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Die Börsenjahre 2018 und 2019 im Vergleich – Riesenunterschiede, aber auch eine kurstreibende Gemeinsamkeit

Was ist im Jahr 2019 anders?

Zurecht wurde heute in einem bei FMW veröffentlichten Artikel über die Situation der Börsen im Januar 2018 hingewiesen. Ein synchrones weltwirtschaftliches Wachstum und der „Sugar Rush“ der US-Ökonomie durch die Steuerreform mit einem Gewinnanstieg der Unternehmen, den es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. Aber dann setzte sich ein Mechanismus in Gang, im Jahresverlauf immer stärker werdend, die Vorausschau der Börse auf die monetären Faktoren in Gestalt von einer Zinsanhebung nach der anderen und dann die Reduktion der Fed-Bilanz ab Sommer in Höhe von 50 Mrd.$ pro Monat. Börse bewertet Zukunft und deshalb wurden die Anleger vorsichtiger.

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Aber:

Der treibende Faktor neben den Gewinnen war das Aktienrückkaufprogramm der Unternehmen in der astronomische Höhe von fast 1 Billion Dollar. Wenn man davon ausgeht, dass ca. 70% der Aktien in Langfristdepots schlummern (Pensionskassen, Versicherungen, Daueranleger), so kann man die kurstreibende Wirkung dieser Aufpäppelung der Managereinkommen einschätzen.

Dann kam der 3. Oktober 2018. Jerome Powell sah die starke Wirtschaft, die zum Himmel wachsenden Börsenkurse und er hob die Zinsen an, mit dem Hinweis diese bis zur „Neutral Rate“ im Jahr 2020 weiter deutlich anzuheben. Die Vollbremsung in der monetären Versorgung der Börsen und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der die „Blackout Period“ den Aktiennachkauf austrocknen ließ. Die Reaktionen im Börsenquartal Q4 ist uns noch in frischer Erinnerung.

 

Was ist im Jahr 2019 anders?

  • der erste deutliche Unterschied ist die deutliche Absenkung der Unternehmensgewinne bis zu einem rezessiven Gewinnquartal Q1
  • auf der anderen Seite erwartet man einen Anstieg der Gewinne in den folgenden Quartalen, anders als im Jahr 2018
  • dann natürlich die 180-Gradwende der Fed in puncto Zinspolitik, die Märkte preisen jetzt schon zwei Zinssenkungen in 2020 ein und ein baldiges Ende der „Balance Sheet Reduction“, also das Öffnen der Geldschleusen, als Triebfeder für die Börsenkurse schlechthin, so unsinnig es auch klingen mag
  • war man im Jahr 2018 sehr oft in euphorischer Stimmung, so ist diese 2019 großer Skepsis gewichen, selbst kurz vor dem ATH beim S&P 500 ist die Investitionsquote der US-Aktienfondsmanager letzte Woche von 77% auf 61% gesunken (auch der Fear&Greed ist in mittlerem Terrain)
  • ein ganz wichtiger Faktor ist aber die Strategie des US-Präsidenten höchstpersönlich; er wird in seiner selbst formulierten Abhängigkeit von den Aktienmärkten nach Mitteln (Steuerreform 2.0, Infrastrukturprogramm) suchen, um die Märkte oben zu halten, auch mit permanenten Druck auf die Notenbank, eben weil seine Wiederwahl als Topos obenan steht

 

Wo sind die Gemeinsamkeiten?

  • nach wie vor glaubt man, dass sich die USA und China einigen werden im Handelsstreit mit einem Abbau der Zölle
  • nach wie vor wirkt die Droge Aktienrückkäufe, die im Jahr 2019 nochmals 600 bis 700 Mrd.$ erreichen sollen
  • und nach wie vor glaubt man an die Kaufkraft der US-Konsumenten, als Allheilmittel gegen weltwirtschaftliche Turbulenzen

 

Meine Bewertung

Kurzfristig steht wegen der Blackout Period und möglicher Irritationen in der Berichtssaison eine Korrektur ante portas. Mittelfristig hängt es von Chinas Führung und von der Zusammenarbeit der Notenbank ab, ob es noch einmal zu einem Aufbäumen kommt. Das berühmte FOMO oder das Thema Milchmädchenhausse sprächen dafür. Längerfristig aber gibt es kein Entrinnen und ich bin wie Dr. Krall fest von einer handfesten Rezession 2020 oder 2021 überzeugt.

 

By Fletcher6 – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4807995



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2 Kommentare

  1. Steuerreform 2.0 und Infrastrukturmaßnahmen bei einem geteilten Kongress? Da müssten die Demokraten de facto Wahlkampfunterstützung für Trump betreiben. Trump wird den benötigten ökonomischen Support nebst Aktien-Hausse wohl von der FED einfordern und bekommen.

  2. 2018 / 2019 das Ende eines Jahrzehntes, das in die Geschichte eingehen wird, als NOTENBANK- IRRSINN
    DES JAHRTAUSENDS.

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