Anleihen

Die Problemkinder besorgen sich günstig Geld

Man gewöhnt sich ja an neue Allzeittiefs bei den Renditen (=Risikoprämien) für Staatsanleihen der Euro-Peripherie, und auch heute purzeln wieder die Rekorde. Dabei haben es die Staaten offenkundig eilig, Anleihen an den Investor zu bringen, weil eben die Bedingungen dafür derzeit so außerordentlich günstig sind. Auffällig ist, dass der Trend dabei zu langlaufenden Anleihen geht, die für extrem geringe Renditen an den Investor gebracht werden.

So hat heute Frankreich Staatsanleihen im Gegenwert von knapp neun Milliarden Euro mit Laufzeit 2024, 2030 und 2045 emittiert – erneut zu rekordniedrigen Renditen. So zahlt Frankreich für die 10-jährige Anleihe nur noch 1,32% – vor zwei Monaten waren es bei der letzten Auktion noch 1,77%. Die Anleihe mit Laufzeit 2045 rentiert nur noch mit 2,37% – im April bei der letzten Auktion waren es noch 3,19%. Offenkundig greifen die Investoren zu, weil sie aufgrund der EZB-Politik mit bald noch niedrigeren Renditen rechnen. Der französische Anleihemarkt ist hier offenkundig attraktiv, weil er immer noch deutlich höhere Renditen bringt als bei deutschen Staatsanleihen – und gleichzeitig gut liquide ist.

Auch Spanien konnte heute wieder Staatsanleihen mit Laufzeit 2024 und 2044 zu rekordniedrigen Renditen emittieren. So fiel die Rendite für die 10-jährige Anleihe auf 2,286% – im Vormonat bei der letzten Auktion waren es noch 2,699%. Bereits am Montag hatte Spanien die erste Anleihe seiner Geschichte mit Laufzeit von 50 Jahren an spezielle Investoren verkauft, Portugal emittierte gestern erstmals eine Anleihe mit 15-jähriger Laufzeit.

Der Fall der Renditen ist für die Anleihemärkte eine Art Erdrutsch in Zeitlupe – und für die Banken angesichts des Nullzins-Umfelds immer noch ein gutes Geschäft mit vermeintlicher Zahlungsgarantie durch Mario Draghi. Wir dürfen gespannt sein, ob sich der Trend zu immer längeren Laufzeiten fortsetzt und bald nur noch Anleihen mit mindestens 100 Jahren Laufzeit angeboten werden..



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