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Die Fed hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

FMW-Redaktion

Die Fed spricht – und keiner hört mehr hin. Deutlicher kann im Grunde ein Glaubwürdigkeitsverlust nicht sein. Das läßt sich an den gestern spät abends erolgten Äusserungen des Boston-Fed-Chef Eric Rosengren ablesen.

Denn was Rosengren sagte, war eigentlich harter Tobak! So sagte der Notenbanker, dass die Märkte zu pessimistisch in Sachen Zinsanhebung seien – die Märkten würden das alles mißverstehen:

„I don’t think the financial markets have it right!“.

Er verstehe nicht, warum diese schrittweise Anhebung der Zinsen an den Märkten nicht eingepreist werde:

„While I believe that gradual (..) rate increases are absolutely appropriate, I do not see that the risks are so elevated, nor the outlook so pessimistic, as to justify the exceptionally shallow interest rate path currently reflected in financial futures markets.“

Die Konjunktur sei grundsätzlich „gesund“ („fundamentally sound“), daher drohe der Fed das Risiko, dass sie angesichts der starken Konjunktur dann schneller die Zinsen anheben müsse, so Rosengren vor Studenten der Central Connecticut State University:

„I would prefer that the Federal Reserve not risk making the mistake of significantly overshooting the full employment level, resulting in the need to rapidly raise interest rates – with potentially disruptive effects and an increased risk of a recession“.

Erstaunlich an diesen Aussagen ist vor allem, dass Rosengren eher im Lager der „Tauben“, der dovishen Vertreter der Notenbank ist, also eher vorsichtig ist mit Zinsanhebungen. Wenn ein ansonsten sehr vorsichtiger Vertreter solche Töne spuckt, könnte man meinen, dass die Märkte sich erschrecken. Aber das Gegenteil ist der Fall: die Aktieninidzes steigen weiter, Euro-Dollar steigt tendentiell eher an etc.

Das alles zeigt: die Fed hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sind die Aktienmärkte unter Druck, kommen dovishe Kommentare (zum Beispiel häufig von James Bullard), sind die Aktienmärkte stark gestiegen, kommen Töne wie die von Rosengren. Die meisten sind eher hawkish, dann kommt Yellen, und alles ist wieder anders.

Wenn die Fed so weiter macht, verliert sie die letzten Reste ihrer Glaubwürdigkeit. Man hat den Eindruck, dass sich die amerikanische Notenbank vorwiegend mit dem Stand der Aktienmärkte beschäftigt, statt mit der Konjunktur und der Geldpolitik..



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1 Kommentar

  1. Helmut Josef Weber

    „Er verstehe nicht, warum diese schrittweise Anhebung der Zinsen an den Märkten nicht eingepreist werde“
    Antwort: Weil dann das große Firmensterben schon begonnen hätte..

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