FMW-Redaktion
Sind die Holländer wie die Deutschen? Ein Stück weit ist die Mentalität ähnlich, aber vermutlich ein wenig frecher, etwas weniger angepasst. Und, nunja, vermutlich auch etwas humorvoller. Das hat sich gestern einmal mehr gezeigt – und zwar als Mario Draghi, der godfather der Finanzmärkte, vor dem holländischen Parlament auftrat. Neben den Deutschen zählen bekanntlich die Holländer zu den größten Kritikern der EZB-Politik.
Draghi sprach gestern zu den holländischen Abgeordneten, und konfrontiert mit der Frage, ob es denn nicht lagsam Zeit sei für den Ausstieg aus der ultralaxen Geldpolitik, sagte Draghi:
“Is it time to exit? Or is it time to start thinking about exit or not? The assessment of the Governing council is that this time hasn’t come yet.”
Also jetzt noch nicht, und das obwohl sich der Römer gestern erneut positiv zur Entwickling der Konjunktur in der Eurozne äusserte. Aber Draghi hatte neue Begründungs-Munition im Gepäck: die Arbeitslosigkeit bzw. die Unterbeschäftigung sei nach wie vor sehr hoch, vor allem in Frankreich und Italien, und daher werde auch die Inflation nicht nachhaltig steigen.
Aber die holländischen Abgeordneten bohrten immer wieder nach – anders als ihre deutschen Kollegen, als damals Draghi im Berliner Parlament aufgetreten war. Sie stellten immer wieder bissige Nachfragen, die Draghi in Erkärungsnot brachten. Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war die Bemerkung eines Abgeordneten: „Dafür, dass sie aus dünner Luft 2,5 Billionen Euro drucken, wirken sie erstaunlich entspannt“!
Draghi lächelte das weg. Aber als ihm dann Pieter Duisenberg, der Sohn des ersten EZB-Präsidenten Wim Duisenberg, eine Tulpe als Symbol für die holländische Tulpen-Manie, die Mutter aller Blasen (Hochpunkt im Jahr 1637), schenkte, hatte es Draghi dann doch die Sprache verschlagen.
Zumal ihm Pieter Duisenberg mit auf den Weg gab: „Vor ihrer nächsten Konferenz, oder vor jeder anderen Konferenz, schauen Sie auf diese Tulpe. Schauen Sie auf diese Tulpe und denken Sie dabei an uns!“
Das wird der gute Mario sicher machen – aber wenn die Sache irgendwann schief gehen sollte mit dieser Geldpolitik, ist er ja sicher nicht schuld. Das war doch alles total alternativlos. Wegen den Arbeitslosen und so..
Draghi erschrickt auf einer Pressekonferenz im Jahr 2015, nachdem die Aktivistin Josephine Witte auf sein Podium trat und Geldscheine auf ihn herab regnen ließ..
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Ab heute liebe ich die holländer
Die richtige Einstiegsfrage wäre gewesen: „What’s the hell allowed you to start this f..ing policy“.
Moin, moin,
ja unsere Nachbarn aus Holland. So leicht lassen die sich nicht unterkriegen und ein X für ein U verkaufen. Blöd sind die nicht. Vielleicht hätte man Herrn Draghi aber auch vor sagen sollen, dass das Holländer sind und keine Michel.
Böse Menschen könnten aufgrund der Headline Hoffnung schöpfen: War die Tulpe vergiftet mit bewusstseinserweiternden Stoffen? ;)
Die Verantwortlichen für das aktuelle Scharmützel haben – denke ich – schon genügend mit ihrer eigenen Illusion zu kämpfen. Das muss man nicht kaskadieren :-D