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Die Bundesbank macht zunehmend den Rücken gerade gegenüber der EZB

FMW-Redaktion

Ja, so provokant kann man es ausdrücken. In den letzten Monaten äußerte Bundesbank-Chef Jens Weidmann immer wieder Kritik am Anleihekaufprogramm der EZB. Auch äußerte er immer wieder Kritik an der dahinter liegenden Politik die Inflation mit Brachialgewalt raufdrücken zu wollen. Ganz aktuell verschießt die Bundesbank zwei weitere kleine Giftpfeile Richtung Mario Draghi…

Jens Weidmann Bundesbank EZB
Bundesbank-Chef Jens Weidmann sitzt automatisch auch im EZB-Rat. Foto: Deutsche Bundesbank

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat der „Berliner Zeitung“ ein umfassendes Interview gegeben mit der Headline „Von der Deflationsspirale sind wir weit entfernt“. Eine direkte Provokation gegenüber Mario Draghi, der das Deflationsgespenst als Argument dafür hervorholt, dass man mit Billionensummen Anleihen aufkauft. Die Inflation Richtung 2% zu prügeln soll ja die Wirtschaft ankurbeln und die Preise möglichst weit wegbringen von der Null-Linie, ab der die Deflation beginnt. Weidmann wird so zitiert:

„Derzeit drücken vor allem die niedrigen Ölpreise auf die Inflation. Das ist für sich genommen nicht gefährlich –geringere Ausgaben für Energie sind vielmehr eine gute Nachricht für Verbraucher und Unternehmen. Sie stützen die Konjunktur, weil die Kaufkraft steigt und die Kosten der Unternehmen sinken. Der Effekt niedrigerer Energiepreise auf die Inflationsrate wird sich mit der Zeit herauswaschen. Auch der binnenwirtschaftliche Preisdruck wird wieder zunehmen. Von der oft beschworenen Deflationsspirale sind wir weit entfernt.“

Zu Draghi´s These einer härtnäckig niedrigen Inflation sagte Weidmann

„Die anhaltend niedrige Inflation der vergangenen Monate ist Geschichte, daran können selbst vermeintlich allmächtige Notenbanken nichts mehr ändern. Für die Geldpolitik ist sie nur dann relevant, wenn die Menschen uns deswegen nicht mehr zutrauen, die Inflation zukünftig unter, aber nahe 2 Prozent zu halten. Dieses Vertrauen ist wichtig für unsere Glaubwürdigkeit und letztlich unsere Handlungsfähigkeit. Beides sehe ich derzeit aber nicht gefährdet. Die Prognosen gehen wie gesagt von einer moderat anziehenden Inflation aus.“

Zur deutschen Immobilienblase sagte er

„Seit geraumer Zeit kommt es zu starken Preissteigerungen von Immobilien in den Ballungszentren, die sich nicht allein mit einer guten Konjunkturlage, den gestiegenen Einkommen und der Demografie erklären lassen. Wichtig für die Bewertung der Finanzstabilitätsrisiken ist, dass die Immobilienkäufe nicht mit einer überschwänglichen Kreditgewährung und hohen Risiken in den Bankbilanzen verbunden sind. Und man muss die Immobilienpreisentwicklung über einen längeren Zeitraum betrachten. Nach dem Wiedervereinigungsboom gab es eine längere Flaute. Insofern beobachten wir jetzt auch einen gewissen Nachholeffekt.“

Weidmann nimmt damit klar eine gegenteilige Position zur EZB ein. Nachdem jahrelang nicht viel zu hören war, macht man sich immer lauter bemerkbar, weil man der expansiven Brutalo-Geldschwemme immer skeptischer gegenüber steht. Abgesehen davon: Hat Jens Weidmann selbst vielleicht noch andere Motive sich immer öfter zu Wort zu melden in der deutschen Öffentlichkeit? Hat er vielleicht Ambitionen als Finanzminister und einem Bundeskanzler Schäuble Karriere zu machen? Nur eine spontane Mutmaßung…

Auch an anderer Stelle übt die Bundesbank Druck aus. Seit ein paar Tagen ist das sogenannte ANFA-Abkommen zwischen der EZB und seinen angeschlossenen nationalen Notenbanken ein großes Thema in der Finanzwelt. Hierbei geht es um relativ undurchsichtige Anleihekäufe der nationalen Notenbanken im Alleingang ohne die EZB. Niemand weiß so genau, ob es hier zu einer gigantischen illegalen Staatsfinanzierung von mehr als 500 Milliarden Euro über mehrere Jahre hinweg gekommen ist. Dazu sagt aktuell Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Nagel gegenüber der „Börsenzeitung“ die Bundesbank würde es begrüßen, wenn das ANFA-Abkommen veröffentlicht würde. Die Details sollten transparent gemacht werden.

Und siehe da, kurz danach veröffentlicht die EZB heute eine Art Erklär-Artikel, worum es denn bei ANFA überhaupt geht usw. Noch letzten Donnerstag hatte Mario Draghi Fragen hierzu schroff zurückgewiesen. Den gesamten Originaltext hierzu veröffentlichen wir in wenigen Minuten in kompletter Länge auf Deutsch mit unserer Einschätzung, wie der EZB-Text zu interpretieren ist.



Quelle: Deutsche Bundesbank / Berliner Zeitung / Börsenzeitung



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1 Kommentar

  1. Ich habe schon sehr oft kritisiert,dass Bundesbankpräsident Jens Weidmann bellt&knurrt,aber nie beisst!Der heutige Artikel:Draghi hat die Unabhängigkeit der EZB von Deutschland erklärt(Merkels Kapitulation vorm Italiener) hat mich in dieser Meinung bestätigt&wieder einmal schockiert!Der amtierende Präsident der einst stolzen,unabhängigen Bundesbank,als weisungsgebundener Frühstücksdirektor eines Weichwährungsbanksters 1.Güte,das kann man nicht ertragen.Die Lösung steht in obigem Artikel:Merkel,muss endlich entsorgt werden,solange Deutschland noch irgendeine, eher kleine, währungspolitische Kompetenz geniesst!Die angedachte Konstellation:Wolfgang Schäuble Bundeskanzler&Jens Weidmann Finanzminister wäre das Nonplusultra,was man sich wünschen könnte!

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