Europa

Deutschland: Abhängigkeit von China und vom Handelsstreit

Dazu passieren auch die jüngsten Zahlen des chinesischen Statistikbüros vom Freitag, die einen weiteren Rückgang von Chinas Industrieproduktion im Oktober berichteten: Einen Rückgang auf 4,7 Prozent und ein Schrumpfen der Autoverkäufe im Oktober, nun bereits den 16. Monat in Folge. Ganz nebenbei bemerkt, widerlegen die ständigen Hiobsbotschaften die Ansicht vieler, China bräuchte keinen Deal und könnte den Streit mit den USA so einfach aussitzen.

Was das für Deutschland bedeutet, dazu braucht man sich nur die Absatzzahlen der deutschen Auto- und Maschinenbauindustrie 2018 in China ansehen:

  • VW setzte fast die Hälfte seiner Neufahrzeuge in China ab, bei Daimler und BMW waren es 28, beziehungsweise 25 Prozent
  • Ein gigantischer Automobilmarkt mit einem Volumen von fast 24 Millionen verkauften Kfz und deutlich größer als der gesamte europäische Markt mit 15,6 Millionen Stück.
  • Im Bereich des Maschinen und Anlagebaus gingen immerhin elf Prozent der Exporte nach China.

Insgesamt war China der große Motor für die deutsche, exportgetriebene Volkswirtschaft, das Handelsvolumen mit China hat sich seit der Finanzkrise verdoppelt. Die Auseinandersetzung um die wirtschaftliche Vorherrschaft ist und bleibt damit Thema für den Industriestandort Deutschland, natürlich über den Jahreswechsel hinaus, weil er dessen Geschäftsmodell in seinen Grundfesten tangiert.

 

Fazit

China hat die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise mit einem schuldenfinazierten Infrastrukturprogramm aus der Tiefe gehoben. Fast ein Drittel des globalen Wachstums dürfte auf diesen Bauboom zurückzuführen zu sein – auch für das deutsche Exportwachstum. Deshalb ist für die deutsche Wirtschaftspolitik ein Dilemma entstanden: Man sitzt zwischen den Stühlen, mitgefangen im Handelsstreit und den Forderungen beider Seiten.

Bundeskanzlerin Merkel versucht es wieder einmal mit Diplomatie und keiner eindeutigen Festlegung – sehr gut erkennbar bei ihrer Entscheidung bezüglich des Aufbaus des 5G-Netzes. Kein Ausschluss von Huaweis Vorzeige-Techunternehmen, trotz heftiger Sicherheitsbedenken von allen Seiten. Diese Firma musste zwangsläufig in den Mittelpunkt der sino-amerikanischen Auseinandersetzung geraten. Die Chinesen sind mittlerweile zu dem Big Player weltweit bei Telekommunikationslösungen (> 30 Prozent) geworden, auch geschätzt die Hälfte der Deutschen nutzen ohne Wissen deren Technologie.

Es sind deshalb keine einfachen Entscheidungen in der großen Wirtschaftspolitik. Gabor Steingart hat dieses Dilemma in einem Morning Briefing sehr schön auf den Punkt gebracht:

„Es gibt gute Gründe, die deutsche Geschäftstüchtigkeit zu hinterfragen. Wir glauben, die über alle Branchen sich erstreckende Kooperation mit China sei ein einträgliches Geschäft. Womöglich aber verkaufen wir nicht nur Autos, Pharmaka und Werkzeugmaschinen, sondern uns selbst.“

Das ändert nichts an der Tatsache, dass die deutsche Konjunktur im nächsten Jahr nur wachsen kann, wenn der Handelsstreit zwischen den beiden Großen nicht weitergeht. Der Dax ist, wie ich es bereits öfters so bezeichnet habe, ein „Call auf die Weltwirtschaft“ – und die wird eindeutig durch die Entwicklung von Nummer eins und zwei dominiert.

Derzeit aber spielt die Börse das Szenario – Entspannung an allen Fronten – und die niedrigen Zinsen werden es schon richten…

Deutschland ist wirtschaftlich abhängig von China

By Kremlin.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60729333



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1 Kommentar

  1. Die niedrigen Zinsen werden gar nichts richten. Sie haben außer bei einem langen Lauf in zu engen Schuhen gleich nur Blasen erzeugt. Ein weiteres Schreiten wird dementsprechend sehr schmerzhaft sein.

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