FMW-Redaktion
Wir regen uns regelmäßig darüber auf, und hören auch diesmal nicht damit auf diesen Widerspruch, dieses Paradoxon anzuprangern! Es ist mal wieder Monatsende, und heute hat die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktdaten für September veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei (offiziell!!!) 5,9% mit 2,6 Millionen Arbeitslosen, obwohl sie nachweislich 30% höher liegt (interessiert die Redakteure von Spiegel und Tagesschau aber nicht). Und wie die Bundesagentur für Arbeit ebenfalls heute veröffentlicht, liegt die Zahl der offenen Stellen bei 686.797 Personen. So viele Stellen haben also Arbeitgeber der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, die nicht besetzt werden konnten. Das ist ein Plus von 14,5% gegenüber September 2015. Jeden Monat steigt diese Zahl deutlich. Hier ein Zitat von der Bundesagentur von gestern:
„Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X), ein Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland, ist im September gegen-über August um zwei auf 221 Punkte gestiegen. Die Kräf-tenachfrage hat da-mit auch über die Ferienmonate nicht an Schwung verloren. Im Vorjahresver-gleich fällt der Ab-stand mit einem Plus von 24 Punkten weiterhin sehr deut-lich aus. Die stark gestiegene Nach-frage zeigt sich auch in der Betrachtung nach Branchen: in nahezu allen Wirt-schaftsabteilungen fällt die Zahl der ge-meldeten Stellen derzeit höher aus als vor einem Jahr. Hoher Kräftebedarf besteht dabei seit geraumer Zeit im Handel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Aber auch in der Zeitarbeit, im Verarbeitenden Gewerbe so-wie im Bereich der unternehmensnahen Dienst-leistungen ist der Bedarf an neuen Mitarbeitern weiterhin hoch. Grundsätzlich tragen die stabile wirtschaftliche Lage sowie das hohe Beschäftigungsniveau zur anhaltend hohen Kräftenachfrage bei.“
Das heißt also: Der Arbeitsmarkt fragt jede Menge Stellen nach, Monat für Monat immer mehr. Sie können aber nicht besetzt werden. Warum, wird nicht angesprochen. Und wie die Behörde selbst schreibt, handelt es sich um Stellen, für die größtenteils keine exorbitanten Fachkenntnisse oder Hochschulabschlüsse erforderlich sind. Wir werfen also an dieser Stelle erneut die Frage in den Raum: Warum schafft es der deutsche Staat nicht von den gut 3,5 Millionen Arbeitslosen in Deutschland 686.797 Personen in diese offenen Stellen zu vermitteln? Gut, natürlich gibt es hier und da spezialisierte Stellenanforderungen und vieles mehr, was nicht kompatibel ist, aber das große „Heer“ der Arbeitslosen sollte doch zahlreiche Menschen hergeben, die in diese offenen Stellen zu vermitteln sind. Irgendwie scheint niemandem dieser Widerspruch aufzufallen, oder es scheint niemanden zu interessieren. Wir meinen: Irgendwas stimmt hier grundsätzlich nicht!
Wenn der Staat diese Lücke nicht schließen kann mit einer „Verfügungsmasse“, die fünf mal so groß ist, wie will man dann bei 1,4 Millionen neuen Flüchtlingen deren 70% Anteil in den Arbeitsmarkt bringen, die ihm zuzurechnen sind? Im Einzelfall wird das immer funktionieren, aber mit der großen Masse, wie soll das gehen? Das ist das große Anschluss-Paradoxon. Wie soll das gehen? Gut, Andrea Nahles hat schon eine Lösung präsentiert, die jetzt gerade umgesetzt wird. Es gibt zusätzliche hunderttausende 1 Euro-Jobs für Flüchtlinge. Aus den Augen, aus dem Sinn, raus aus der Arbeitslosenstatistik. Den Wald fegen, Papierflieger basteln, Malkurse. So haben sich die Flüchtlinge ihren Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt ganz bestimmt vorgestellt. Danke!
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Könnte die parallele Suche diverser Dienstleistern für eine einzige Arbeitsstelle diesen steigenden Stellenindex erklären?
Genau so ist es, das kapieren aber leider die wenigsten.
Nicht nur das. Das AA nennt eine Stelle frei und unbesetzt, wenn sich nur 3 Bewerber auf eine Stelle melden. Und es besteht „Arbeitskräftenachfrage, wenn keine oder unrealistische Arbeitsplatzangebote“ der AA gemeldet werden. Die Bestandszahlen
Offener Stellen enthalten nicht nur die jeweils aktuelle, sondern auch zukünftige Nachfrage!!!
Somit hat man extrem viele unbesetzte Stellen, die gelogen sind. Ganz einfach – potemkinsche Dörfer, für wen? für die Lügenpresse.
http://www.neopresse.com/wirtschaft/die-luege-vom-fachkraeftemangel-2/
Hintergrund der Lüge Fachkräftemangel: „Statistiken gehen häufig davon aus, dass jede ausgeschriebene Stelle real existiert bzw. sofort zu besetzen wäre. Das Ausschreiben einer Stelle kann aber andere Hintergründe haben: Unternehmen können dazu verleitet sein ihre Bekanntheit am Arbeitsmarkt durch das Ausschreiben von Stellen zu pflegen. Die Bekanntheit ist wichtig beim Wettbewerb um Talente (siehe Employer Branding). Es werden dazu in großen Stellenbörsen im Internet und bekannten Zeitschriften oder Zeitungen regelmäßig Stellenausschreibungen platziert. Dies kann auch passieren, obwohl das Unternehmen gerade keine reale Stelle mit dieser fachlichen Ausrichtung besetzen möchte oder zu Zeiten in denen das Unternehmen eigentlich kein neues Personal einstellen möchte.“
Statistiken können die Anzahl bei der Bundesagentur für Arbeit offen gemeldeten Stellen und die Anzahl arbeitslos gemeldeter Fachkräfte nutzen, um auf einen Fachkräftemangel zu schließen. Einige Statistiken (z.B. des VDI) multiplizieren die Anzahl offen gemeldeter Stellen mit einem Faktor, um Stellen zu kompensieren, die nicht bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wären. Neben dem beschriebenen Problem der Mehrfachausschreibung einer einzigen realen Stelle, was bereits zu einer Multiplikation führt, wird übersehen, dass es auch arbeitslose Fachkräfte gibt, die nicht bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet sind. Dies wird aber nicht berücksichtigt. (Warum wohl???)“
Die „Agentur für Arbeit“ gehört ersatzlos abgeschafft. Sie ist überflüssig wie ein Kropf.
Moin, moin,
sehr guter Artikel. M.E. ist beim Arbeitsmarkt, wie bei jedem Markt (bspw. Immobilienmarkt, Automarkt), das Angebot und die Nachfrage zu berücksichtigen. Wer also für Billiglohn fachlich qualifizierte Arbeit sucht, der trifft auf kein Angebot eines Arbeitssuchenden. Ferner steht der Staat mit Hartz IV auch als Nachfrager nach potentiellen Arbeitnehmer in Konkurrenz zur Wirtschaft. Warum sollte jemand für sagen wir 1200,00 Netto einen Vollzeitjob antreten, wenn er ohne Arbeit ca. 1000,00 Euro bekommt (Wohnung plus 400,00 Taschengeld). Diese Billigjoblücke sollen die Mitgranten füllen, nur die sind ja auch nicht blöd und riechen den Braten.
Fazit: Kein ausreichender Lohn = keine Aufnahme von Arbeit = unbesetzter Arbeitsplatz.
@Asyoulike
Dafür muss der ALG II Empfänger seine 400€ „Taschengeld“ ausgeben,
du Spinner.
Nahrung, alkoholfreie Getränke 35,50% 143,42 €
Freizeit, Unterhaltung, Kultur 11,04% 44,60 €
Nachrichtenübermittlung 8,83% 35,67 €
Bekleidung, Schuhe 8,40% 33,94 €
Wohnen, Energie, Wohninstandhaltung 8,36% 33,77 €
Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände 7,58% 30,62 €
andere Waren und Dienstleistungen 7,32% 29,57 €
Verkehr 6,30% 25,45 €
Gesundheitspflege 4,30% 17,37 €
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen 1,98% 8,00 €
Bildung 0,38% 1,54 €
Ein wirklich sehr verblüffendes, nachdenkliches Paradoxon.
Ich finde als Chemiker seit 10 Jahren keine Arbeitsstelle und muss mich mit 1 Euro Jobs herumschlagen oder mit Bewerbungstrainings. Gute Nacht deutscher Arbeitsmarkt
Komisch ich habe seit einigen Monaten meinen Abschluss und habe als einzige einen Job finden können und das nur weil ich schon Monate vorher 70 Bewerbungen abgeschickt habe
FAHRTKOSTEN wurden nicht erstattet und ich musste gegen 120 Bewerber wovon 30 eingeladen wurden, konkurrieren
WENN ich im Nachhinein an meine suche denken muss an diese ganzen jobportale wie MONSTER gIGAJOB usw. dann krieg ich Alpträume
überall das gleiche und die meisten der stellen die dort sind wurden seltsamerweise immer noch nicht besetzt obwohl man sich ja für einen anderen entschieden hatte
aber so ist es nunmal