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Risiken & Nebenwirkungen Digitale Zentralbankwährungen: Bundesdruckerei warnt mit klaren Worten

Die Planungen zur Einführung für digitale Zentralbankwährungen werden immer konkreter. Die EZB ist Mitte Oktober in eine neue Vorbereitungsphase eingetreten. Doch wo liegen die Vorteile der sogenannten "CBDC" - und für wen?

Euro-Symbol
Foto: Andrey Rudakov/Bloomberg

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) verweist darauf, dass bereits über 90 Prozent der Zentral- und Notenbanken weltweit prüfen, ob sie digitale Zentralbankwährungen (CBDC) einführen werden. Obwohl über 70 Prozent der Bürger hierzulande nach wie vor mit Bargeld bezahlen und eine Mehrheit der Deutschen einen digitalen Euro ablehnt, sind die Planungen auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits weit vorangeschritten.

Digitale Zentralbankwährungen gibt es seit über 50 Jahren

Bei CBDC (Central Bank Digital Currency) handelt es sich um durch Zentral- bzw. Notenbanken herausgegebenes digitales Geld. Dabei hat die Verbreitung elektronischen Geldes (digitales Giralgeld) bereits in den 1970er Jahren begonnen und forciert seit dem die Entkopplung von materiellen Werten und tatsächlich vorhandenem Bargeld. Jeder Euro auf einem Bankkonto ist heute nur noch in elektronischer bzw. digitaler Form existent.

Die Geldmenge hat sich in den letzten Jahrzehnten dadurch immer mehr und mehr vom realen Bruttoinlandsprodukt (reales BIP) abgekoppelt. Digitales Geld lässt sich eben leichter erschaffen. Mephisto in Goethes Faust hätte seine Freude daran: „Es fehlt das Geld. Nun gut, so schaff es denn!“.

Insofern handelt es sich bei CBDC nicht um die außerordentliche monetäre Revolution, als die sie gern von den Geldpolitikern dargestellt wird. Schon jetzt kann man innerhalb einer Bank oder eines Zahlungsdienstleisters in Sekundenschnelle elektronisches Guthaben von einem Konto bzw. einer Wallet (elektronische Geldbörse) auf ein anderes transferieren.

Eine Online-Überweisung auf ein Konto bei einem anderen Kreditinstitut darf höchstens einen Arbeitstag dauern, beleghafte Überweisungen maximal zwei Tage. Das gilt für alle Zahlungen in Euro im gesamten SEPA-Raum.

Digitale Bezahlmöglichkeiten werden immer vielfältiger

Jeder kann auf seinem Smartphone oder via Online-Zahlungsanbieter, wie z. B. PayPal, eine elektronische Brieftasche (Wallet) anlegen, die mit Konten oder Kredit- bzw. Guthabenkarten (Debit-Cards) oder Kryptowährungen hinterlegt ist. Diese Wallet kann man dann für Online- und Offline-Käufe bzw. Transaktionen an Dritte nutzen. Sogar über die monatliche Telefonabrechnung bieten viele Provider in sekundenschnelle Käufe bei Drittanbietern, wie z, B. in App-Stores, bei Lieferdiensten, Taxidiensten, bei Warenkäufen, Ticketbestellungen bis hin zur Bezahlung an Snack-Automaten an.

Wer seine Transaktionen etwas diskreter, schneller und direkter von Wallet zu Wallet durchführen möchte, dem stehen aktuell offiziell über 7.000 digitale Währungen (Token) dafür zur Verfügung. Am beliebtesten ist hier nach wie vor der Pionier Bitcoin (BTC). Neben Bitcoin gibt es auch direkt an Währungen gebundene Stable-Coins, die z. B. mit US-Dollar hinterlegt sind, aber wie eine Digitalwährung funktionieren.

Digitale Bezahlsysteme werden immer unkomplizierter und Kryptowährungen zunehmend interessant. Und inmitten dieser Geld-Revolution beschäftigen sich Staaten und Staatenverbünde mit der Einführung eigener elektronischer Währungen.

Aber warum wollen Zentral- und Notenbanken auf Biegen und Brechen zusätzlich zu ihrem bereits existierenden digitalen Giralgeld (Euro, US-Dollar, Yen, Pfund, Franken etc.) noch digitale Zentralbankwährungen (CBDC) einführen? Wer hat hier Bedarf angemeldet und wer braucht diese CBDC?

Hier ein Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener elektronischer Bezahlformen (kein Anspruch auf Vollständigkeit, stark vereinfacht):

Digitale Zentralbankwährungen bieten keine echten Vorteile

Anhand dieses oberflächlichen Vergleichs lässt sich kein echter Mehrwehrt für Bürger und Wirtschaft feststellen. Es scheint also so, dass die Zentralbanken lediglich einer Entwicklung hinterherhecheln, bei der sie die Kontrolle zu verlieren drohen: den rein privaten digitalen Währungen, allen voran dem dezentralen Bitcoin.

Doch hier muss man ganz klar konstatieren, dass im Vergleich zum Bitcoin keinerlei Vorteile eines CBDC feststellbar sind. Im Gegenteil ist die Hauptintention von Bitcoin, die Geldschöpfung zu begrenzen und somit die langfristige Wertstabilität zu gewährleisten, bei digitalen Zentralbankwährungen nicht gegeben.

Die Zentral- und Notenbanken, wie z. B. die EZB, können so viel digitales Zentralbankgeld schöpfen, wie sie es in der jüngeren Vergangenheit bereits getan haben und im Falle Japans (Bank of Japan) auch aktuell noch tun.

Bundesdruckerei warnt vor Problemen

Der Leiter Wertdruck bei der Bundesdruckerei GmbH, Dr. Dieter Sauter, sieht gleich mehrere Risiken für Verbraucher und das Bankensystem in seiner Gesamtheit (nachfolgend gekennzeichnet einige Aussagen von ihm aus Oktober 2022). Hier ein Zitat: „In keinem Fall dürfen digitale Identitäten dazu dienen, Transaktionen zu kontrollieren und sie mit konkreten Personen zu verknüpfen.“

Finanzmarktwelt.de dazu: „Selbst wenn die EZB dies zum jetzigen Zeitpunkt von sich weist, ist aus der Erfahrung mit EZB-Versprechen bekannt, dass sie die Baumwolle nicht wert sind, auf denen die Gemeinschaftswährung gedruckt wird. Und was passiert, wenn es in Europa zu einem politischen Wandel hinzu diktatorischen Verhältnissen kommt? Wer will die Versprechen der EZB dann noch durchsetzen? Der nicht mehr vorhandene oder nur noch eingeschränkt handlungsfähige Rechtsstaat? Und was passiert, wenn es die EZB und ihre Währung eines Tages nicht mehr gibt (nichts Menschengemachtes existiert ewig)? Da z. B. hinter dem Bitcoin keine Institution wie die EZB steht, stellt sich diese konkrete Frage hier nicht.“

Ein weiteres großes Risiko sieht Dr. Sauter in der Cybersicherheit. Finanzmarktwelt.de dazu: „Bankkonten sind relativ gut gegen Diebstahl geschützt. Zumindest besser als private Wallets. Allein im Jahr 2022 sind Kryptowährungen im Wert von knapp 800 Mrd. US-Dollar gestohlen worden (Quelle: TRMLabs) – hauptsächlich von nordkoreanischen Profi-Hackern. Wie will die EZB dieses Risiko mindern? Technologisch hängen die Geldpolitiker aktuell ja noch hinterher.“

Dr. Sauter warnt generell vor einer zu starken Präsenz von digitalem Zentralbankgeld in einer Volkswirtschaft. So schlägt er beispielsweise vor, CBDC-Transaktionen auf einen Maximalbetrag zu begrenzen. Schließlich könnte die vermeintliche Stabilität der Zentralbanken einige auf die Idee bringen, Geld von ihren Bankkonten in CBDC umzutauschen, so Sauter. Das wiederum wäre gefährlich für die Geschäftsbanken, so Sauter. Die latente Angst vor deren möglichem Bankrott würde laut Sauter dann einem echten Bankrott Vorschub leisten.

Finanzmarktwelt.de dazu: Würde zudem die EZB selbst ins Geschäft mit Bankdienstleistungen einsteigen, wie einige Geldpolitiker dies zur „Systemstabilisierung“ bereits fordern und selbst Konten inklusive Bankdienstleistungen anbieten, stünde schnell das gesamte Banken- und Sparkassensystem zur Disposition und die EZB am Ende als Monopolist dar, der nach eigenem Gutdünken über die Kreditvergabe und die Guthabenverfügbarkeit entscheidet. Keine angenehme Vorstellung.

Fazit

Finanzmarktwelt.de: Die fortschreitende Digitalisierung bei Zahlungsabwicklungen zwingt die Zentralbanken technisch mitzuhalten. Daher werden CBDC bald zu unserem Alltag gehören. Gleichzeitig entsteht die Gefahr, dass Zahlungsströme kontrollierbar und völlig transparent werden. Als mündiger Bürger sollte man sich gleichwohl der Möglichkeiten, aber auch der Konsequenzen der Einführung digitalen Zentralbankgeldes bewusst werden.

Eigentlich wäre dies bereits eine Aufgabe für die Schulen, den Kindern rechtzeitig den Umgang mit ihren persönlichen Daten und virtuellem Geld beizubringen, damit die jungen Erwachsenen nicht bereits hoffnungslos überschuldet und in ihrem Ausgabenverhalten komplett transparent und dadurch steuerbar ins Berufsleben starten.



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10 Kommentare

  1. CBDC braucht kein Mensch,dann kann man noch zielgerichteter Risiko -Zins-Kreditmanipulation betreiben.
    Ist zu dem wegen der gläsernen Transfers komplett totalitär.

    Die Annahme muss auf jeden Fall verhindert werden.

    1. SUPER Punkt mit den Schulen! Die digitale id wurde ja diesen Monat still und leise beschlossen !!!, ohne dass die medien (viel) darueber berichten!. Unbedingt muss die vollstaendige Kontrolle des einzelnen Buergers ueber cbdc sowie die Einfuehrung/Nutzung einer digitalen id in Gaenze verhindert werden. Laut Frau Lagarde soll cbdc das barged ja nur „ergaenzen“. Bis das bargeld soweit zurueck gedraengt wurde, dass es nicht mehr existent ist luegt sie ( technisch gesehen ) ja noch nicht einmal. Welch ein Schelm, der boeses denkt oder ahnt….

  2. >handelt es sich bei CBDC nicht um die außerordentliche monetäre Revolution
    Doch! Jedenfalls handelt es sich um eine weitere, NEUE Geldform.

    Bisher gibt es:
    a) elektr. Buch-/Giralgeld = dezentrales digitales Bankengeld, geschaffen durch Kreditvergabe = Darlehen des Kunden an ein Finanzinstitut, bei Konkurs der Geschäftsbank futsch (sofern nicht durch Einlagenfonds gerettet). Im Prinzip lediglich ein via Finanzinstitute vermittelter Anspruch auf Auszahlung von Bargeld
    b) Zentralbankgeld = Bargeld und Bankreserven (Einlagen der Geschäftsbanken bei der Zentralbank) = direkte Verbindlichkeit der Zentralbank = Haftung einer öffentlichen Institution.
    [In der Praxis wird der Unterschied dadurch verwischt, dass die Steuerzahlertrottel in jedem Fall zahlen. Technisch sind es aber verschiedene Dinge.]

    => c) digitales Zentralbankgeld: kombiniert die Schnelligkeit/Bequemlichkeit des privaten elektronischen Giralgeldes mit staatlicher Haftung und rel. großer Sicherheit. (Daher gehen die Überlegungen unserer sog. Eliten dahin, nur den Geschäftsbanken ‚wholesale CBDC‘ [Äquivalent zu Bankreserven] zur Verfügung zu stellen – Privatleuten aber nur max. 3.000 Euro ‚retail CBDC‘ [Äquivalent zu Bargeld] zuzugestehen.)

    Von der konkreten Ausgestaltung hängt es ab, ob die Geschäftsbanken in Zukunft noch Profit machen, bzw. überhaupt noch gebraucht werden. Der Bundesgeldscheindruckerei würde ich in diesem Zusammenhang auch keine Lebensversicherung verkaufen wollen…

    NEU ist auch die von der BIZ anvisierte Kombination von CBDC mit Token = Möglichkeit des Trackings und der Programmierung. (Sowie der Zentralisierung aller Daten – und bei Missfallen kann man kaum zu einer anderen, konkurrierenden Zentralbank wechseln.) Die Versprechungen der EZB, dass der digitale Euro nicht programmierbar werde, sind reiner Propaganda-Schmäh.

    >Stichwort Überwachung:
    CBDC muss im Kontext mit digitaler ID gesehen werden! Die EU zum Beispiel arbeitet nicht nur heftig an einem digitalen Euro, sondern auch an einer „European Digital Identity Wallet“ (elDAS 2.0-Verordnung): Bis 2030 sollen sich die EU-Untertanen in allen Lebenslagen mit einer staatlich programmierten „digitalen Brieftasche“ (Smartphone-App) „ausweisen können“, d.h. müssen.

    CBDC allein sind schon ganz gut – aber die Verknüpfung von CBDC und digitaler ID eröffnet schlicht überwältigende Überwachungs- und Manipulationsmöglichkeiten. Zuerst wird das v.a. an Afrikanern ausprobiert (am 8.11. ist dazu eine Kampagne von Gates- und Rockefeller-Stiftung offiziell gestartet: siehe https://50in5.net/)

    >Aufhalten
    lässt sich das Ganze nicht. Allein schon, weil unsere kritischen Intellektuellen viel wichtigere Dinge zu tun haben, als sich mit der absehbaren Technokratur der Zukunft zu befassen. Zum Beispiel Gender*sternchen oder Diskussionen über 30 Jahre alte Flugblätter von Schulkindern.

  3. Toller Artikel von Hanne Zipfel 👏 die verschiedenen Perspektiven, sowie Vor- und Nachteile von CBDC und BTC wurden sehr gut dargestellt.
    Meiner Ansicht nach kann beides parallel nebenher existieren, denn die Menschen werden jeweils den Mehrwert darin finden und werden sich nach Situation für das Jeweilige entscheiden. Ein wenig Disruption kann die Weiterentwicklung und Vielfalt fördern.

    Das Tauziehen zwischen dem Dogmatismus der „Crypto-Sekte“ und der Stigmatisierung der „Geldschaffenden“ hat jedenfalls eine amüsante Spannung.😅

  4. Nur als Hinweis: Bitcoin ist nicht anonym, Bitcoin-Transaktionen ist pseudonymisiert. Ein Beispiel für eine anonyme Kryptowährung währe Monero.

    Macht für die Aussage an sich keinen großen Unterschied, sollte aber beachtet werden, wenn man mit Bargeld vergleichen will.

    1. Ja, das ist korrekt. BTC ist zumindest relativ gesehen weniger transparent in Bezug auf die Transaktionen als dies bei digitalem Giralgeld oder einer von der Zentralbank direkt kontrollierten Digitalwährung möglich wäre.

  5. 800 Mrd. gestohlen worden – manno da haben ja die Nordkoreaner den Kryptomarkt fest in der Hand. Diese Zahl scheint mir ausgehend von der Gesamtkapitalisierung nicht ganz glaubwürdig.

  6. Klapp doch sowieso nicht mit dem CBCDs.

    Bis die EZB das fertig hat, in 27 Ländern, mit 8 Sprachen und mehr, schreiben wird das Jahr 2033 – und bis dahin gibt es keinen Euro mehr.

    Oder das ganze endet wie die DE.MAIL….

  7. „Aufhalten lässt sich das Ganze nicht. “

    …und das braucht es auch nciht, weil das von selber zusammenfällt, weil es unpraktisch und unbenutzbar sein wird. Kein Schwein wird das benutzen….

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