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Die Revolution frißt ihre Kinder: ETF-Boom zerstört Jobs und stellt Geschäftsmodelle in Frage

An den Finanzmärkten boomen ETFs, in die so viel Geld fließt wie noch nie. Nun entlässt ausgerechnet der Platzhirsch der ETF-Anbieter, BlackRock, Mitarbeiter aus der aktiven Portfolioverwaltung. Mehr Perfomance, weniger Kosten, sagt die Firma..

FMW-Redaktion

Es gibt kaum eine Branche, die von der Automatisierung so stark betroffen ist wie die Finanzindustrie: Banken schließen Filialen, Fintech heißt das neue Zauberwort. Mithin ersetzt also eine Software die Bank-„Berater“ – wodurch die Banken Kosten einsparen, aber eben auch viele Jobs entfallen. In gewisser Hinsicht ist daher die Finanzbranche die Avantgarde der Automatisierung, die Millionen an Jobs kosten wird. Ob im Gegenzug viele neue Jobs entstehen? Möglich, aber nicht so furchtbar wahrscheinlich.

Vor allem jene Menschen, die das Geld anderer Menschen verwalten, sind von diesen Trends betroffen. Geiz ist geil, also müssen die Kosten runter. Und das gilt derzeit vor allem für ein Produkt: ETFs! Derzeit boomen ETFs als das bevorzugte Anlagemodell nicht nur von Privatinvestoren, sondern auch von institutionellen Anlegern. Niedrige Kosten, Transparenz, und da die Märkte ja sowieso steigen, kaufen viele eben ETFs statt auf Portfolioverwalter zu setzen, die ohnehin nur selten besser abschneiden als etwa die Aktienindizes selbst.

Wohin der Hase läuft, zeigt sich jetzt beim größen Vermögensverwalter der Welt, BlackRock. Die Firma hat bekannt gegeben, dass es seine aktive Verwaltung reduzieren wird – 30 Mitarbeiter, teuer bezahlte Portfolioverwalter und Analysten – müssen gehen. Gleichzeitig werden die Gebühren für die aktiv gemanagten Verwaltungsprodukte zum Teil um die Hälfte gesenkt. Dabei hatte BackRock-Chef Fink in den letzten Jahren hunderte Millionen an Dollar investiert, um Trader und Analysten einzustellen, und macht nun die Feststellung, dass automatisierte Handelsmodelle (Quant) nicht schlechter, sondern teilweise besser performen als die von Menschen verwalteten Gelder. Oder wie es Mark Wiseman, Chef der aktiv verwalteten Portfolios bei BlackRock, formuliert:

“We can more efficiently deliver alpha at a better cost with automated processes.”

Also mehr Effienz und Performance durch mehr Automatisierung, aber weniger Menschen – genau das bringt die Dinge auf den Punkt! BlackRock will in den nächsten Jahren etwa so viele Mitarbeiter wieder einstellen, die man nun entläßt – aber mit völlig anderem Profil: gefragt sind vor allem Fachleute für Datenanalyse, nicht herkömmliche Analysten oder erfahrene Vermögensverwalter.


BlackRock-Chef Larry Fink, dritter von rechts
Foto: Wilson Center, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11633131

Dabei ist es vor allem der Boom der ETFs, der Jobs kostet – und BlackRock selbst ist der weltweit größte ETF-Anbieter. Die Zuflüsse in ETFs alleine in 2017 sind massiv und dürften das bisherige Rekordjahr locker überbieten. Das bedeutet: passives Investment setzt sich gegenüber aktiver Portfolioverwaltung immer mehr durch. Aber das birgt auch Gefahren, etwa plötzliche Liquditätsprobleme wie bei dem massiven Absturz der Märkte im August 2015, als über 1000 ETFs vom Handel ausgesetzt werden mussten und die Verluste dieser ETFs die Verluste der Aktienindizes, die sie doch eigentlich abbilden sollen, deutlich überstiegen (siehe dazu den Artikel „Massive Zuflüsse in ETFs seit Jahrebeginn: Ein Risiko!“).

Die Technik-Revolution frißt also ihre Kinder – das gilt vor allem für BlackRock: jene Firma, die ETFs erst zu dem gemacht hat, was sie heute sind!



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4 Kommentare

  1. Die Erkenntnis dass man den Markt nicht schlagen kann ist nicht neu. Es ist das Verkaufsargument von ETF schlechthin. Ich bin großer Fan von ETFs. ETFs sind im Grunde nur interessant wenn man in hoch liquide Assetklassen wie Aktien oder Anleihen investiert, hier funktioniert das Modell, bei allen anderen Assetklassen nicht. Allerdings kann man bestimmte Märkte nicht einfach mit ETF und Indizes abbilden. Alternative Assetklassen kann man nicht mit einem Index abbilden und hier geht es ohne aktives Management gar nicht. Beispiel Immobilien. Es gibt zwar ETFs die Immobilienaktien nachbilden, aber eben nicht den Immobilienmarkt.

  2. Hab ich doch kürzlich geschrieben: Wenn die Notenbanken die Aktien u.Zinsen bestimmen haben erfahrene ( ältere ) Berater eher Probleme ,da sie fundamental recht haben, imTiming aber öfter falsch liegen, Ich ( muss mich leider auch zu diesen bekennen ) Da mit den Niedrigzinsen auch die Margen gefallen sind wird die Finanzbranche einen grossen Personalabbau erleiden. Dies ist dann auch wieder eine negative Nebenwirkung der künstlichen Tiefzinspolitik.Eine andere Nebenwirkung ,dass die Altersvorsorge auf Jahrzehnte tiefe Rendieten erzielen( steht nirgends auf dem Beipackzettel ) wird sich erst später auswirken. (Altersarmut ) !!

  3. Die Armen können eh nichts bzw. nur gering sparen, da kann man für das Alter nichts aufbauen, die aktuelle Wahl währe der Zusammenbruch des Systems bei höheren Zinsen

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