Die US-Indizes stehen vor einem langjährigen Spitzenquartal
Wer hätte das gedacht? Trotz sich verschlechternder Wirtschaftsdaten legt der größte Aktienindex der Welt, der S&P 500, bis einen Tag vor der großen Abrechnung an den Terminmärkten eine Quartals-Hausse hin (plus 12%), die es bereits seit den 90-er-Jahren nicht mehr gegeben hat. Noch stärker der Nasdaq, bei dem die FAANGs fröhliche Wiedergeburt feiern. Der S&P 500 liegt gerade an seinem Widerstandsbereich (bis 2820 Punkte), an dem ihn viele Optionshändler haben wollen und wo schon mehrfach die Aufwärtsrally zu Ende war.
Jetzt ist eine wirklich spannende aber auch surreale Situation entstanden. Es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur, aber sehr viele große Fonds sind unterinvestiert und müssten bei einem weiteren Anstieg – woher der auch immer seine Kraft speisen mag – zwangsläufig in den Markt einsteigen.
Fundamental wähnen sich die Amerikaner in einem Wunschumfeld. Die Wirtschaft wächst schwach, aber mit einer vermuteten Beschleunigung im 2.Halbjahr und die Notenbank hält für längere Zeit die Füße still. Man preist alles Gute ein, setzt auf die Kraft seiner Konsumenten und glaubt daher sich von der Weltwirtschaft abkoppeln zu können. Das ist für mich das Trügerische, aber woher wird das Störfeuer kommen? Von Seiten der Inflation oder doch von der Fed, die zum Handeln gezwungen wird?
Die Lage beim Dax
Unserem Leitindex fehlen derzeit die Impulse. Im Zwiespalt absolut niedriger Zinsen (noch für lange Zeit garantiert durch die EZB, was bisher die Aktienmärkte gestützt hatte) und gesunkener Wirtschaftsaussichten (Ifo-Index), besonders in Europa, warten die Investoren auf neue Signale. Verschiebung des Brexit oder Abkehr von weiteren US-Zöllen, irgend etwas muss kommen, damit der Markt mit einem KGV unter dem langfristigen Durchschnitt wieder Käufer anlockt. Und das sind bei unserer Aktionärsstruktur nunmal in der Mehrzahl ausländische Käufer.
Das Drama um den Brexit
Zur Zurückhaltung ausländischer Investoren zählt auch der Hickhack um einen ungeordneten Brexit, der sicher auch mit Einbußen für unsere Exportwirtschaft verbunden ist. Wie viele Unternehmer und Finanzexperten haben in den letzen Monaten nicht schon in den Medien vorgerechnet, was uns ein ungeregelter Austritt kosten würde.(Jammern gehört zum Handwerk der Kaufleute!)
Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Brexit und seine Folgen ist mir ein Interview mit Jim O‘ Neill, dem Direktor von Chatham House und ehemaligen Chefvolkswirt von Goldman Sachs im Handelsblatt aufgefallen, welches ich hier wiedergeben möchte:
„Der wichtigste Faktor für die Weltwirtschaft ist der chinesische Verbraucher. Selbst wenn die chinesische Wirtschaft in den kommenden zwei Jahren nur um sechs Prozent wachsen sollte, würde das ein Bruttosozialprodukt von der Größe Großbritanniens schaffen. Die Abkühlung in China ist der Grund, warum das Wachstum in Deutschland so stark zurückgegangen ist. Für die Weltkonjunktur ist der Brexit nur von mäßiger Bedeutung. Politisch und gesellschaftlich ist er jedoch sehr wichtig, weil er die Schwächen der westlichen Gesellschaften aufzeigt.
Ein interessanter Gedanke zu den Dimensionen der Angelegenheit.
Mein Fazit
Es riecht aus den von mir dargelegten Gründen in den nächsten Tagen und Wochen nach starken Marktschwankungen. Seien sie technisch oder fundamental getrieben und sie werden wieder viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen.
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Frage an Wolfgang M. Beim DAX kann ich den gewünschten Kurs im „ VERFALLSTAG- Diagramm sehen
bei stockstreet de. Wo kann ich den entsprechenden S& P Kurs einsehen?
Vielen Dank zum Voraus.
@Beobachter
http://www.cmegroup.com
S&P 500 Volume
Eine dermaßen diametrale Entwicklung der Fundamentaldaten zu den Börsedaten habe ich persönlich noch nicht erlebt. Wie um alles in der Welt kann bei solch stark rückläufigen Wirtschaftsdaten die Börse grosso modo dermaßen gegensätzlich reagieren – einzig und allein, so ist meine persönliche Überzeugung, aus einem Selbstzerstörungstrieb der Anleger heraus getrieben, gefüttert durch die Gier. Es gilt wohl der Spruch dass je länger Bullenmärkte andauern besagte Gier das Hirn auffrisst und Korrekturen, egal wie massiv, und stark abschwächende Fundamentaldaten nur als günstigere Einstiegskurse gesehen werden wollen. Die Fallhöhe und der damit verbundene Crash wird immer schlimmer und massiver. Die selbst auserkorenen „Pflaster“ bei Korrekturen sind auch schnell zur Hand. Der BREXIT, HEDGING, die FED, der WINTER, der SOMMER, ein HURRICANE, TRUMP, MAY, JUNCKER, die CHINESEN, etc. etc. Keiner will sehen wohin das Schiff steuert. Mir kommt das so vor als wäre die gesamte Wirtschaftwelt Kapitän auf der TITANIC, der Eisberg ist in Sicht und die Ansage an den Steuermann würde lauten „VOLLE KRAFT VORAUS – DER WEICHT SCHON ZUR SEITE“. Na dann, AHOI Kameraden, ich steig schon mal ins Rettungsboot.,
@kritisch on fire, ich unterschreibe jedes Wort, das Sie da schreiben.
Mit zwei Ausnahmen: Eine dermaßen diametrale Entwicklung der Fundamentaldaten zu den Börsendaten habe ich persönlich noch nicht erlebt.
Die europäischen Börsen haben bereits 2014 begonnen, sich diametral zur Realität zu entwickeln, seit Draghi seine Wahnvorstellungen europaweit in die Tat umgesetzt hat.
Was Amerika betrifft, gilt Analoges seit November 2016…