Die Deutsche Bank hat es aktuell nicht leicht. Erst gestern wurde bekannt, dass die Federal Reserve die Aktivitäten der Bank in den USA schon seit einem Jahr intern sehr kritisch einstufte, und von einem „beunruhigenden Zustand“ spricht. Nur wurde diese Einstufung erst gestern öffentlich bekannt.
Down-Rating
Nun erfolgt ganz aktuell der nächste Paukenschlag. Die weltweit wichtigste Ratingagentur S&P stuft die Deutsche Bank ab. Wir hatten in den letzten Jahren schon öfters die Frage aufgeworfen wie sinnvoll und wie wichtig Ratingagenturen wirklich sind (siehe Finanzkrise) – aber offenbar sind sie wichtig, weil alle glauben, dass ihre Meinungen wichtig sind. Naja… jedenfalls stuft S&P die Deutsche Bank herab von A- auf BBB+.
Somit liegt die Einstufung noch immer im „hochwertigen“ Investment Grade-Bereich, aber es ist eben eine Herabstufung. S&P spricht von „Elevated Strategy Execution Risks“. Der Ausblick wurde von Negativ auf Stabil angehoben. Was genau dahinter steckt, ist doch nicht wirklich wichtig. Interessant ist doch die Headline-Aussage, dass die Bank herabgestuft wurde. Mehr als nur interessant ist der Zeitpunkt.
Nur wenige Stunden nachdem der Deutsche Bank-Aktienkurs brutal eingebrochen war, kommt diese Herabstufung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Sicher war das zeitlich ein reiner Zufall! Im folgenden Chart zeigen wir den Kursverlauf der Aktie seit 2003. Gestern mit ihrem massiven Absturz um 7,15% auf einen Kurs von 9,07 Euro erreichte die Aktie ein Allzeit-Ttief. Ein Desaster!
Die Deutsche Bank reagiert
Die Reaktion der Bank zum Down-Rating lautet wie folgt, Zitat:
„Wir begrüßen die Stellungnahme von S&P, dass das Management einschneidende Maßnahmen ergreift, um die Kosten zu senken sowie das Geschäft zu fokussieren und damit die aktuell geringe Profitabilität der Bank zu verbessern‘. Wir weisen darauf hin, dass das Rating für nicht-bevorrechtigte vorrangige Schuldtitel von BBB- bestätigt wurde.“
Auch zum gestrigen Kurseinbruch der Aktie reagiert die Deutsche Bank. Der neue Chef Christian Sewing sieht sich heute früh gezwungen dazu persönlich Stellung zu nehmen. Hier auszugsweise einige Aussagen im Wortlaut:
Finanziell sind die in den Medien genannten US-Töchter wiederum alle sehr solide ausgestattet. Zum Beispiel hat unsere wichtigste amerikanische Bankentochter, die DBTCA, eine Kernkapitalquote von 98,15 Prozent. Sie hielt zum Ende des 1. Quartals 75 Prozent der gesamten Vermögenswerte von 42,1 Milliarden US-Dollar in Barmitteln. Das macht deutlich: Es geht hier nicht um unsere finanzielle Stabilität, sondern um die genannten IT- und Kontrolldefizite, die wir entschlossen beheben.
Auf Konzernebene steht unsere Finanzstärke außer Frage. Hier möchte ich die heutige Mitteilung von S&P zitieren: „Die Maßnahmen, die das Management 2017 zur Stärkung der Bilanz (in Bezug auf Kapitalisierung, Liquidität und Qualität der Vermögenswerte) ergriffen hat … haben der Bank gute Bonitäts- und Liquiditätspuffer verschafft.“
Warum aber dann die Herabstufung? S&P begründet dies nicht mit Zweifeln an der Stärke unserer Bilanz. Vielmehr sind wir schlicht nicht profitabel genug. Die Ratingagentur schreibt, „dass sich die Deutsche für einige Zeit weiter schlechter als die Wettbewerber entwickeln wird“ und sieht „bedeutende Umsetzungsrisiken“ für unsere strategischen Pläne.
Die Herabstufung betrifft lediglich das langfristige Emittentenrating, das um eine Stufe von A- auf BBB+ gesenkt wurde. Alle Bonitätsnoten befinden sich weiterhin im so genannten Investment Grade. Wichtig ist außerdem: Der Ausblick ist nun für alle S&P-Ratings stabil. Dieser stabile Ausblick, schreibt S&P, drücke die Erwartung aus, „dass das Management die Strategie mit Nachdruck umsetzen wird, im Laufe der Zeit Fortschritte auf dem Weg zu ihren finanziellen Zielen für 2019 erzielen wird und so das längerfristige Ziel eines stabileren und besser funktionierenden Geschäftsmodells erreichen wird.“
Kurz zusammengefasst sagt Sewing, dass es nichts nütze jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Man müsse jetzt anpacken und nach vorne schauen. Etwas anderes bleibt ihn ja auch nicht übrig!
Lesen Sie hier unseren Artikel, warum die Deutsche Bank derart systemrelevant ist.
Die Deutsche Bank-Türme in Frankfurt. Foto: Nordenfan / Wikipedia (CC BY-SA 4.0)
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So gut! So günstig!
:-)
Wenn eine Bank medienwirksam betonen muss das sie gut kapitalisiert ist und über ausreichend Liquidität verfügt, ist es meistens schlimmer als gedacht. Müsste man ja mittlerweile aus der Finanzkrise gelernt haben. Die DB hat viel zu wenig Eigenkapital und die US Tochter ist offenbar in einem dermaßen miserablen Zustand das hier wohl hohe Nachschusspflichten seitens der Konzernmutter notwendig werden könnten. Umsonst kommt die FED ja nicht zu so einer Einschätzung…