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Die Beobachter der Verhandlungen im Handelsstreit USA-China werden immer zuversichtlicher. Ein Konflikt, in dem es derzeit nur Verlierer gibt!

Über entstandene Schäden durch den Handelskrieg - und den Druck, dem Trump und Peking ausgesetzt sind!

Seit Wochen und Monaten wird über den Handelsstreit zwischen den USA und China diskutiert –  kommt ein Deal zustande oder nicht? Es wurden von den USA ausgehend, Zölle erhoben, darauf mit Gegenmaßnahmen geantwortet und jetzt werden immer mehr die Folgen des erzwungenen Protektionismus sichtbar, für beide Seiten.

 

Die chinesischen Konjunktursorgen

 

Selten klang ein führendes Regierungsmitglied pessimistischer als Chinas Premier Li Keqiang in seinem aktuellen Regierungsbericht vor den 3000 Deligierten des Volkskongresses. Man müsse die Wachstumserwartungen für 2019 auf 6 bis 6,5% absenken und zudem bedrohten wachsende Risiken aus dem Aus- und Inland Chinas Wirtschaft. „Rückschläge bei der wirtschaftlichen Globalisierung, Herausforderungen für den Multilateralismus, Schockzustände auf den internationalen Finanzmärkten und besonders die Wirtschafts- und Handelsstreitigkeiten mit den USA wirkten sich negativ auf die Produktion und Geschäfte etlicher Unternehmen und auf die Markterwartungen aus“, so der Premier wörtlich in seinem über eine Stunde dauernden Rechenschaftsbericht.

Keine Rede mehr von der Industriepolitik 2025, die als eine der großen Streitursachen anzusehen ist. Man sprach nicht direkt von den USA, um nicht „Öl ins Feuer“ zu schütten. China braucht ein starkes Wachstum, um bei einem fehlenden sozialen System keine sozialen Unruhen aufkommen zu lassen.

Die Stützungsmaßnahmen der Regierung

 

Deshalb versucht man seitens der Regierung massiv gegen einen weiteren Wirtschaftsabschwung gegenzusteuern. Mit folgenden Maßnahmen:

  • Im Januar Vergabe an Krediten in Rekordhöhe von 476 Milliarden Dollar, fast sechs Prozent mehr als im Vorjahresmonat und fast das Dreifache der 160,8 Milliarden Dollar, die im Dezember 2018 vergeben wurden
  • Lockerung der Vorgaben für die Kreditvergabe und Senkung der Mindestanforderungen für Banken (Freisetzung von 300 Mrd.$)
  • Ankündigung reduzierter Mehrwertsteuern für die Industrie
  • Aufforderungen an Strom- und Internetunternehmen zur Absenkung der Preise um bis zu 20%
  • Gleichzeitig Erhöhung des Haushaltsdefizit um 0,2 auf 2,8%
  • China versucht es mit Steuersenkungen (ein internationaler Wettbewerb?), von Infrastrukturprogrammen war keine Rede mehr

Klingt alles nach einem verzweifelten Aufbäumen. Denn, die Schulden privater Haushalte, der Unternehmen und öffentlicher Stellen betrugen nach Berechnungen des Wirtschaftsinstituts der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften Ende vergangenen Jahres fast 244 Prozent. China kann demzufolge kaum weitere Zölle für die Unternehmen stemmen.

Dass die Anleger dem geldpolitischen Stimulus einen Vertrauensvorschuss erweisen, zeigt sich aber an der Entwicklung der chinesischen Börsen, die seit Jahresbeginn eine große Outperformance gegenüber den anderen großen Handelsplätzen erzielten.

 

Die Interessen der USA

 

Neben den gerechtfertigten Klagen gegenüber China bezüglich Diebstahl geistigen Eigentums, Abschottung der heimischen Märkte u.w. gibt es ein dominantes Thema, welche aus meiner Sicht über allem steht. Der Handelskonflikt darf nicht dahin eskalieren, dass die US-Wirtschaft an Fahrt verliert oder sogar in eine Rezession abrutscht und vor allem dürfen aus der Sicht des Präsidenten die Aktienmärkte nicht einbrechen. Donald Trumps aktuelle Äußerungen zum Aktienmarkt und an seinen Notenbankchef Jerome Powell in puncto Zinspolitik sprechen Bände. Mehr als alle wirtschaftlichen Zwistigkeiten interessiert den Amtsinhaber prioritär nur eines. Er möchte wiedergewählt werden, dazu darf es keine Wirtschaftsschäche und auch keine Aktienschwäche geben (die Mehrzahl der Amerikaner besitzen direkt oder indirekt Aktien). Deshalb wird er kurzfristige Lösungen präsentieren, auf Zeit spielen, um bis 2020 über die Runden zu kommen. Was es nach seiner Wiederwahl an Attacken gegen den Herausforderer geben wird, steht auf einem anderen Blatt.

 

Die neuesten Schadensberechnungen

 

Neben den chinesischen Wachstumssorgen gibt es auch in den USA die ersten Institute, die den durch Zölle verursachten Schäden beziffern. Eine Studie von Ökonomen der New Yorker Fed-Filiale und von den Universitäten Princeton und Columbia, den die „South China Morning Post“ veröffentlicht hat, rechnet die Verluste von US-Unternehmen und Verbrauchern nach einem Jahr Strafzöllen auf monatlich 4,4 Mrd. US-Dollar hoch. Einem Zeitraum, in dem die Zölle und Gegenzölle noch vergleichsweise moderat ausgestaltet wurden.

 

Fazit

Es muss schon zu einem Deal kommen, alles andere würde zu großen Schäden in beiden Volkswirtschaften führen – und dass Donald Trump einen Aktieneinbruch zur Wahrung der Interessen Amerikas gegenüber China akzeptieren würde, kann man aufgrund seiner persönlichen Ambitionen wohl getrost vergessen. Deshalb sollte es im Anschluss an das Treffen der beiden Präsidenten am 27. März zur großen Proklamation kommen.

Was die Aktienmärkte nach der Verkündigung des „Superdeals“ machen werden, ist nach dem üblichen „sell the facts-Effekt“ unklar. Für eine weitere unnatürliche Verlängerung der Hausse braucht es ein Ende der Abstufungen der Gewinnerwartungen und eine Wende in den Frühindikatoren der entscheidenden Volkswirtschaften. Sonst geht es weiter in Richtung Süden und der Attentismus würde wieder einmal zu dem führen, was vor allem Volkswirte nicht auf dem Schirm haben.

 

Die Delegationen der USA und Chinas bei ihrem Treffen in Peking nach dem chinesischen Neujahrsfest



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1 Kommentar

  1. Meiner Meinung nach wie immer prima zusammengefasst.
    Ihre Zeilen sind in der Zwischenzeit zu einem absoluten Muss für mich geworden.
    DANKE!

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