Europa

Deutsche Wirtschaft: Export schwächelt, Kostendruck steigt – aber sonst ist (scheinbar!) alles gut..

Der Export als Warnzeichen für eine beschleunigte Abkühlung der deutschen Wirtschaft..

Seit Februar zeigen sich deutliche Erscheinungen einer Abkühlung der deutschen Wirtschaft, sichtbar etwa im ifo Index, der in den letzten acht Monaten siebenmal rückläufig war. Nun wurden heute die Daten zu den deutschen Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht – und auch hier zeigen sich Bremsspuren, wenngleich das Bild übergeordnet noch freundlich aussieht, weil Produktion und Beschäftigungsaufbau nach wie vor robust ausfallen.

Markit, das die Daten ermittelt, sieht die übergeordnete Lage so:

„Die deutschen Industrieunternehmen verzeichneten im August solide Zuwächse bei Produktion und Beschäftigung. Allerdings wuchsen die Neuaufträge weniger stark als im Vormonat und die anhaltenden politischen Spannungen auf globaler Ebene dämpften die Geschäftsaussichten leicht. Zudem fiel das Plus bei den Exportaufträgen so gering aus wie seit über zwei Jahren nicht mehr.“

Schwächezeichen gibt es vor allem bei den neuen Export-Aufträgen, wie Markit zeigt:

„Die Anzahl der Neuaufträge fiel stieg dagegen langsamer an als noch im Monat zuvor, was vor allem an den schwächsten Zuwächsen im Export seit Mai 2016 lag. Infolgedessen wuchsen die Fertigwarenlager erstmals seit acht Monaten wieder an, während die Auftragsbestände so langsam zunahmen wie seit über zwei Jahren nicht mehr“.

Deutlich wird, dass vor allem die Kosten für die Unternehmen steigen – und diese gestiegenen Kosten werden an die Verbraucher weiter gereicht:

„Die aktuellen Umfrageergebnisse signalisierten außerdem eine weitere signifikante Verteuerung der Einkaufspreise (..). Um den Kostenanstieg zumindest teilweise abzufedern, erhöhten viele Unternehmen erneut ihre Verkaufspreise. Damit hält die Inflation in diesem Bereich seit mittlerweile zwei Jahren an und stieg aktuell auf ein 3-Monatshoch“.

Trotz der Verinebarung zwischen Juncker und Trump drückt das Thema Zölle deutlich auf die Stimmung – die Aussagen Trumps zur Abschaffung der Zölle in der letzten Woche klangen alles andere als beruhigend, sodass die Stimmung der Einkaufsamanger (die als Frühindikator für die Wirtschaft gelten) derzeit so mau ist wie selten in den letzten drei Jahren:


„Im Vergleich zum Juli schwächte sich die Zuversicht allerdings etwas ab, sodass der aktuelle Wert auf einen der tiefsten Stände seit drei Jahren zurückging. Zahlreiche Umfrageteilnehmer wiesen in diesem Zusammenhang auf die anhaltenden, politischen Spannungen in vielen Teilen der Welt hin, wobei die Einführung weiterer Handelszölle besonders hervorgehoben wurde.“

 

Fazit: die Daten sehen noch gut aus, aber wenn der Handelskrieg weiter eskaliert (wahrscheinlich werden die USA schon in dieser Woche Zölle auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar erheben), dann könnte sich die seit Jahresanfang zu beobachtende Abkühlung noch beschleunigen, wie Phil Smith von Markit IHS resümiert:

“Auf den ersten Blick sehen die aktuellen Daten verhältnismäßig gut aus: Mit 55,9 Punkten liegt der EMI komfortabel auf Wachstumsterrain und deutlich über seinem langjährigen Durchschnitt von 52,5. Verglichen mit den Werten vom Jahresanfang, wird allerdings ersichtlich, dass sich das Wachstum merklich abgeschwächt hat, und es gibt Warnsignale, dass sich die Abkühlung in den nächsten Monaten fortsetzen könnte.“



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