Die deutsche Wirtschaft steckt angesichts der anhaltenden Krise der Industrie weiterhin in der Stagnationsfalle. Während sich anderenorts die Wirtschaft zu erholen scheint, kommt das Wachstum in Deutschland nicht in Schwung. Relevante Indikatoren deuten auf eine anhaltende Konjunkturschwäche hin – zumindest in diesem Jahr ist keine Besserung in Sicht. Ökonomen erwarten auch für das dritte Quartal eine Stagnation, erst im letzten Quartal soll sich die Lage etwas aufhellen.
Zuletzt hatte auch das Ifo-Institut seine Wachstumsprognose für dieses Jahr zurückgenommen und rechnet nun mit null Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte: „Die deutsche Wirtschaft steckt fest“, während „andere Länder den Aufwind spüren“. Das liege nicht nur an der Konjunktur: „Wir haben eine strukturelle Krise.“
Vor allem die Industrie steckt in einer Abwärtsspirale fest. Zuletzt sorgte die Autoindustrie für eine Flut an negativen Schlagzeilen. Gestern Abend meldete der Autobauer Mercedes in einer Adhoc-Mitteilung eine gesenkte Gewinnprognose, der nächste Schlag für die deutsche Industrie. Die Meldung war aber nur eine von vielen in den letzten Monaten, die bestätigen, dass sich die Automobilindustrie in einer anhaltenden Abwärtsspirale befindet.
Die Gründe für die Krise in der deutschen Industrie sind zahlreich. Eine stagnierende Produktivität, hohe Energiepreise aufgrund der teuren Energiewende, geopolitische Spannungen und schlechte Entscheidungen der Politik sind nur einige Faktoren, die dazu führen, dass das Wachstum in Deutschland seit fast drei Jahren stagniert.
Stagnation in Deutschland
Nach Ansicht von Analysten wird die deutsche Wirtschaft erst gegen Jahresende wieder leicht zu wachsen beginnen und vorher nur knapp an einer Rezession vorbeischrammen. Die Befragten einer Bloomberg-Umfrage prognostizieren für die drei Monate bis September eine Stagnation, nachdem sie zuvor noch mit einem Wachstum von 0,2 % gerechnet hatten. Sie gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt erst im letzten Quartal um 0,2 % steigen wird.
Martin Belchev, Analyst bei FrontierView, gibt zu bedenken, dass Europas größte Volkswirtschaft selbst bei einer derartigen späten Konjunkturbelebung noch nicht über den Berg ist.
„Wir erwarten zwar, dass sich der Markt Ende 2024 und 2025 leicht erholen wird, aber ein Großteil davon wird zyklisch sein, und die Abwärtsrisiken bleiben akut“, sagte er. „Die nachlassende Automobilproduktion im Juli und August, trotz eines Rückgangs der Lagerbestände, wird den Abwärtsdruck auf das Wachstum weiter verschärfen, da der Markt weiterhin akutem Gegenwind ausgesetzt ist.
Anhaltender Abschwung in der Industrie
Diese Einschätzung deckt sich im Großen und Ganzen mit der der Bundesbank, die am Donnerstag erklärte, dass die Produktion im dritten Quartal „stagnieren oder erneut leicht zurückgehen könnte“, nachdem sie im zweiten Quartal leicht geschrumpft war. Sie rechnet jedoch nicht mit einem tiefen Einbruch der Wirtschaft.
Deutschland steht im Rampenlicht, nachdem es hinter seinen europäischen Konkurrenten zurückgeblieben ist – vor allem aufgrund eines lang anhaltenden Abschwungs im verarbeitenden Gewerbe. Die schwache Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten ist zum Teil dafür verantwortlich, aber das Land kämpft auch mit strukturellen Problemen wie hohen Energiekosten, ungünstigen demografischen Entwicklungen und wachsender Konkurrenz aus China.
Die befragten Ökonomen gehen nach wie vor davon aus, dass der Aufschwung zum Jahresende bis ins Jahr 2025 anhalten wird. Diese Prognosen beruhen zumeist auf der Annahme, dass steigende Einkommen und eine langsamere Inflation die Verbraucher schließlich dazu bringen werden, ihre Geldbörsen zu öffnen.
Für den Euroraum mit seinen 20 Ländern wird für das laufende Quartal ein Wachstum von 0,3 % und für die beiden folgenden Quartale das gleiche Wachstum prognostiziert. Danach wird bis Anfang 2026 mit einem vierteljährlichen Wachstum von 0,4 % gerechnet – unverändert gegenüber der letzten Erhebung.
FMW/Bloomberg
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Moin, moin,
nur kurz, m.E. hält die Krise in der Industrie nicht nur an, im Gegenteil, sie fängt erst an und kommt immer schneller ins Laufen. Nur die noch in Resten vorhandene Substanz der Industrie (durch die Vorgenerationen aufgebaut) ist vorhanden und wird nun von den Sozialisten (und davor von Merkel, wir schaffen das) abgebaut.
Frage in die Runde: Wurde uns diese BRD nicht in den 1970er Jahren in einem guten Zustand übergeben? Und was ist nun daraus geworden? Haben sich diese Regierungen ab den ca. 1970er Jahren nicht schuldig gemacht?
Fazit: ohne Kommentar
Das Alarmzeichen des Einbruchs des Automarktes in ganz Europa wurde m. E. noch nicht ausreichend thematisiert. Deutschland hat die meisten Probleme, die übrigen europäischen Staaten haben im Vergleich zu den USA kaum Wachstum. Die zunehmende Verarmung in Deutschland würde sich zeigen, wenn das Null- bis Minuswachstum inflationsbereinigt dargestellt würde – reales BIP schätzungsweise zwischen minus 10-15% seit 2021. Die soziale Komponente zusammen mit der Migrationspolitik der europäischen Staaten dürfte der Torpedo werden, der die EU in der bisherigen Form versenkt. Holland und Ungarn zielen bereits darauf – gut so.
Nirgendwo ist die Politik so von Idealismus getrieben wie in Deutschland. Grüner Stahl, Grüner Strom, Energiewende, unerreichbare Auflagen für die Industrie… Und da wird noch immer die Frage gestellt, woher der kontinuierliche Abstieg der Wirtschaft kommt? Alle etablierten Parteien haben inzwischen bewiesen, dass sie es nicht besser können.
Ein mangelndes Bekenntnis zur energiepolitischen Agenda der Öl-Allianz OPEC+/Energiemix bestehend u.a. aus fossilem Erdöl, fossilem Erdgas, Wasserstoff, Wasserkraft, Sonnenenergie, Atomenergie, Kohleindustrie, Windenergie und Biomasse, Wettbewerbsverzerrungen am Luftverkehrsstandort Deutschland, da bei der Luftverkehrssteuer die Tatsache, daß an den Heimatmärkten der Arabische Liga-Luftfahrtallianz Arab Air Carriers Organization keine Luftverkehrssteuer berechnet wird, nicht berücksichtigt wird, sowie ein mangelndes Bekenntnis zu einer interessenorientierten Außenwirtschaftspolitik, die berücksichtigt, daß sich jedes einzelne UN-Mitgliedsland auf seine Souveränität und territoriale Integrität berufen kann, sprich ein mangelndes Bekenntnis zum Handel mit der ganzen Welt. Die deutsche Industrie befindet sich in einer strukturellen Krise.