte diesen Stresstest mit Absicht relativ lau durchgeführt haben, um mit den schönen Ergebnissen für Ruhe am Kapitalmarkt zu sorgen. Auch soll wohl, so kann man es vermuten, der brave Bankkunde ja nicht auf die Idee kommen sein Guthaben abzuheben und unters Kopfkissen zu legen.



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