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China produziert, die Welt reagiert Die Macht der Fabriken: China baut – die Welt bebt

Ein wackliger Gigant

China Fabriken
Foto: KI-generiert vom Autor

China produziert, die Welt reagiert: Wie die Werkbank der Welt globale Märkte dominiert. Der erste Teil einer Mini-Serie zeigt die Macht der chinesischen Fabriken.

Die Weltwirtschaft steht im Bann von Chinas Produktionskraft. Mit seiner überwältigenden industriellen Basis und strategisch gelenkten Exporten hat China globale Lieferketten geprägt wie kein anderes Land. Doch was bedeutet diese Vormachtstellung für die Weltwirtschaft, und wie beeinflussen Chinas Fabriken die Handelsströme von Europa und den USA? Dieser Artikel ist der Auftakt einer dreiteiligen Mini-Serie, die Chinas industrielle Macht und ihre Folgen beleuchtet.

China: Der Aufstieg zur Werkbank der Welt

Seit den wirtschaftlichen Reformen von Deng Xiaoping in den 1980er Jahren hat sich China konsequent zur „Werkbank der Welt“ entwickelt. Damals läutete Deng mit seiner Politik der Öffnung den „externen Kreislauf“ ein – ein Modell, das auf der Integration Chinas in die globalen Märkte beruhte. Dieser Ansatz führte nicht nur zu einem explosionsartigen Anstieg der Exporte, sondern machte China zu einem unverzichtbaren Glied in den internationalen Lieferketten.

Der Erfolg dieser Strategie basiert auf mehreren Säulen: eine staatlich geförderte Industrialisierung, die Fokussierung auf kostengünstige Produktion und ein konsequenter Ausbau der Infrastruktur. Bereits in den 1990er Jahren zeichnete sich ab, dass Chinas Modell nicht nur erfolgreich, sondern auch langfristig dominierend sein würde. Regionen wie Shenzhen wurden zu Symbolen dieses Wandels – von verschlafenen Fischerdörfern zu Megastädten mit globaler Bedeutung.

Der World Trade Monitor (WTM) des Niederländischen Büros für Wirtschaftspolitikanalysen (CPB) dokumentiert diese Entwicklung eindrucksvoll. Der WTM, der rund 96 % des globalen Handelsvolumens abdeckt, liefert seit Jahrzehnten verlässliche Daten zu den Produktions- und Exportleistungen verschiedener Länder. Die Normalisierung der Daten ermöglicht es, regionale Trends klar herauszuarbeiten und Chinas stetigen Aufstieg in der globalen Handelslandschaft zu analysieren.

China: Von der Werkbank zum Weltmarktführer

Bis zum Jahr 2020 sprechen die Zahlen des WTM eine deutliche Sprache: China hat sich nicht nur als Produktionsstandort behauptet, sondern dominiert inzwischen den weltweiten Handel. Die Produktionskapazitäten wuchsen zwischen 2000 und 2020 exponentiell – wie in Abb. 1 zu sehen ist. Dieser Anstieg ist das Ergebnis einer strategischen Ausrichtung auf Exportmärkte. Während andere Wirtschaftsmächte wie die USA und Europa mit stagnierenden oder rückläufigen Produktionszahlen kämpfen, hat China seine Position kontinuierlich ausgebaut.

Production China vs. World 2000-2020

Abbildung 1: Entwicklung der Produktion in China vs. der Welt, 2000-2020. Datenquelle: WTM, eigene Berechnungen

Besonders beeindruckend ist die langfristige Entwicklung: Nach Berechnungen der UN Industrial Development Organization (UNIDO) betrug Chinas Anteil an der globalen Produktion im Jahr 2000 gerade einmal 6 %. Zwei Jahrzehnte später, kurz vor der Einführung des „Dualen Kreislaufs“, lag dieser Anteil bei über 30 %. Kein anderes Land hat in so kurzer Zeit einen derartigen Sprung geschafft. Prognosen der UNIDO deuten darauf hin, dass Chinas Anteil an der globalen Produktion bis 2030 auf etwa 40 % ansteigen könnte – eine beispiellose Entwicklung.

UNIDO China share of Manufacturing

Abbildung 2: Anteil Chinas an der weltweiten Produktion 2000 vs. Projektion 2030. Quelle: UNIDO

Diese Entwicklung ist eng mit der Exportorientierung der chinesischen Wirtschaft verknüpft. Produkte „Made in China“ reichen von Elektronik und Konsumgütern bis hin zu Industriemaschinen. Laut den Daten des WTM exportierte China im Jahr 2020 mehr Waren als die USA und die EU zusammen. Der Grundstein für diesen Erfolg wurde bereits in den frühen 2000er Jahren gelegt, als China der Welthandelsorganisation (WTO) beitrat und damit Zugang zu globalen Märkten erhielt.

Doch dieser Wachstumspfad machte die chinesische Wirtschaft anfällig für globale Konjunkturschwankungen und Handelskonflikte – ein Problem, das insbesondere im Handelskrieg mit den USA deutlich wurde.

Der ideologische Wandel: Der „Duale Kreislauf“

Im Jahr 2020 markierte die chinesische Regierung unter Präsident Xi Jinping einen Wendepunkt in ihrer Wirtschaftspolitik. Mit der Einführung des „Dualen Kreislaufs“ wurde versucht, die Wirtschaft unabhängiger von externen Faktoren zu machen. Ziel war es, den Binnenkonsum zu stärken und die Abhängigkeit vom Exportgeschäft zu verringern.

Die Theorie des „Dualen Kreislaufs“ war vielversprechend: Einerseits sollte der „interne Kreislauf“ durch verstärkte Inlandsnachfrage und Konsum angekurbelt werden. Andererseits sollte der „externe Kreislauf“ durch strategische Partnerschaften und technologische Innovationen abgesichert werden. Doch die Realität zeigt, dass diese Politik an Grenzen stößt.

Manufacturing Drives Exports in China

Abbildung 3: China: Produktion vs. Exports 2020-2024. Datenquelle: WTM, eigene Berechnungen

Trotz massiver Investitionen bleibt der Binnenkonsum hinter den Erwartungen zurück. Chinas Wirtschaft bleibt stark exportgetrieben, wie die Zahlen des WTM belegen. Im Jahresvergleich stiegen die chinesischen Exportvolumen bis November 2024 um 13 %, während die Importvolumen lediglich um 2 % zunahmen. Diese Diskrepanz unterstreicht die Dominanz der Exporte als Wachstumsfaktor.

China Exports vs Imports WTM 2020-24

Abbildung 4: Exporte vs. Importe 2020-2024. Datenquelle: WTM, eigene Berechnungen

Laut dem Ökonomen Brad Setser mangelt es der chinesischen Regierung an Entschlossenheit, wirkliche Reformen zur Förderung des Binnenkonsums einzuleiten. Stattdessen setzt man auf Maßnahmen wie die Lockerung der Geldpolitik durch die chinesische Zentralbank (PBOC), Unterstützung für lokale Regierungen bei der Refinanzierung von Schulden sowie Maßnahmen zur Stabilisierung von Vermögensmärkten. Doch die zentrale Regierung bleibt zurückhaltend bei direkten fiskalischen Anreizen für den privaten Konsum.

Die angekündigte Erhöhung des Haushaltsdefizits von 3% auf 4% des BIP ist zu moderat, um Chinas Wachstumskurs nachhaltig zu verändern. Der Binnenkonsum bleibt weiterhin schwach, und der Import-Rückgang ist ein deutliches Zeichen für die strukturellen Probleme der chinesischen Wirtschaft.

Insgesamt zeigt sich, dass China trotz des ideologischen Wandels durch den „Dualen Kreislauf“ nach wie vor stark auf exportgetriebenes Wachstum setzt. Der Außenhandel macht etwa 30 bis 34% des BIP aus, und die Exporte tragen weiterhin wesentlich zum BIP-Wachstum bei.

Share of Foreign Trade of China GDP

Abbildung 5: Anteil des Außenhandels am chinesischen BIP 2018-2024. Datenquelle: IMF/China Customs, eigene Berechnungen

Chinas Fabriken laufen heiß – wo brennt es zuerst?

Doch während Chinas Fabriken weiter brummen, werfen diese Entwicklungen eine entscheidende Frage auf: Welche Konsequenzen hat Chinas Produktionsstärke für andere globale Wirtschaftsräume wie die USA und Europa? Die Antwort darauf – und was das für die Zukunft bedeutet – findet sich im nächsten Artikel.



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6 Kommentare

  1. Mit dem größten Rohstoffhändler der Welt „im Rücken“ und dem Verbund der BRICS, kann auch die Zukunft geplant werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Alle diese Brics-Staaten sind nur leider keine großen Abnehmer chinesischer Waren. Im Gegenteil, die wollen Waren an China verkaufen. Das heißt BRICS bringt China in der Hinsicht gar nichts. Übrigens, aktuell schwächelt BRICS ziemlich, also was deren Währung angeht.

      1. Wie bei allen Märkten ist die Entwickling Schwankungen unterlegen.Aber der Langfristige Trend für China und auch BRICs ist ganz klar positiv.Wie schon erwähnt auch die Rohstoffe stehen auf der Seite der BRICs

  2. Warum verdammen wir China? China macht es einfach besser. Lernen und es noch besser machen, nicht sanktionieren.

  3. naja ich erkenne da kein Problem erst hat man aus Gier in China eingekauft weil’s absolut spot billig war und jetzt heulen die alle rum egal ob dort nen iPhone produziert wird für 130 Euro und hier für 2000 Euro verkauft wird sind alle selber mit dabei.aber beschweren sollte man sich nicht drüber über die Chinesen das währe nicht fair muss man mal ehrlich sagen.die reichen machen sich die Tasche voll und lassen eine Spur der verwüstung, bis hin zu deindustrialisierung. eigentlich sollten solche wirtschaftlichen Probleme mit kleinen stellschrauben wieder alles in Ordnung bringen ist aber nicht gewollt da oben ist sich jeder selbst der nächste bis zum bitteren ende

  4. So sehe ich das auch.

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