Märkte

Die Saudis senken stärker als erwartet und „drohen“ mit mehr – Ölmarkt abgestumpft

Eigentlich sagt man ja "mit zusätzlichem Geld drohen". Wir bauen die Redewendung um und sagen "die Saudis drohen mit weiter Fördermengen-Kürzung". Der saudische Öl-Minister...

FMW-Redaktion

Eigentlich sagt man ja „mit zusätzlichem Geld drohen“. Wir bauen die Redewendung um und sagen „die Saudis drohen mit weiter Fördermengen-Kürzung“. Der saudische Öl-Minister Khalid Al-Falih hat in Abu Dhabi bestätigt, dass Saudi-Arabien jetzt schon so viel bei der eigenen Fördermenge gekürzt hat, dass man knapp unter die 10 Millionen Barrels Ausstoß pro Tag gefallen ist. Damit hat man folglich jetzt schon mehr gekürzt als die 486.000 Barrels pro Tag, die man am 30. November seinen Freunden bei der OPEC zugesagt hatte.

Also preschen die Saudis noch kräftiger voran bei der Kürzung der Fördermenge, als wir und viele andere es eh schon angenommen hatten. Und nicht nur das: Im Februar wolle man wohl noch weiter runtergehen mit der eigenen Fördermenge. Man sei schon seit einiger Zeit weiter Richtung Ausbalancierung (zwischen Angebot und Nachfrage) gelaufen. Erst in zwei Jahren könnte es zu einer Art Verknappung kommen. Er sei aber sehr zuversichtlich, dass die Kürzungen von 25 Ländern (OPEC und Nicht OPEC-Länder) sowie der Anstieg der Nachfrage-Seite um 1 Million Barrels pro Tag in 2017, beim Ölpreis eine dementsprechende Reaktion auslösen werde.

Ob es nach Mai eine weitere sechsmonatige Verlängerung der Kürzung geben werde, sei noch offen. Was aktuell auch bekannt wurde: Kuwait hat seine Exporte bereits um mehr als 100.000 Barrels pro Tag gekürzt, eine gute moralische Unterstützung für die Saudis zum Jahresanfang. Und der Ölpreis? Explodiert der nach so einer mächtigen Ansage der Saudis? Eigentlich müsste er genau das tun, aber es passiert fast gar nichts. Der irakische Öl-Minister sagte gestern er wünsche sich einen Ölpreis von 65 Dollar.

Kurz nach den Öl-Lagerdaten von Mittwoch Nachmittag ist zum Beispiel WTI-Öl um gerade mal etwas mehr als 1 Dollar gestiegen. Seitdem tut sich aber nichts. Wie gesagt: Normalerweise müsste Öl fast schon explodieren bei solchen Ansagen aus Saudi-Arabien. Aber wie wir Besserwisser es ja mehrmals gepredigt haben: Die Vermutung liegt nahe, dass dem geneigten Öl-Trader zunehmend dämmert, dass die Fracker immer mehr fördern, wenn die Saudis das Angebot an die Nachfrage anpassen. Das Problem in der Praxis ist nur, dass dadurch ein Paradoxon entsteht. Die Saudis und ihre Freunde wollen durch ihr Handeln einen höheren Ölpreis erreichen. Die Öl-Trader am Terminmarkt wissen das, lassen den Preis aber (Stand heute) nicht weiter steigen, weil sie anscheinend schon davon ausgehen, dass bei höheren Ölpreisen die Fracker ihre Fördermenge stark raufsetzen. Das wiederum würde den Ölpreis drücken, weshalb man als Trader den Ölpreis einfach gleich dort belässt, wo er momentan ist.

Soweit unsere Sicht auf die Dinge. Die Saudis, die ja in den letzten Wochen die Fracker als Rand-Thema abgetan hatten, welches man gar nicht so richtig beobachte, sagen aktuell zu dem Thema, dass man sich keine Sorgen mache. Zusätzliche Fördermengen der Fracker könnten durch den Gesamtmarkt absorbiert werden. Folglich geht man davon aus, dass die möglicherweise bereits laufende Fördermengen-Steigerung der Fracker kleiner ausfallen wird als der Nachfrage-Anstieg + die vereinbarten Kürzung von 1,8 Millionen Barrels pro Tag. Auch drücken momentan die höheren Fördermengen aus Iran und Libyen auf das Gemüt der Öl-Bullen. Es bleibt kompliziert am Ölmarkt. Vorbei die schönen einfachen Zeiten, wo die OPEC die Menge raufsetzte, und der Preis fiel, und umgekehrt.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage