Die Krise in der deutschen Industrie ist in vollem Gange, die Zahl der Insolvenzen nimmt zu, ebenso wie die Arbeitslosigkeit (siehe dazu hier heutige Daten). Und das bedeutet: Es gibt eine wachsende Gefahr von Kreditausfällen, was bei den Banken für zunehmende Risikovorsorge sorgen sollte. Und genau diese Bewegung sieht man derzeit zunehmend. Die Risikovorsorge der größten deutschen Banken stieg in der ersten Jahreshälfte um fast 50 %, wobei viele Banken sagten, dass Kredite an Unternehmen und Verbraucher in Schwierigkeiten einen großen Teil des Grundes ausmachten. Einige sagten, dass die Dinge noch schlimmer werden könnten, bevor sie besser werden.
Banken erhöhen Risikovorsorge deutlich
„Die geopolitischen Unsicherheiten werden in den verbleibenden Monaten des Jahres weiterhin ihren Tribut von der Gesamtwirtschaft fordern“, sagte die DZ Bank laut Bloomberg bei der Vorlage der Ergebnisse am Donnerstag. Das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut erhöhte die Risikovorsorge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um das Vierfache. Auch die meisten anderen Banken legten mehr Geld zurück.
Bloomberg führt aus: Die deutsche Wirtschaft hat zu kämpfen, seit die russische Invasion in der Ukraine die Ära der niedrigen Energiepreise abrupt beendet hat. Steigende Kreditkosten haben die Last noch vergrößert, so dass sich Deutschland in einer anhaltenden Stagnation befindet und die Hoffnung auf einen schnellen Aufschwung in letzter Zeit schwindet.
Deutschland gerät in die Krise“, warnte der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest, Anfang dieser Woche. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist in den sechs Monaten bis Juni gegenüber dem Vorjahr um fast 30 % gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt erreicht, so die Wirtschaftsauskunftei Creditreform.
Zu den Unternehmen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, gehören die Chemiehersteller OQ Chemicals GmbH und Heubach GmbH, der Rohstoffhändler BayWa und der Batteriehersteller Varta. Zu den kreditgebenden Banken dieser Unternehmen gehören nach Angaben von Bloomberg die BayernLB, Commerzbank, Deutsche Bank, LBBW und NordLB.
Es ist möglich, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen „in den kommenden Monaten“ steigen wird, unter anderem aufgrund höherer Kreditkosten, so die Commerzbank in ihrem Bericht für das zweite Quartal, der Anfang des Monats veröffentlicht wurde. Der Kreditgeber erhöhte die Kreditrückstellungen in seinem Firmenkundensegment in der ersten Jahreshälfte um 52%.
Kommentar
FMW: Es mag sein, dass Banken nun für anstehende Kreditausfälle in angemessenem Umfang größere Rückstellungen bilden. Was man aber ebenso beachten sollte: Im Umfeld der starken Zinserhöhungen der EZB seit Mitte 2022 (Leitzins stieg von 0 % auf 4,5 %) haben die Banken an stark wachsenden Zinsmargen prächtig verdient. Die Geschäfte liefen bis jetzt blendend. Wenn die EZB nun – nach einer ersten Senkung am 6. Juni – mit weiteren Schritten die Zinsen in den nächsten Quartalen spürbar senken sollte, würde dies die Zinsüberschüsse der Banken wohl spürbar beeinträchtigen. Diese Entwicklung kommt nicht über Nacht, aber dürfte die Zahlen der Banken auf mittelfristige Sicht belasten.
FMW/Bloomberg
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Naja, es ist in den letzten Jahren viel Geld bei den Banken von der Risiko-Vorsorge wieder ins Eigenkapital geflossen, was dann bei den Banken als Gewinne verbucht wurde und sogar versteuert wurde. Wegen der Nullzinspolitik ging kaum noch eine Firma Pleite, sondern sie entwickelte sich zum Zombie- Firmen.
Jetzt muss die Risiko-Vorsorge wieder aufgebaut werden, was aber wieder das Eigenkapital schrumpfen lässt.
Hinzu kommen die Arbeitslosen, dessen ggf. auffallende Kredite auch aufgefangen werden müssen.
Mal sehen wieviel Arbeitslose es bis Ende 2025 werden.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut