Europa

Deutsche Regierung: Sorgen über Überhitzung am Immobilienmarkt – Deckelung von Krediten geplant

FMW-Redaktion

Die deutsche Regierung ist offenkundig besorgt über den steilen Anstieg der Immobilienpreise in den deutschen Großstädten. Bekanntlich sind in Großstädten die Preise für Immobilien heftig angezogen, angefeuert durch die Politik der EZB. Es sind vor allem die Negativzinsen, die deutsche Sparer massenhaft zum Kauf von Wohnungen oder Häuser drängen – ungeachtet der Risiken, die damit verbunden sind. Da vielfach schon Finanzierungen ohne Eigenkapital möglich sind, hatte sich zuletzt auch die Bundesbank besorgt gezeigt – Andreas Dombret von der Buba hatte daher im März von „dunklen Wolken am Horizont“ gesprochen.

Gestern Abend nun hat das deutsche Finanzministerium in einer Email-Mitteilung an die Presse kundgetan, dass man an Maßnahmen arbeite, um die Entstehung einer Blase am deutschen Immobilienmarkt zu verhindern (viele meinen, wir seien bereits mitten in dieser Blase!). Einer der möglichen Maßnahmen, so das Finanzministerium, könnte die Koppelung von Einkommen an die Kreditsummen sein (Fachbegriff „loan-to-income ratio“). Das würde bedeuten, dass je nach Einkommen klare Obergrenzen für Kredite engeführt würden – ausführendes Organ wäre dann die Bundesbank, die das wiederum als Richtlinie an die kreditgebenden Banken weiter geben würde.

Die deutsche Regierung, so das Finanzministerium, verfolge weiter die Auswirkungen der niedrigen Zinsen auf die Finanztablität sehr genau – man sehe derzeit aber keine akute Gefahr.

Wirklich nicht? Warum aber dann diese Überlegungen, wenn man doch angeblich keine akute Gefahr sieht? Faktisch versucht die Bundesregierung Maßnahmen vorzubereiten, will aber keine Panik am Markt erzeugen. Durch die neu eingeführte Wohnimmobilienkreditrichtlinie sind die deutschen Banken inzwischen bereits sehr viel restriktiver bei der Kreditvergabe für Immobilien: sie haben die Berechnungen für die monatlichen Lebenshaltungskosten deutlich höher angesetzt, womit der Spielraum für Kreditnehmer deutlich geringer geworden ist – es steht also weniger Geld zur Verfügung zur Bezahlung des Kredits, viele, die vor Kurzem noch Kredite bekommen hätten, bekommen sie nun nicht mehr.

Damit könne der Hype bei deutschen Großstadtimmobilien schon den Gipfelpunkt überschritten haben. In 2015 waren die Immobilienkredite um 22% angezogen – nachdem es in den Vorjahren meist nur mit Steigerungsraten von 3% oder weniger nach oben gegangen war. Im letzten Jahr hatten das Finanzministerium, die Bundesbank und BaFin ein Komitte gebildet zur Eindämmung der Gefahren zu schneller Preissteigerungen – die Vorschläge dieses Komittes sollen nun die Grundlage für weitere Entscheidungen werden.

Zur Politik der Deckelung der Preise gehört offenkundig auch die verstärke Erteilung von Baugenehmigungen: so wurden in Deutschland nach heutigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) von Januar bis März diesen Jahres insgesamt 84.800 neue Wohnungen genehmigt – knapp 20.000 mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres, ein Zuwachs von satten 30,6%! Die Bundesregierung erwartet zwischen 2016 und 2021 den Bau von 352.000 neuen Mietwohnungen – rechnet also mit einem regelrechten Bauboom in den nächsten Jahren.



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1 Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    laut der Pressestelle des Bundesministeriums der Finanzen gibt es keine solche Pressemitteilung. Falls sie Ihnen vorliegt, könnten Sie mir die Mitteilung bitte zukommen lassen? Vielen Dank!
    Mit freundlichen Grüßen
    Andrea Martens

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