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Deutsche Inflation für Mai im Detail: Sie werden kaum glauben, warum die Gesamtzahl auf 1,5% sinkt

Die deutsche Inflation für Mai liegt wie erwartet und Anfang des Monats vorab geschätzt bei 1,5% gegenüber dem Vorjahresmonat. Im April lag die Steigerung noch bei 2,0%. Der fast identisch berechnete...

FMW-Redaktion

Die deutsche Inflation für Mai liegt wie erwartet und Anfang des Monats vorab geschätzt bei 1,5% gegenüber dem Vorjahresmonat. Im April lag die Steigerung noch bei 2,0%. Der fast identisch berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), auf den vor allem die EZB schaut, liegt für Mai bei 1,4%. Eine Zeit lang hatten die Energiepreise die Gesamtzahl der Verbraucherpreise enorm gepusht, weil die jährlichen Vergleichswerte so enorm hoch waren. Denn vor 1-2 Jahren gab es drastisch niedrigere Ölpreise. Aber nach und nach entfernen wir uns nun auf jährlicher Vergleichsbasis von den niedrigen Ausgangswerten. Daher liegen die Energiepreise jetzt „nur noch“ bei einer Steigerung von 2,0%.

Ohne Berücksichtigung der Energiepreise lag die Inflationsrate im Mai 2017 bei +1,4%. Das, was die EZB und auch Eurostat als „Kerninflation“ bezeichnen, also alle Preise ohne Energie und Nahrungsmittel, liegt bei 1,3% für Deutschland. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich von Mai 2016 bis Mai 2017 um 1,8%. Also kann man sagen, dass die Warenpreise in Deutschland genau dort liegen, wo das Inflationsziel der EZB liegt. Die Preise für Dienstleistungen ziehen also die Gesamtpreise nach unten. Sie steigen im Schnitt nur um 1,2%.

Aber Sie werden staunen. Denn beispielsweise die Nettokaltmieten steigen um 1,8%, wofür ja selbst laut Statistischem Bundesamt ein Großteil der Bevölkerung „hierfür einen großen Teil ihrer Konsumausgaben aufwendet“. Daneben verteuerten sich zum Beispiel Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+3,3%) sowie Dienstleistungen für Verpflegung (+1,9%) etwas stärker. Aber was ist denn jetzt? Welche Dienstleistungen ziehen denn nun die Gesamtrate der Preise nach unten? Man staune! Zitat Statistisches Bundesamt:

Einige Dienstleistungen waren hingegen günstiger, zum Beispiel Pauschalreisen (− 2,4 %) und Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (− 6,8 %), letzteres in Folge der Umsetzung des Pflegestärkungsgesetzes II im Januar 2017. Hier verringerten sich insbesondere in der ambulanten Pflege für gesetzlich Versicherte die zu zahlenden Eigenanteile bei Inanspruchnahme einzelner Pflegeleistungen.

Dazu meinen wir: Es ist erstaunlich, wie die beiden zuletzt genannten Faktoren den Gesamtschnitt so deutlich runterziehen können. Das geht an der Lebensrealität des Durchschnittsbürgers völlig vorbei. Die reale Alltags-Inflation dürfte wohl eher bei 1,8% oder 1,9% liegen, wenn man die Detailzahlen betrachtet. Aber das Statistische Bundesamt hat ja seine festen Methoden, nach denen es den Warenkorb der Preise errechnet. Dann hat ja alles seine Ordnung… im Chart sieht man auch grafisch dargestellt gut, dass eigentlich alle wichtigen Alltagspreise kräftiger ansteigen als es die Gesamtzahl der Inflation von 1,5% hergibt.

Das Statistische Bundesamt heute im Originalwortlaut:

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich von Mai 2016 bis Mai 2017 um 2,4 % und damit etwas stärker als die Energiepreise. Der Preisauftrieb für Nahrungsmittel im Vorjahresvergleich hat sich damit verstärkt (April 2017: + 1,8 %). Erheblich teurer als ein Jahr zuvor waren im Mai 2017 Speisefette und Speiseöle (+ 19,5 %) sowie Molkereiprodukte (+ 10,5 %). Auch für viele andere Nahrungsmittelgruppen wie Fisch und Fischwaren (+ 4,0 %), Fleisch und Fleischwaren (+ 1,4 %) oder Obst (+ 1,2 %) mussten die Verbraucher mehr bezahlen. Neben Energie und Nahrungsmitteln verteuerten sich binnen Jahresfrist zum Beispiel auch Zeitungen und Zeitschriften (+ 4,9 %), Schmuck und Uhren (+ 4,9 %), Tabakwaren (+ 3,3 %) sowie pharmazeutische Erzeugnisse (+ 3,0 %) deutlich. Billiger wurden unter anderem Geräte der Unterhaltungselektronik (− 3,2 %).



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2 Kommentare

  1. „Das (die Methodik des Statistischen BUNDESamtes) geht an der Lebensrealität des Durchschnittsbürgers völlig vorbei.“

    Meine rein persönliche Meinung: die leben in einer anderen Welt, wie auch die BUNDESkanzlerin und die BUNDESminister.

    Aber Lob, dass die (von mir gestern angemerkte) drastische Erhöhung der Molkereiprodukte doch tatsächlich berücksichtigt wurde.

  2. „Aber das Statistische Bundesamt hat ja seine festen Methoden“
    Ja, egal wie die Inflation in den einzelnen Bereichen auch aussehen mag, es müssen am Ende immer unter 2% herauskommen. Das ist dann auch eine feste Methode.

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