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Deutsche Bank prüft zwangsweise die Abwicklung des Handelsgeschäfts

Offenbar ist dies in dieser Dimension ein einmaliger Vorgang. Die Deutsche Bank ist derzeit dabei auf Anordnung der EZB-Bankenaufsicht zu prüfen, ob die Abwicklung ihres Handelsgeschäfts problemlos...

FMW-Redaktion

Offenbar ist dies in dieser Dimension ein einmaliger Vorgang. Die Deutsche Bank ist derzeit dabei auf Anordnung der EZB-Bankenaufsicht zu prüfen, ob die Abwicklung ihres Handelsgeschäfts problemlos möglich wäre. Ob damit nur aktives Trading oder das gesamte Investmentbanking der Bank gemeint ist, geht aus der Veröffentlichung der SZ nicht im Detail hervor. Die Deutsche Bank soll laut EZB ein Szenario durchspielen.

Was wird es kosten die Handelssparte abzuwickeln? Dabei geht es nicht um den Pleitefall der Bank, sondern einfach nur um die Frage, ob die Abwicklung problemlos möglich wäre. Denn wenn die Deutsche Bank beispielsweise im Derivatehandel keine neuen Positionen mehr aufbaut, sondern nur noch vorhandene Positionen schließt, welche Auswirkungen hätte das auf die Bank? Und wie hoch wären die Abfindungen für tausende Mitarbeiter?

Das sind verdammt interessant Fragen. Es ist offenbar das erste Mal, dass die Bankenaufsicht einer Großbank in Europa so eine umfassende Abwicklungsprüfung aufs Auge gedrückt hat. Und dann noch die Deutsche Bank. Warum? Nun, sie ist die systemrelevanteste Bank in Europa, weil sie durch ihre extrem großes Derivateportfolio quasi mit allem und jedem verknüpft ist. Fällt sie, kommen viele andere auch ins Wanken.

Einen Ansatz für so ein Szenario sah man vor zehn Jahren bei der „American International Group“, einem gigantischen Versicherungskonzern in den USA, der nur mit massivem Einsatz an US-Steuergeldern gerettet werden konnte. Die Regierurng musste den Versicherer stützten. Über Kreditausfallversicherungen war AIG quasi der Knotenpunkt des US-Finanzsystems – hätte man ihn fallen gelassen, wäre der Rest des Kartenhauses wohl auch zusammengebrochen.

Könnte die Deutsche Bank einfach so „planmäßig“ ihr gesamtes Handelsbuch abwickeln? Ginge das überhaupt, oder würden am Ende gigantische Verluste stehen? Das ist eine hochinteressante Frage! Denn egal wie man es dreht und wendet: Solange die Deutsche Bank massiv im Kapitalmarktgeschäft tätig ist, müsste der deutsche Steuerzahler sie in der nächsten Finanzkrise bei einer echten Schieflage umfangreich stützen.

Die Veröffentlichung, dass die Deutsche Bank als einzige Bank so eine Prüfung aufs Auge gedrückt bekommt, trifft die Aktie der Bank zur völlig falschen Zeit. Die Mini-Euphorie durch den Wechsel in der Chefetage hielt letzte Woche nur einen einzigen Tag. Jetzt bräuchte man eigentlich Ruhe. Vom Tief aus dem Jahr 2016 kommt die Aktie momentan noch nicht so richtig weg.

Deutsche Bank-Aktie
Die Deutsche Bank-Aktie seit 2014.



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4 Kommentare

  1. Die einzige deutsche Großbank, die noch vor 10 Jahren aktiv mit den Amibanken den Handel bestimmte, soll sehr wahrscheinlich platt gemacht werden von der EU?
    Somit wären dann nur noch die franz. u. britischen Banken in Europa im Investmentbanking tätig – schon eigenartig!?
    Aber so ist es leider momentan in Dland- Industrien werden vorsätzlich kaputt gemacht siehe Energiekonzerne, Autokonzerne und jetzt Banken.
    Politik und Unternehmen sind zusammen schuld.

  2. Das die Deutsche Bank hohe Derivate-Positionen besitzt, ist ja seit Jahren hinlänglich bekannt. Warum man aber glaubt mit einer Abwicklung des Investmentbankings wird alles wieder gut, erschließt sich mir nicht.

  3. Vielleicht haben Draghi & Weidmann Angst, dass neben dem schönen EZB-Tower ein großes Schwarzes Loch entsteht und das gerade in einer Zeit, wo FFM zum neuen EUropäischen Bankenzentrum wird …

  4. Kommt jetzt der Höhepunkt im „Banken-Absurdistan“, bei der Abwicklung der Investmentbankingsparte der deutschen Bank? Erst zahlt man den Händlern Boni, trotz Verlusten, damit sie bleiben und jetzt kurz darauf Abfindungen, damit sie gehen? Was für ein Job!

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