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Deutsche Wirtschaft: Schicksalsmacher für Nachbarländer

Dem Ungarischen Finanzminister Mihaly Varga wird der Spruch nachgesagt: „Wenn Deutschland niesen muss, dann holen sich die kleinen Nachbarn eine Erkältung“. Es ist – geschichtlich betrachtet – leicht zu verstehen, was damit gemeint sein könnte.

„Nearshoring“ schon lange, bevor es diesen Begriff gab

Schon seit Jahrzehnten steigende Lohnnebenkosten, die ebenfalls wachsende Abgabenlast und die seit der Jahrtausendwende vorherrschende Überregulierung machen es den deutschen Unternehmern zunehmend schwerer, profitabel zu produzieren. In Bereichen, in denen die Qualitätsanforderungen eingehalten werden können, kommen Komponenten und Bauteile überwiegend als Importe aus Südostasien.
In Schlüsselindustrien wie dem Automobilbau sind allerdings höhere Standards üblich, weshalb seit den 80er Jahren der Trend am Wachsen ist, die Produktion von Zulieferteilen ins benachbarte Ausland zu verlegen. Insbesondere die Länder Polen, Ungarn, die Slowakei und die Tschechische Republik gehörten seitdem zu den Nutznießern. Relativ gut ausgebildete Arbeiter zu relativ günstigen Preisen ermöglichten es den produzierenden Industrien aus Deutschland, der unwirtschaftlichen Entwicklung entgegenzuwirken.

Die Visegrad-Länder in der Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft

So dankenswert es ist, wenn durch deutsche Produktionsstätten im Ausland Arbeitsplätze geschaffen werden, und so sehr es der Binnen-Marktwirtschaft hilft, wenn diese Fabriken den lokalen Anbietern gut gefüllte Auftragsbücher bescheren, so groß ist aber auch die Gefahr der Abhängigkeit. Aktuell liefern die genannten vier Länder, die zusammenfassend als Visegrad-Länder bezeichnet werden, zwischen 20 und 30 Prozent Ihrer Exporte nach Deutschland.

Wenngleich die deutsche Industrie in den Vergangenen Jahren, allen Unkenrufen zum Trotz, ordentliche Zahlen liefern konnte, scheint dieser Höhenflug seit einigen Monaten zum Ende gekommen zu sein. Ausgelöst durch politische Planspiele und den ungesunden EU-Einfluss, zuletzt aber auch durch Dieselskandal und Klimadebatte, ist diese Entwicklung seit langem absehbar. Leidtragend werden die Nearshore-Länder sein.

Die Kleinen sind die ersten Opfer

Wenn Deutschland als die größte Marktwirtschaft in Europa schwächelt, dann zieht sich dies die gesamte Supply Chain entlang, und wandert als Erschütterung in die Märkte der kleinen Staaten in Mittel- und Osteuropa. Im Detail heißt das, wenn in der Zentrale eines großen Deutschen Autoherstellers zurückgehende Absatzzahlen gemeldet werden, dann kann dies für eine komplette Produktionsstätte in Polen die Schließung bedeuten. Die Auswirkungen auf das Dasein der dortigen Bevölkerung werden durch diesen Effekt vielfach verstärkt, als hierzulande wahrgenommen.

Der Dax und die anderen deutschen Indizes werden aufgrund der Größe und Trägheit noch einige Zeit stabil bleiben, durchaus auch mit Aufwärtstrend. Die Investoren in den Nachbarländern rechnen allerdings mit kommenden heftigen Bewegungen, jedoch leider mehrheitlich mit der Tendenz nach unten.

Deutsche Wirtschaft mit starken Einfluss auf Visegrad-Länder - Budapest Foto
Budapest. Foto: pixabay / Walkerssk



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