Offenbar sehen deutsche Banken und Sparkassen zunehmende Ausfälle auf ihre Kredite zukommen. Denn je schlechter die Industrie-Konjunktur läuft, desto mehr Kredite von Industrieunternehmen können ausfallen. So einfach könnte die Rechnung sein. Und bei den Kreditnehmern, die am Wackligsten da stehen, scheinen die deutschen Institute derzeit massiv dabei zu sein, Ausfallrisiken loszuwerden. Dies tut man unter anderem, in dem man Investoren dafür bezahlt, im Fall der Fälle Teile der Kreditausfälle zu übernehmen.
Deutsche Bank und Sparkassen treffen Vorsorge für Kreditrisiken
Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Deutsche Bank für ein Portfolio von Krediten an mittelständische Unternehmen aus Deutschland Kreditrisiken loswerden will. Für den so genannten „Signifikanten Risikotransfer“ (SRT) zu einem zwei Milliarden Euro schweren Portfolio an Unternehmenskrediten lote die Deutsche Bank derzeit das Interesse von Investoren aus, so laut Bloomberg mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auch die Sparkassen sorgen sich offenkundig um wacklige Kreditnehmer, und lassen über Landesbanken „Kreditpools“ bauen, über welche man bei den Sparkassen untereinander gemeinschaftlich Kreditrisiken absichert. Der sogenannte 21. Kreditbasket hatte laut Berichten aus November zum Start ein Volumen von 502 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 12% gegenüber dem Vorjahrespool entspricht. Das Portfolio setzt sich aus 194 einzelnen Kreditrisiken von zunächst 53 Sparkassen zusammen.
Helaba sichert 2,3 Milliarden Euro-Kreditbuch teils gegen Ausfälle ab
Die Helaba (Hessische Landesbank) hat eine Transaktion abgeschlossen, mit der sie einen Teil der Kreditrisiken aus einem rund 2,3 Milliarden Euro schweren Portfolio an Unternehmenskrediten auf Investoren überträgt, so meldet es Bloomberg heute. Das setzt risikogewichtete Aktiva (RWA) frei, die die Bank für andere Geschäfte nutzen kann.
Die Investoren bei diesem Significant Risk Transfer (SRT) sind “zwei internationale institutionelle Investoren”, wie die Helaba heute berichtet. Namen wollte sie auf Nachfrage nicht nennen. Bloomberg hatte bereits im Juni berichtet, dass die Bank an einem solchen Deal arbeitet. Das Volumen der freigesetzten RWA beläuft sich bei der aktuellen Transaktion laut der Bank auf rund 1 Milliarde Euro. Die Helaba fungierte als Originator, Co-Arranger und Lead Manager und wurde von Alantra als Co-Arranger und Finanzberater unterstützt.
SRTs ermöglichen es Banken, ihre Kredite gegen Zahlungsausfälle abzusichern, indem sie etwa Pensionsfonds, Staatsfonds oder Hedgefonds als Investoren mit ins Boot holen. Diese können für die Übernahme von Risiken häufig relativ hohe Renditen erzielen. Im Jahr 2022 hatte die Helaba erstmals eine solche Transaktion durchgeführt. Für ein Referenzportfolio aus Unternehmenskrediten von rund 2,1 Milliarden Euro konnte die Bank damals risikogewichtete Aktiva von etwa 800 Millionen Euro freisetzen. Investoren waren der niederländische Dienstleister für Pensionsfonds PGGM und der schwedischen Pensionsfonds Alecta.
Auch andere Banken nutzen das Instrument, darunter beispielsweise die Deutsche Bank und die LBBW. SRTs haben in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. “Angesichts des bevorstehenden Anstiegs des Finanzierungsbedarfs, der auch mit der Transformation zusammenhängt, werden solche SRT-Transaktionen ein wesentlicher Bestandteil des Bilanzmanagements werden”, sagte Astrid Joost-van der Spek, Leiterin des Bereichs Kapitalmärkte bei der Helaba.
FMW/Bloomberg
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