Es ist so gekommen, wie die Meinungsumfragen nahegelegt hatten: die Demokraten gewinnen das Abgeordntenhaus, die Republikaner behalten die Mehrheit im US-Senat. Da aber viele Gesetze der Zustimmung beider Kammern bedürfen, bedeutet das im Klartext, dass innenpolitsch die Durchgrifssmöglichkeit für Trump geringer geworden ist – damit auch die Großprojekte Deregulierung und (weitere) Steuersenkungen deutlich erschwert sind. Deregulierung und Steuersenkungen aber waren die großen Pluspunkte für die Aktienmärkte.
Außenpolitisch aber behält der US-Präsident weiter freie Hand – und weil Trump nun innenpolitisch gefesselter ist, dürfte er gerade in der Außenpolitik seine Agenda umso beherzter durchsetzen wollen. Und diese Agenda lautet bekanntlich: „America first“. Das läßt nichts Gutes erahnen in Sachen Handelskrieg..
Erste Wahl-Analysen zeigen, dass Trump (bzw. die Republikaner) vor allem in ländlichen Gebieten gewonnen hat, aber in traditionell eher republikanischen Gefilden, den amerikanischen Vorstädten, verloren hat. Mit steigendem Bildungsgrad also scheint die Zustimmung zu Trump tendentiell abzunehmen.
Wichtig: fast alle moderaten Republikaner haben bei der Wahl verloren, die radikaleren Republikaner dagegen waren überwiegend erfolgreich. Das bedeutet: die Republikaner werden immer mehr zur Trump-Partei, die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft vertieft sich damit weiter. Wer in extremen Zeiten moderat ist, hat keine Chance – das ist die Schlußfolgerung aus der Niederlage jener Kandidaten der Republikaner, die Trump eher skeptisch gegenüber stehen.
Wie stark die Republikaner nun zur Tump-Partei mutieren, zeigt ein aktueller Tweet von Donald Trump:
.@DavidAsmanfox “How do the Democrats respond to this? Think of how his position with Republicans improves-all the candidates who won tonight. They realize how important he is because of what he did in campaigning for them. They owe him their political career.” Thanks, I agree!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 7, 2018
Das Ganze degeneriert zu einer Art Führer-Kult, wie folgende Aussage zeigt, die der US-Präsident in diesen beiden Tweets genüßlich und voller Selbstzufriedenheit zitiert:
“There’s only been 5 times in the last 105 years that an incumbent President has won seats in the Senate in the off year election. Mr. Trump has magic about him. This guy has magic coming out of his ears. He is an astonishing vote getter & campaigner. The Republicans are………
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 7, 2018
….unbelievably lucky to have him and I’m just awed at how well they’ve done. It’s all the Trump magic – Trump is the magic man. Incredible, he’s got the entire media against him, attacking him every day, and he pulls out these enormous wins.” Ben Stein, “The Capitalist Code”
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 7, 2018
„This guy has magic coming out of his ears“ – „bei diesem Kerl kommt die Magie aus den Ohren“. Wenn ein US-Präsident eine solche Beschreibung über sich mit Freude zitiert, werden die Zeiten für die Welt sicher nicht einfacher werden. Das wirkt schon fast so größenwahnsinnig wie einst beim römschen Kaiser Nero – der (so sagt es zumindest die Legende) seine eigene Stadt abgefackelt hat..
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