FMW-Redaktion
Die große Angst vor dem „Italexit“ geht um – also vor einem Ausscheiden Italiens aus der Eurozone. Nach dem Sieg Trumps gehen die Märkte davon aus, dass die rechtspopulistischen Bewegungen auch in Europa weiteren Auftrieb bekommen werden – und das ist insbesondere in Italien virulent. Denn dort steht nicht nur das Referendum über die Senatsreform am 04.Dezember an – an die wiederum Ministerpräsident Renzi seine politische Zukunft gekoppelt hat (am Sonntag sagte Renzi in einem TV-Interview, er werde solange in der Politik bleiben, wie er etwas bewirken könne, und ansonsten sei die Politik eben nicht das einzige, was im Leben zähle).
Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi. Foto: Gobierno de Chile / Wikipedia (CC BY 2.0)
Verliert Renzi das Refrendum, drohen Anfang 2017 Neuwahlen. Und bei diesen Neuwahlen zeichnen sich geänderte Macht-Verhältnisse ab: zwar liegt Renzis Demokratische Partei nach wie vor in Führung laut neuester Umfrage mit 33,5% der Stimmen, aber schon knapp dahinter folgt die Bewegung Cinque Stelle mit 28,5% – und Cinque Stelle will ein Referendum über den Austritt aus der Eurozone.
Da die ebenfalls Euro-skeptische Lega Nord sowie die Berlsconi-Partei Forza Italia (die eher opportunistisch ist und sich mit einer Regierung von Cinque Stelle wohl arrangieren würde) ein Bündnis schließen könnten, droht real eine Abstimmung über einen Austritt aus der Eurozone – und damit wohl das Scheitern des Euro! Denn die Kolleteralschäden bei einem Austritt Italiens wären kaum zu erfassen, Leidtragender wäre vor allem Deutschland, das über die Target2-Salden Italien faktisch seit Jahren kredititiert – und seine Ansprüche dann nicht mehr geltend machen könnte, weil die Forderung nur gegen das Eurosystem besteht – bei dem Italien dann nicht mehr dabei wäre! Faktisch wäre damit für Deutschland eine dreistellige Milliardensumme „futsch“..
Und die Märkte riechen das Unheil – die Renditen für die 10-jährige italienische Staatsanleihe (gehandelt als Future unter der Kennung BTP) schießen nach oben (respektive der Kurs fällt):
Der Abstand der Risikoprämien für italienische Staatsanleihen zu spanischen Staatsanleihen (jeweils bei der 10-jährigen) weiten sich so stark aus wie seit fünf Jahren nicht mehr:
The most scary #Eurozone chart: #Italy's 10y risk spread over #Spain jumps to 56bps, highest level since the Berlusconi era in 2012. pic.twitter.com/eRzinn2FDK
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) November 14, 2016
In den Großstädten Rom und Turin stellt die Bewegung Cinque Stelle bereits den Bürgermeister (in Rom die Bürgermeisterin Virginia Raggi) – daher nehmen auch die Märkte die Gefahr eines Ausscheidens Italiens aus der Eurozone zunehmend ernst. Es erwartet uns 2017 ein Jahr großer Umwälzungen, wie es aussieht..
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Scheitert der €uro,dann scheitert Europa!Nein,eben nicht.Was scheitern wird ist die Führerin,von was eigentlich?Da Deutschland,mit scheiternden Führern/innen schon genug Erfahrung hat,wird die Abdankung der „Alternativlosen“eher Kräfte im deutschen Volk freisetzen,als andersrum!Merkel go home,egal wo home ist!
@Wolfgang, das mag ja alles sein oder auch nicht; nur: das ökonomische Erdbeben und die Rechnung für das Auseinanderbrechen (Target2-Salden etc.)wird dann so hoch sein, dass mit Kräfte freisetzen erst einmal nix ist auf Jahre; dann heißt es irgendwie wieder auf die Beine kommen, und das dauert Jahre oder Jahrzehnte! Die Haftungsrisiken sind so gigantisch..
Da sage ich doch mal wieder: „Danke Frau Merkel, danke, immer wieder danke!“
Och Herr Fugmann, jetzt fangen Sie auch noch mit diesem TARGET2-Popanz an…
Das Risiko ist nicht der Saldo, sondern diejenigen, die im Fall der Fälle entscheiden, wie man mit ihm umgeht. Wenn man will, kann man den bis zu den griechischen Kalenden in der Notenbankbilanz versenken, ohne das er irgend jemanden dort stört. Die „Forderungen“ werden in „aktivistischen Ausgleichsposten“ umbenannt und gut ist.
Wenn man nicht will, macht man die große Käpt’n-Ahab-Welle und hängt in dem Steuerzahler an den Hals – aber notwendig wäre das nicht.
@Ritter, Target2 ist kein Popanz, sondern Realität! Im Finanzsektor sowie in der Finanzwissenschaft ist das nach anfänglicher Skepsis inzwischen kanonisch..
@ Fugmann
In der Politik geschied nichts aus Zufall, und wenn es danach aussieht war es geplant.
… alles läuft nach Plan
Ordo ad Chao
Herr Fugmann.Eigentlich möchte ich nicht der Nihilist schlechthin sein.Ich habe mein Leben zumindest finanziell im Griff,lese seit 10 Jahren die Börsenzeitungswochenendausgabe,entferne mich aber mehr&mehr der Wirtschafts und vor allem Finanzwelt/Börse.Börse/Finanzmarkt/Kapitalismus oder nostalgisch soziale Matrktwirtschaft!,stellt das noch einen Wert an sich dar,oder ist es nur noch ein vernachlässigbar kleiner Notenbankaspekt?Dumme?Frage?:Für was brauche ich Börse,das freie Spiel der Märkte,wenn ich vom Lender of last Resort,ohnehin alternativlos abhängig bin?QE,Kaufprogramme,Geldneuschöpfung.
Besser, ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Auf der anderen Seite erspart sich Deutschland dann einen weiteren dreistelligen Milliardenbetrag, den man in den nächsten Jahren in unfähige Volkswirtschaften pumpen müsste.
Also es ist schon verdammt schwierig in Deutschland 5 Mann unter einen Hut zu bekommen. Wir sind alle zu Pessimisten und Hinterfrager mutiert. Der Herr @Lossless könnte 9 mal Richtig liegen und einmal falsch und schon hätten wir mehr Beschwerden wie Danksagungen.
Könnt ihr mal bitte alle euch selbst Hinterfregen.
Ich finde es super das @lossless diesen Service anbietet und noch kostenlos.
Von meiner Seite ein großes Danke schön
MfG
M.D
Und was genau hat das jetzt mit diesem Thema hier zu tun?
Darum liebe ich finanzmarktwelt.de.
Weil es manchmal mögliche Ereignisse „riecht“, die in den restlichen
Finanzmedien noch kein Mensch auf dem Radar hat.
Alle reden von Trump, aber keiner vom Italexit.
Negatives Referendum-Neuwahlen-Italexit, dagegen ist die Trumpwahl ein Kindergeburtstag und ich weiss, wovon ich spreche, da ich Italien sehr gut kenne.
Zum 4. Dezember ist es nicht mehr weit und trotzdem kaum ein Wort in den deutschsprachigen Medien zu diesem gefährlichen schwarzen Schwan. Ausser bei finanzmarktweld.de, die das Problem schon öfters angesprochen haben. Kompliment.
Hallo!
Nicht nur Italien ist überschuldet, Österreich hat derzeit 1000Milliarden € Schulden.
Wie glaubt Ihr nicht:
http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/diebilanz/5109133/Die-versteckte-BillionenStaatsschuldenlast?from=suche.intern.portal
Ohne Italien auch kein Draghi mehr!
Ohne Draghi keine hirnrissige EZB-Zins- und QE-Politik mehr!
Das wäre doch wunderbar, gäbe es nicht noch ein anderes kleines Problem: Wir brauchen dann überhaupt keine EZB mehr, weil der EURO bald gar nicht mehr und Europa in dieser Form nicht weiter existieren würde.
@Michael, vor allem sollte man dann keine ersparten
Euros in den Banken oder sonstwo herumliegen haben.
Richtig, lieber noch alle Konten bis zum äußersten Limit überziehen, vielleicht geht das dann im großen Crash mit unter :)
Von den Target 2 Salden hat Prof. Sinn schon vor 2Jahren oder noch länger gewarnt. Der mag auch nicht everybodies Darling sein, aber ein wenig Durchblick hat der schon. Ich nehme mal an, dass schon fieberhaft nach Schuldigen gesucht wird, wenn das mit dem Euro und der EU in die Hose geht, wahrscheinlich vor den Wahlen in NL, FR, IT, DE
Ich schlage vor, das dumme Volk in Europa, also hauptsächlich das Präkariat, oder vielleicht doch Putin, wenn er nicht gerade woanders überbeansprucht wird.
@ uburberg: Lesen Sie doch oben oder in irgendeinem beliebigen Artikel Ihrer Wahl die Kommentare: Schuld ist immer Frau Merkel, egal was auf diesem Planeten passiert. Da muss nicht lange nach einem Schuldigen gesucht werden, und man kann sich auf den Wiederaufbau eines ganzen Kontinents konzentrieren.
Was ist denn ein Präkariat?
„Unter Prekariat versteht man im Bereich der Politik und Soziologie einen Bevölkerungsteil, der in Armut lebt oder von Armut bedroht ist und nur geringe Aufstiegschancen hat. Diese Situation ist vor allem durch anhaltende Arbeitslosigkeit und fehlende soziale Absicherung geprägt.“
„Schäuble gibt deutsche Sparguthaben zur Euro-Sicherung frei – in unauffälligem FAZ-Artikel!“
ja nee, das macht die rollende schwarze null so ganz aus menschenliebe. also zum bio deutschen steuerzahler. öhm ja die ganzen dazugekommenen facharbeiter und gebärfrauen , also dern finanzierung noch gar nich interessant. humanitärr peanuts bereich würde man mal sagen…
einen teatlauf gabe es erfolgreich in zypern…wie schon vergessen. ah ja die größte leistung des hirn…nicht des verstandes ! vergessen. lol
„Der Artikel hat für die Banken die juristische Gültigkeit eines offiziellen Schreibens des für sie weisungsbefugten Finanzministers. Die meisten Sparer werden erst 2024 bemerken, was das für sie bedeutet.“
und es bleibt dabei, auch wenn dieser beitrag wieder gelöcht -zensiert wird, na und…die eu ist eine nicht legitimierte, verfassungsfreie diktatur, mit erpresserischen methoden lüge, verdummung, bevormundung und hoher krimineller energie der eurokraten ! genau das brauchen entwickelte emanzipierte gesellschaften soviel wie ein vogel flossen braucht. mfg
@oscar:
Dieser Beitrag wurde offensichtlich nicht „wieder gelöcht -zensiert„, was also wollen Sie uns mitteilen?
Was sind „dazugekommene facharbeiter und gebärfrauen“?
Was ist der „bio deutsche steuerzahler“?
Und was sind „entwickelte emanzipierte gesellschaften“?
@Herr Fugmann:
Nochmal zu den TARGET2-Salden: Herr Sinn hat sicher einige Anhänger für seine Thesen gefunden, sie sind aber nach wie vor umstritten – auch wenn das nicht mehr die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit findet. Herr Fratzscher z.Bsp. machte sich noch am 18.04.16 in der FAZ keine großen Sorgen.
Es wäre auch unbegründet. Man kann eine Notenbankbilanz nicht betrachten wie die Bilanz einer beliebigen Geschäftsbank. Für eine Notenbank gibt es keinen Zwang ausfallende Forderungen zu Lasten des Eigenkapitals abzuschreiben, weil das „Eigenkapital“ einer Notenbank in unserem Geldsystem eine völlig virtuelle Größe ist, die durch eigene Geldschöpfung der Notenbank zustande kommt. Deshalb ist es auch unsinnig, den Staat/Steuerzahler in Haftung zu nehmen, denn die könnten auch bloß „nachschießen“, was die Notenbank vorher selbst aus dem Nichts produziert hat. Es ist eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt.
Am Ende ist (war) ein gemeinsames Europa mit einer gemeinsamen Währung ein jämmerlich fehlgeschlagenes Experiment. Eine wirklich, wirklich gute Idee mit historischem Potenzial, die aufgrund einer jämmerlichen Umsetzung konterkariert und wohl traurigerweise für lange Zeit zerstört wurde.
Da sucht man nach gemeinsamen Normen für die Krümmung und Länge einer Banane, oder erfindet die EU-Normung einer (technisch fast unmöglichen und v.a. sinnlosen) Asphaltsorte, die sowohl in der brütenden Sommerhitze Siziliens, als auch in den nördlichsten Permafrostregionen sämtlichen Ansprüchen an Hitze, Kälte, Geräuschentwicklung, Haltbarkeit etc. entspricht. Alles soll vereinheitlicht und genormt werden.
Doch niemand berücksichtigt die geografischen, kulturellen und sozialen Gepflogenheiten.
Exakt!!!
Selbst jeder einzelne verblödete Gouverneur der großartigen, aber vereinigten Bundesstaaten von Gottes Gnaden hat mehr Entscheidungsfreiheit. Todesstrafe hier, Legalisierung von Marihuana dort. Selbst die obskure Wahlmännerregel (the winner takes it all) gilt nicht in allen Bundesstaaten, wer will, darf sogar demokratisch wählen.
In Europa hingegen toben sich die Bürokraten aus, ohne Überwachung, ohne Kontrolle und vor allem, ohne wirklich demokratisch gewählt zu sein. Da liegt zwar manchmal einem Wahlzettel zu einer nationalen Wahl (kommunal, Landtag, Bund, keine Ahnung) ein Zettel bei, auf dem es um den EU-Kandidaten geht (von dem normalerweise nie zuvor auch nur ein Wort zu hören war). So macht der Wähler also sein Kreuz nochmal bei der Partei, die er auch schon zuvor aus ganz anderen Motiven favorisiert hat.
Das alles wurde viel zu schnell, zu unüberlegt durchgeprügelt, nicht zuletzt dank einer überdimensionalen 16-jährigen narzisstischen Plage:
http://www.n-tv.de/politik/Wie-Kohl-den-Deutschen-den-Euro-aufzwang-article14764131.html
Nachdem er sich ja äußerst opportunistisch bereits die Deutsche Einheit auf seine Fahnen schrieb, und nicht der Bevölkerung der ehemaligen DDR oder Gorbatschows Glasnost und Perestroika, hoffte er, mit dem wenig durchdachten Durchprügeln des EURO endgültig in die Geschichtsbücher eingehen.
Ein Staatsmann zu werden, wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt
Das wird er nun, auf die eine oder andere Weise.
Selbst jeder einzelne der großartigen verblödeten, aber vereinigten Bundesstaaten von Gottes Gnaden hat mehr Entscheidungsfreiheit. Todesstrafe hier, Legalisierung von Marihuana dort. Selbst die obskure Wahlmännerregel (the winner takes it all) gilt nicht in allen Bundesstaaten, wer will, darf sich sogar demokratisch verhalten.
In Europa hingegen toben sich die Bürokraten aus, ohne Überwachung, ohne Kontrolle und vor allem, ohne wirklich demokratisch gewählt zu sein. Da liegt zwar manchmal einem Wahlzettel zu einer nationalen Wahl (kommunal, Landtag, Bund, keine Ahnung) ein Zettel bei, auf dem es um den EU-Kandidaten geht (von dem normalerweise nie zuvor auch nur ein Wort zu hören war). So macht der Wähler also sein Kreuz nochmal bei der Partei, die er auch schon zuvor aus ganz anderen Motiven favorisiert hat.
Das alles wurde viel zu schnell, zu unüberlegt durchgeprügelt, nicht zuletzt dank einer überdimensionalen 16-jährigen narzisstischen Plage:
http://www.n-tv.de/politik/Wie-Kohl-den-Deutschen-den-Euro-aufzwang-article14764131.html
Nachdem das politisch und physische Walross sich ja äußerst opportunistisch bereits die Deutsche Einheit auf seine Fahnen schrieb, und nicht der Bevölkerung der ehemaligen DDR oder Gorbatschows Glasnost und Perestroika, hoffte er, mit dem wenig durchdachten Durchprügeln des EURO endgültig in die Geschichtsbücher eingehen.
Ein Staatsmann zu werden, wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt
Das wird er nun, auf die eine oder andere Weise.
@ Fugmann
Hallo Markus, leider dauert es manchmal mehrere Minuten bis zu einer halben Stunde, bis sich die Seite nach einem Kommentar neu aufbaut, was mich glauben lässt, dass die Übertragung fehlgeschschlagen ist. Am Ende stehen dann zwei meiner Kommentare da, die fast ähnlich sind.
Das ist mir peinlich, weil es populistisch wirkt. Lässt sich das vermeiden?
Dass Italien aufgrund gravierender ökonomischer und kultureller Unterschiede aus der Eurozone ausscheiden wird, ist ziemlich klar, es sei denn der EURO wird endgültig zur Weichwährung abgewertet und die Euroschulden vergemeinschaftet. Dann muss aber vorher Deutschland zwingend aussteigen! Die Phase der Unsicherheit zwischen dem 4. Dez. und einer wackeligen Regierungskoalition nach Neuwahlen im Frühjahr 2017 wird die Ansteckungseffekte soweit verstärken, dass die gesamte EU zerbrechen wird.