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Deutsche Industrieproduktion: Das ist mal wirklich positiv!

FMW-Redaktion

Heute gab es Daten zur deutschen Industrieproduktion für März. In dem Sektor waren mit 5,4 Millionen Menschen 51.000 mehr tätig als im März 2015. Jenseits von Betrachtungen, wie viel Anteil die Industrieproduktion an der Gesamtbeschäftigung ausmacht (die können evtl. das Bild verzerren), zeigt doch die harte Zahl an beschäftigten Menschen, dass aktuell die Industrie im Großen und Ganzen in Deutschland gehalten werden kann. Wie der Chart zeigt, hat man die Delle nach der Finanzkrise 2008 schon überschritten.

Industrieproduktion Beschäftigte

Wie man aus dieser Statistik sehen kann, sind die Gehälter im Jahresvergleich im Schnitt um 2,4% gestiegen. Eigentlich genau das tolle Zeichen, dass die EZB benötigt für ihr Inflationsziel von 2%. Die Menschen haben mehr Geld in der Tasche, aber wo bleibt die Inflation Herr Draghi? Noch nie etwas vom Preiskrieg im Einzelhandel gehört (Amazon und Co?).

Industrieproduktion
Grafik: Statistisches Bundesamt

Auf den ersten Blick kann man misstrauisch werden, wenn man den Rückgang bei den geleisteten Arbeitsstunden sieht (mittlere Spalte), denn die gingen im Vergleich zum März 2015 um 3,2% zurück. Man könnte daraus z.B. schlussfolgern, dass der tolle Stellenzuwachs evtl. auf vielen neuen Teilzeitstellen basiert, wo man jeweils nur 3-4 Stunden pro Tag arbeitet – das könnte diesen Rückgang verursachen. Das Statistische Bundesamt bemerkt hierzu aber, dass das eine reine statistische Abweichung ist, denn im März 2015 gab es rein kalenderbedingt einen Werktag mehr als im März 2016 – also gab es folglich gar keine Möglichkeit so viele Arbeitsstunden zu erreichen wie im März 2015 – dazu hätte die Anzahl der Beschäftigten schon deutlich kräftiger steigen müssen. Also kann man grob sagen, dass auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ok ist.

Gibt´s an den Zahlen irgendetwas Negatives auszusetzen? Eigentlich nicht. Man könnte als Schwarzseher oder auch als vorsichtiger Mahner darauf hinweisen, dass Deutschland sich dank Nullzinsen, hoher Produktivität der Betriebe und schwacher Währung in einem paradiesischen Zustand befindet, vielleicht sogar auf einem Gipfel, von dem aus es nur noch bergab gehen kann. Ob man diesen Gipfel schon komplett erreicht hat, weiß man ja erst hinterher. Aber nur mal zwei kleine Hinweise. Gerade erst hat Daimler beschlossen eine komplett neue Fertigungslinie aufzubauen – nicht in Deutschland, sondern in Polen. Auch in diesem Augenblick überlegt Lufthansa Technik (ein verdammt großer Laden) seine komplette Abteilung für Flugzeugwartung von Hamburg nach Polen zu verlagern.

Auch in Polen können die Menschen was, und auch in Polen kann man genau wie in Deutschland Arbeiter weiterqualifizieren – der Druck zur Verlagerung von Industriearbeitsplätzen (um jede Menge Gehaltskosten einzusparen) war nie vorbei, er geht stetig weiter. Bisher konnte sich die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes (!) erstaunlich gut halten, aber das muss nicht ewig so bleiben. Was Ländern wie Polen, Malaysia oder den Philippinen gute hochwertige Industriearbeitsplätze beschert, kann in Deutschland ab einem bestimmten Punkt reale Wohlstandsverluste bescheren. Aber noch scheint dieser Umkehrpunkt nicht erreicht zu sein, wenn man den Zahlen des Statistischen Bundesamtes glaubt.



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2 Kommentare

  1. Betätigungszeiten sagen noch nichts über den letztendlichen Lohn aus – dieser sinkt nämlich auf breiter Front (unzählige Realbeispiele in meinem Umfeld).

  2. Man nehme :

    1alter Arbeiter geht in Frührente(gern gesehen , spart Geld ….der Firma )
    = eine Vollzeitstelle und ca 3500€ weniger

    Diesen Arbeiter ersetzt man innerbetrieblich du andere . Diese wiederum ersetzt man mit 2 minijibber (je 4h pro Tag ).
    =eine Vollzeitstelle die leichter zu kündigen sind und ca 2000€ zusammen kosten

    …25000 Rentner macht 50000minijobber
    ….macht keine Lohnsteigerungen im schnitt , kein kobsumboom …auch kein babyboom und für neue Häuser sind die auch nicht zuständig

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