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Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben!

Inflation ist gekommen, um zu bleiben

Wie hoch wird die Inflation im Jahre 2021 ausfallen und wo ist das Top? Dies sind wohl die drängendsten Fragen für Wirtschaft und Börse, eben weil sie alle Menschen betreffen. Dem Bürger, den die Teuerung die Kaufkraft schwächt und seine Ersparnisse entwertet, den Unternehmen, die versuchen müssen die höheren Kosten weiterzugeben, wenn andere Maßnahmen erschöpft sind, den Tarifparteien, die um höhere Löhne als Inflationsausgleich verhandeln – und nicht zuletzt den Notenbanken, die mittel- und langfristig ihre Geldpolitik danach ausrichten müssen.

In Deutschland kam gestern mit 5,2 Prozent Inflation ein nochmaliger Anstieg, aber selbst die Bundesbank rechnet sogar mit einer Sechs vor dem Komma – noch vor der Jahreswende.

Inflation: Die düsteren Preisprognosen des Ifo-Instituts

Basisvergleiche zu 2020 hin oder her, was für die Europäische Zentralbank noch immer die Ursache für die Lieferschwierigkeiten der Gegenwart ist, der Anstieg der Produzentenpreise und Weiteres, und damit als Hauptargument dient, um hohe Inflation als vorübergehendes Phänomen zu klassifizieren. Dies ist für die Unternehmen zu einem substanziellen Problem herangereift, wie die letzte Umfrage des Ifo-Instituts aufzeigt.

Der Leiter für Konjunkturprognosen beim Münchner Institut, Professor Timo Wollmershäuser, sprach schon von Rekordwerten, die es bei eigenen Umfragen noch nie gegeben hat. Der Trend zur Preisanhebung bei Unternehmen befindet sich mit 45 Punkten auf einsamen Höhen.

Inflation ifo Erwartungen

Ob in China mit plus 13,5 Prozent, in den USA mit plus 8,6 Prozent oder gar in Italien mit plus 20 Prozent oder Deutschland mit plus 18,4 Prozent, es sind die Erzeugerpreise, die zahllosen Unternehmen zu schaffen machen. Wenn die Margen nicht in den Keller fallen sollen, sehen sich die Unternehmen gezwungen, die Preise an die Konsumenten weiterzugeben.

Hierzulande ist der Anstieg der Erzeugerpreise so extrem wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Da man auch ab Januar keinen Einbruch bei diesen Vorkosten erwartet, sieht man die Preisschraube als Ultima Ratio in der Unternehmenspolitik.

Das Ifo-Institut rechnet für das kommende Jahr mit Preissteigerungen bei den Verbraucherpreisen um die drei Prozent.

Haupttreiber für die Inflation sind einmal mehr die Energiepreise, mit einem Anstieg auf Jahressicht von 48,2 Prozent, aber hier liegt auch das Überraschungspotenzial, wie man es an den Charts für Brent und Cruide Oil erkennen kann.

Inflation und Energiepreise Chart

Allerdings befindet sich das Hochinflationsland Deutschland auch hier wieder in einer besonderen Lage, denn die Abkehr von fossilen Brennstoffen soll auch politisch gewollt, zu hohen Preise für die herkömmliche Energie führen.

Blickt man auf die Branchen, so gibt es laut Ifo deutliche Unterschiede. Die Punktzahl im Handel liegt bei 65, in der Industrie bei 56, im Baugewerbe bei 44 und bei den Dienstleistern bei 32 Punkten. Das Institut kommt zu diesen Saldenpunkten, indem es die Differenz zwischen den Unternehmen, die die Preise anheben beziehungsweise senken wollen, ermittelt.

Aber das i-Tüpfelchen für einen dauerhaften Anstieg der Inflation ist die berüchtigte Lohn-Preisspirale, für die nicht nur die Münchner Statistiker erste Anzeichen erkennen. Die Forderungen nach einem Ausgleich der Inflationsrate in den laufenden Tarifverhandlungen ist häufig Thema in vielen Nachrichtensendungen. Der Fachkräftemangel tut hierbei sein Übriges.

Ein neuer Sprung bei den Verbraucherpreisen

Wie das Statistische Bundesamt gestern vorläufig gemeldet hat, sind die vorläufigen Verbraucherpreise für den Monat November im Jahresvergleich um 5,2 Prozent gestiegen (Vormonat 4,5). Für Energie ging es noch einmal um 22,1 Prozent nach oben.

Kaum verwunderlich, denn das bisherige (Nach-Corona)-Spitzenniveau bei Brent und WTI wurde Ende Oktober/Anfang November erzielt. Auch für andere Preiskategorien ging es nach oben, allerdings weit nicht so extrem wie bei der Energie. Ist das ein Grund warum die künftige Bundesbankpräsidentin Isabel Schnabel den Monat November für Deutschland als Monat mit Peak Inflation quantifiziert? Es dürfte ihr Geheimnis bleiben. Aber eigentlich müsste die Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemalige Angehörige des Sachverständigenrates für die Bundesregierung im Besitz aller verfügbaren Daten sein, umgeben von zahlreichen Statistikern. Sollte die Ökonomin ihr (mögliches) Amt in Kürze tatsächlich mit einer Fehleinschätzung der wichtigen Wirtschaftsgröße antreten?

Für die USA erwarte ich mehr denn je Peak Inflation im November. Wie schon öfters dargestellt, ist bei Öl mit dem gestrigen Preis von 69 Dollar für Cruide Oil ein deutlicher Preisrutsch schon für längere Zeit wirksam. Und gestern fiel der Future von Natural Gas um über 11 Prozent. Begründung: Ein deutlich wärmerer Winter für die USA als erwartet. Der gesamte Preisanstieg im Herbst seit Anfang September ist damit abgebaut.

Fazit

Sollte jetzt aktuell und im nächsten Jahr keine rezessive Wirtschaftsentwicklung auftreten, so ist eine höhere und dauerhafte Inflationsrate kaum zu verhindern. Was im Endeeffekt von der Politik auch so gewünscht ist, irgendwie wird weiter das Thema finanzielle Repression ständig unter den Tisch gekehrt. Aber das ist eigentlich die Absicht der Notenbanken, um von der hohen Verschuldung der Staaten, aus der man selbst mit hohen Wachstumraten nicht mehr herauskommt, herunter zu kommen. Also müssen Realzinsen niedrig bleiben, um mittels Inflation eine Reduktion der absoluten Schuldenlast zu erzeugen.

Aber wie sollen Investoren aus dieser Zwangslage herauskommen? Alles spricht bisher für die Anlage in Aktien, die sich bis 4 Prozent Inflation historisch in 80 Jahren immer noch am besten entwickelt hat. Aber auch dort, bei der Anlage in Dividendentitel, haben sich große Exzesse gebildet, allein aus der Überzeugung, dass die Notenbank rechtzeitig einen Sturz in den Bärenmarkt verhindern wird, aus der schließlich eine übergroße Sorgelosigkeit resultiert.

Auch wird das Wachstum der großen Kurstreiber im Nasdaq sich abschwächen müssen, dies in die Zukunft einfach fortzuschreiben wäre fundamental, wie finanzmathematisch kaum möglich. Nicht nur bei FAANG, selbst im marktbreiten Nasdaq mit seinen 1100 Prozent Kurszuwachs seit der Finanzkrise.

Ohne den sinnlosen Versuch zu wagen, die Zukunft genau prognostizieren zu wollen, wäre eine sehr volatile Zukunft an den Aktienmärkten mit Korrekturen, die ihren Namen verdienen (über 10 Prozent) alles andere als eine Überraschung. Und ich wage die These, dass die Inflation beim Favoritenwechsel von Growth zu Value ein gewichtiges Wörtchen mitreden wird.



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