Konjunkturdaten

Die Inflation kommt! Aber nur in den USA..

FMW-Redaktion

Vor wenigen Minuten sind die Verbaucherpreise aus Hessen, Bayern und Brandenburg und Nordrhein-Westfalen veröffentlicht worden – und siehe da: die Inflation zieht wieder leicht an, zwischen +0,3% (Brandenburg) und +0,4% (Hessen, Bayern, NRW) in diesen Bundesstaaten (um 14.00 Uhr folgen dann die Daten für ganz Deutschland). Das ist ein kleiner Hoffungsschimmer für die EZB – allerdings ein teuer erkaufter, der sich weniger der Politik der EZB verdankt, also vielmehr den gestiegenen Öl-Preisen. Von wirklicher Infaltion noch wenig zu merken, von den von der anvisierten 2% sind wir noch meilenweit entfernt!

Anders stellt sich de Lage in den USA dar: dort sind die Löhne gestiegen, die Lohnstückkosten steigen für die Unternehmen rasant, auch die Verbraucherpreise ziehen deutlich an und liegen auf Jahressicht bereits über dem Zielwert der Fed von 2%. Damit besteht eine grundsätlich andere Ausgangsposition in den USA als in Europa – und das obwohl die EZB im Gegensatz zur Fed eine ultralaxe Geldpolitik betreibt, während die amerikanische Notenbank die Zinsen anheben will.

Und das dürfte auch erforderlich sein – weniger aufgrund einer florierenden Konjunkur in den USA, als eben aufgrund der Inflation.. Vieles deutet nämlich darauf hin, dass die Inflation in den nächsten Monaten in den USA stark anziehen wird. Der Grund ist einfach: gestiegene Benzin-Preise jenseits des Atlantiks und das, was man als „Basiseffekte“ bezeichnet. Im Klartext: vor einem Jahr waren die Benzinpreise in den USA sehr günstig, inzwischen sind sie scharf angezogen. Und da Preisveränderungen von einer Basis ermittelt werden (also meist anhand der Preise vor einem Jahr), wird sich der starke Anstieg der Benzinpreise deutlich in einer steigenden Inflation niederschlagen.

Auf diesen Zusammenhang hat die Bank of America am Freitag in einer Analyse hingewiesen – und geht daher von steigenden Verbraucherpreisen (CPI, Consumer Price Index) aus:

„One of the key reasons why we think CPI is set to head higher later this year is because of base effects: gasoline prices were so low late last year that it’s hard to get to a lower year-on-year comparison point come late-2016. This “base effect” will push the year-on-year rate higher in late 2016. Beyond that, we continue to see elevated inflation..“

Dabei entwickelt die Bank ein „Bullen-Szenario“ und ein „Bären-Szenario“ für die Entwicklung der Verbraucherpreise in den USA: im bullischen Szenario, so die Bank of America, würden die Verbaucherpreise um saftige 3,5% (und damit weit über der Zielmarke der Fed von 2%) steigen, im bärischen Fall lediglich um 1,6%:

„Our analysis shows that there is a clear uptrend in CPI ahead, under most reasonable scenarios. CPI would accelerate to 3.5% yoy under our bull case, and rise to 1.6% under our bear case. Supportive base effects are a key driver. It is only under an extreme bear case (year-end wholesale gasoline price of $0.88/gallon, or retail at $1.58/gallon), that we would see CPI inflation flatten out at 1.1%, all else equal.“

In den USA beginnt bald die „driving season“, also die vermehrte Reisetätigkeit der Amerikaner in der Sommerzeit, was die Benzinpreise weiter nach oben schrauben dürfte. Sollte die Fed also bald die Zinsen anheben, dann wegen der anziehenden Inflation, nicht wegen der vermeintlich robusten Konjunktur..



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